Heimatverein Oedt: 70 Jahre Gemeinschaft
Die Dorfgemeinschaft ist auch in der Pflege von Kultur und Wissenschaft zusammengewachsen. Das Jubiläum wird gefeiert.
Oedt. „Das Gute sichern, das Schlechte verwerfen. Die Jugend und alle geistig Interessierten sollen sich zusammenschließen und gemeinsam arbeiten, um die geistige Not zu bannen. . . Wir wollen auf dem Boden unserer christlichen Vorfahren stehen, aber um lebendig mit den Dingen der Gegenwart auf den Gebieten der Kunst und der Wissenschaft auseinandersetzen. Und durch Zusammenarbeit sowie gemeinsamen Feierstunden zur echten Dorfgemeinschaft zusammenwachsen.“
Diese Zeilen aus dem Protokoll zur Gründung des Oedter Heimatvereins im Dezember 1947 findet der heutige Vorsitzende Karl A. Willmen bezeichnend und immer noch aktuell.
Dass der Verein auch heute noch das umsetzt, was er vor 70 Jahren festgelegt hat, hat er bereits in diesem Jahr gezeigt. Mit einem Heimatabend, der mit einem Filmvortrag und einem Mundart-Beitrag dem ersten Heimatabend des jungen Vereins am 14. Dezember 1948 im Filmtheater Oedt (Buschhaus) nachempfunden war. Dazu gab es am Tag des Museums eine Ausstellung mit historischen Fotos aus dem Wirken des Vereins und am vergangenen Samstag ein fröhliches Beisammensein mit einem bunten Abend. Im WZ-Gespräch blickt Willmen mit dem Ehrenvorsitzenden Hans Panzer zurück in die 70-jährige Geschichte des Vereins.
Ausführlich wurde die Geschichte bereits vor 60 Jahren in einer Chronik dargelegt. Da war Panzer noch der Chef der etwa 564 Mitglieder. Hervorgegangen ist der Verein aus dem Kulturausschuss der damals noch selbstständigen Gemeinde Oedt.
Am 8. Dezember 1947 hatten sich Pfarrer Friedrich Decker, Theodor Küppers, Direktor der Firma Girmes, Rektor Wilhelm Zanders, Theo Hardering und Johannes Lipp getroffen und beschlossen, einen Verein zu gründen. Einer der Gründe: Junge Kriegsheimkehrer stellten fest, dass sie über ihre Heimat nichts wussten, wie Lipp einmal sagte. Erster Vorsitzender wurde Theo Hardering.
Selbstständig wurde der Verein am 1. März 1953, denn zuvor hatte er sich mit dem Kulturverein (später Volkshochschule) zusammengetan.
Die Gründer wollten den alten Bestand des Ortes erhalten. „Wir waren nicht bombardiert worden. Deshalb haben wir schon früh mit dem Denkmalschutz angefangen“, sagt Panzer. Er erinnert sich noch sehr gut an die Ausgrabungen rund um Burg Uda.
Hans Panzer, Ehrenvorsitzender des Vereins
Den ersten Schritt machte Professor Dr. Albert Steeger im Mai 1955 mit einer Besichtigung des Areals. Gut ein Jahr später begangen die umfangreichen Restaurierungsarbeiten am Bergfried und vier Jahre später Testgrabungen, denen 1961 ausgiebige Ausgrabungen folgten. Panzer denkt noch gerne an die Begeisterung der Oedter zurück, die hautnah die Arbeiten verfolgen und auch mitarbeiten konnten. Grabungsarbeiten an der Burg — erste urkundliche Erwähnung 13. Juni 1313 — wurden 1966 und 1988 durchgeführt.
Die letzte Renovierung erfolgte 2013. Heute gibt es Führungen, es kann in der Burg geheiratet werden und Veranstaltungen im Schatten des Denkmals locken immer wieder viele Besucher an. Dazu plant der Heimatverein ein von mehreren Stelen getragenes Glasdach, das Regen von den Mauerresten fernhalten soll. Die Baukosten von 170 000 Euro will der Heimatverein mit eigenen Mitteln und Fördergeldern stemmen.
Kreuzwege, das Ehrenmahl aus dem Ersten Weltkrieg, der Gänseliesel-Brunnen in Oedt (1993) sowie die Skulpturen-Gruppe „Müller und Esel“ in Mülhausen (2000) wurden vom Verein initiiert und finanziert. Grenzsteine wurden aufgestellt, das Heimatmuseum im alten Rathaus eingerichtet (1989) und seit 1973 gibt es jährlich das „Üdsche Heimatblättsche“, um nur einige der Aktivitäten der vergangenen 70 Jahre zu nennen.
Karl A. Willmen freut sich über ein umfangreiches Bildarchiv, das vor etwa 50 Jahren angelegt wurde.
Der Naturschutz wurde nicht vergessen: 1962 wurde ein Vogelschutzgebiet im Schleckbruch angelegt sowie heimische Bäume gepflanzt. Noch heute gehören Vogelfrühwanderungen zum Programm des Heimatvereins.
Auch wenn 2017 viel gefeiert wird, so ist der Blick in die Zukunft bei Willmen und Panzer nicht ungetrübt. Sie machen sich vor allem Sorgen, wie es mit dem Rathaus in Oedt und damit ihrem Heimatmuseum weitergeht. Sie hoffen, dass das Gebäude nicht verkauft wird, sondern der Bevölkerung auch als Erinnerung an die Firma Girmes erhalten bleibt, die in ihrer Glanzzeit so viel für Oedt ermöglicht hat. Und den Bewohnern, so Willmen, Technik wie beispielsweise die Elektrizität früher als anderen Menschen in benachbarten Orten beschert hat.
„Die Gemeinde sollte uns das Rathaus schenken“, sagt Panzer lachend, nach seinem Wunsch für 2017 gefragt. Willmen „bleibt optimistisch“, dass der Heimatverein weiter die Räume nutzen kann. Dafür wünscht er sich, dass viele Menschen mit dem Verein feiern, zum Beispiel am Familienaktionstag am 16. September.