Hilfen für Kinder: Hier hat man das Geld im Blick
Die Mitarbeiterinnen in der Abteilung „Wirtschaftliche Jugendhilfe“ sind Experten für Abrechnungen rund um minderjährige Flüchtlinge.
Kempen. Als die Bundespolizei Ende 2011 ihren Sitz nach Kempen verlegte, bedeutete das auf einmal viel Arbeit fürs Kempener Jugendamt. Denn die minderjährigen, unbegleiteten Flüchtlinge, die von den Beamten aufgegriffen wurden, mussten nun von den Kempener Mitarbeitern an Einrichtungen vermittelt werden.
Die Abrechnungen dieser Maßnahmen liefen über die Abteilung „Wirtschaftliche Jugendhilfe“, ein Bereich des Jugendamtes, der sonst nicht unbedingt öffentlich in Erscheinung tritt. Dort werden Leistungen abgerechnet, die Einrichtungen und Pflegeeltern bezahlt bekommen, wenn sie ein Kind aufnehmen und versorgen. Das gilt auch für die minderjährigen Flüchtlinge.
Ute Evers erinnert sich noch gut an diese Zeit. Sie ist seit 27 Jahren beim Jugendamt, hat schon vieles erlebt. Doch auf einmal war auch für sie vieles neu. Auf einmal musste man mit vielen verschiedenen Trägern in ganz Deutschland zusammenarbeiten. „Und jeder Träger hatte andere Anforderungen. „Die Abrechnungen waren kompliziert und zogen sich lang hin. Nicht nur für das Kempener Jugendamt war das Thema Neuland. „Bei uns gingen auch viele Fragen von den Jugendhilfeeinrichtungen ein“, erzählt Ute Evers. Auch diese hatten zum Teil mit der Materie noch nicht viel zu tun gehabt.
Mittlerweile ist das Team rund um Ute Evers aber bei diesem Thema gut eingespielt. Dadurch, dass die Verteilung der minderjährigen Flüchtlinge neu geregelt wurde, hat sich die Situation für Kempen derzeit entschärft. Die Zahl der Fälle ist massiv gesunken. Dafür rufen nun schon mal andere Jugendämter an und fragen die Kempener Experten in dieser Sache um Rat.
Ute Evers, Jugendamtsmitarbeiterin
In der Abteilung von Ute Evers, Irmgard Ketels, Monika Konnen und Ingrid Steinmetz konnte wieder „Alltag“ einkehren — und auch dieser ist vielfältig. Einrichtungen und Pflegeeltern erhalten von dort regelmäßige Beihilfen, andere müssen gesondert beantragt werden, wie eine Ausstattung zur Einschulung oder ein Zuschuss für die Ferien.
Dort kommt es auch schon mal vor, dass sich die Eltern, deren Kinder in einem Heim oder von Pflegeeltern untergebracht sind, mit Sorgen an die Mitarbeiterinnen wenden. Zum Beispiel: „Wie viel müssen wir zahlen?“ „Da versuchen wir immer zu beruhigen. Eltern mit einem geringen Einkommen werden auch nur zu einem geringen Anteil herangezogen“, erklärt Ute Evers.
Mit Blick auf die Einrichtungen gilt es, die Abrechnungen mit den Hilfeplänen zu vergleichen. Ständig müssen die Umstände einer Betreuung unter die Lupe genommen werden. „Oberste Prämisse ist immer die Frage: Sind wir zuständig?“, sagt Ute Evers. Denn dabei geht es auch teilweise um viel Geld, das die Stadt ausgeben muss. Daher gilt es immer wieder zu überprüfen, ob sich etwas geändert hat und vielleicht ein anderer Kostenträger die Kosten tragen muss.
Umzug, Trennung, Sorgerechtsänderungen, Einkommen der Pflegekinder — es sei schwierig, immer alles mitzubekommen, wissen die Sachbearbeiterinnen.
Ein wesentlicher Vorteil des Kempener Jugendamtes sei es, so Ute Evers, kurze Wege zu haben. Es gibt einen regen Austausch mit den pädagogischen Fachleuten und den Vorgesetzten. Und auch der Kontakt zu Pflegeeltern und Kindern ist durch aus gegeben. „Das ist dann die schöne Seite - zu sehen, dass es den Kindern gut geht“, sagt Ute Evers.