Grefrath Camp für die neuen Bales und Krooses
80 Feldspieler und zehn Torhüter trainieren in Oedt nach neuesten Real- Madrid-Methoden.
Oedt. Leonard, Lars, Dustin, Luca — „eine coole Truppe“ in schneeweißen Trikots hat Jens Lang unter dem Zelt, das seinen Speedcourt beschattet. Es schützt vor der Hitze dieses Trainingsdienstags, ist aber auch aufgebaut worden, damit die Sonne nicht den Blick auf den Monitor verspiegelt.
Speed (=Geschwindigkeit) und Court (=Platz) ist ein drei mal drei Meter großes Feld mit neun auseinanderliegenden Sensor-Quadraten. Es ist ein bisschen wie die Umkehr des Fernseh-Klassikers „Eins, zwei oder drei. . . ob ihr wirklich richtig steht, seht ihr, wenn das Licht angeht.“
Auf dem Speedcourt funktioniert die Runde fraglos umgekehrt: Auf dem Monitor leuchten Felder auf, von denen die Kicker nun innerhalb von 30 Sekunden so viele wie möglich in kurzen, flotten Steps erreichen und antippen sollen.
Leonard muss als Erster ran. Und sich erst einmal mit der Übung vertraut machen. Start etwas vertrödelt, dann sehr gut aufgeholt — ein gutes Dutzend Treffer. Dustin im Gareth- Bale-Trikot schafft 19, Luca-„Ronaldo“ ebenfalls. Lars ist mit 20 Speed-Court-Winner.
2009 hat die deutsche Firma Global Speed (bei Heidelberg) das Feld als Übungsgerät für das Athletiktraining entwickelt. Die Königlichen aus Real Madrid waren, so Peter Lang, die ersten, die das Training im Spitzensport eingesetzt haben.
Real Madrid! Und nun Oedt? Das passt, wenn man das Frage- durch ein Ausrufezeichen ersetzt. Real Madrid belebt in dieser Woche täglich sechs Stunden den Kunstrasenplatz der Nierskampfbahn. Ansonsten ist das die Heimat von Borussia Oedt.
Das Fußball-Camp für 80 Feldspieler (darunter zwei Mädchen) und zehn Torhüter zwischen sieben und 14 Jahren begeistert Leonard und Luca, die sonst in und für Tönisberg Fußball spielen. „Das Training macht hier mehr Spaß. Das sind gute Übungen“, sagen beide, „und anstrengend.“
Camp-Leiter Julian Rathofer betreut gerade zwölf Jungs auf einem Kleinfeld. Er lässt immer zwei Spieler aufeinander zulaufen, um den Ball dribbeln und ruft ihnen Zahlen und Rechenaufgaben zu, die ein Ergebnis zwischen eins und vier ergeben — Ziffern, die fürs rote, weiße, grüne oder blaue Hütchentor stehen.
„Gut so! Prima Zweikampf“, lobt er, während einer von vier weiteren Trainerkollegen nebenan den noch lauf- und lautstärkeren Motivationskünstler gibt: „In Bewegung bleiben, keiner bleibt stehen.“
Das Trainer-Spiel auf dem Platz ist ein Locken, Jagen, Motivieren und Anspornen. Gleichzeitig sehen die Camp-erfahrenen Übungsleiter genau, wer beim Passen und Dribbeln Herausragendes kann oder leistet.
„Wie viele Spanier sind hier?“ „Keiner“, sagt Julian Rathofer, der ein Königlicher im weiteren Sinne ist: Als Trainer ist der ehemalige Verbandsligaspieler bei der Real Madrid Foundation angestellt, die Hauptträger der Nachwuchscamps ist.
Talente sichten und entdecken, auch das ist die Chance für den Großverein, der beim Nachwuchs flächendeckend den Spaß am Spiel mit dem Ball fördert. „150 Camps im Jahr“ werden, so Rathofer, allein in Deutschland angeboten. „Mittlerweile gibt sie auch in England, Frankreich, Italien, den Niederlanden und Belgien.“
Die besten zwei, drei Spieler der Oedter Woche werden zum NRW-Camp eingeladen, der Topspieler dieses Treffens wird nach Madrid eingeladen.
Aktuell stammen zwölf Spieler des Real-Profikaders aus dem eigenen Nachwuchs — neben den Millionen-Einkäufen Ronaldo, Kroos und. . . Vielleicht braucht Dustin in ein paar Jahren kein königliches Bale-Trikot mehr.