Hubertusmarkt Altstadt-Besucher im Kaufrausch
Kempen. · Auf dem Hubertusmarkt gab es am Montag wieder mehr oder weniger nützliche Dinge. Die Besucher trotzten auch dem Regen am Mittag.
Irgendwie fühlt man sich an diesem Montagmorgen wie auf dem Halbfastenmarkt. Angenehme Temperaturen, volle Altstadt und lauter gut gelaunte Händler. Aber: Die Osterdeko fehlt, an einigen Ständen geht es weihnachtlich zu, es sind Püfferkes im Angebot. Okay, dann ist wohl doch
Hubertusmarkt.
Und alle guten Bekannten sind wieder da, zu denen auch der Regen am Mittag gehört: Die über das Stadtgebiet verstreuten Schnibbler, die, was immer ihnen unter die Klinge kommt, in bester Ikebana-Manier in kleinste Teile zersemmeln; die Sockendealer mit ihrem ausgefeilten Angeboten, außerdem zahlreiche Weltneuheiten. Kempens Hausfrauen schleppen schon am Vormittag tütenweise ihre Beute nach Hause. Oder ließen schleppen, denn so manche hat ihren Ehemann dabei. Ob mit oder gegen dessen Willen, sei einmal dahingestellt. Nicht jeder von ihnen guckt jedenfalls besonders
glücklich.
Auf der Judenstraße findet sich wieder der CD-Händler, der zweimal jährlich Kübel voller Glück auf Kempen niederregnen lässt. „Wie die große Liebe begann“, erschallt es für Anfänger, deutlich abgeklärter klang „Millionen Frauen lieben mich.“ Auf einem Schild steht „Die Welt ist ein Irrenhaus, und hier ist die Zentrale“. Kein Widerspruch, besonders angesichts der Tatsache, dass der junge Mann, dessen Gesichtszüge zwischen zahlreichen Piercings kaum zu erkennen sind, sich über innovative Konzepte zum Fensterputzen aufklären
lässt.
Das ist einer der Kontraste, die nur der Hubertusmarkt bietet. Das ist auch der Mann, der scheinbar mit Genuss ein Rote-Bete-Smoothie zu sich nimmt, während seine Frau schon längst zum Püfferken übergegangen ist. Nicht alle aufgeschnappten Gesprächsfetzen lassen sich einordnen. Nach wie vor unklar ist etwas, was die Frau meint, die ihrem Gatten mit strengem Unterton verkündet: „Wir müssen noch dat Pulver haben.“
Warm ums Herz wird dem Besucher, der auf der Miedermeile Buttermarkt die Bettwäsche „Winterengel“ entdeckt. Während der Herr im besten Alter um kurz vor 11 Uhr den ersten Reibekuchen verdrückt, preist „Captain Sunshine“ den ultimativen Reiniger an. Mit dem kriegt man hoffentlich auch die Pfannen sauber, die am Nachbarstand versaut werden, um damit irgendetwas unter Beweis zu stellen.
Manches Geschäftsmodell ist schnell erklärt: „Ich brauche Geld.“
Einige der Produkte lassen beim unbedarften Besucher Fragen offen. Was bitte ist ein angerautes Nachthemd? Oder was hat es mit dem Frühstückangebot am Unterwäschestand auf sich? Sehr klar in seiner Aussage ist hingegen ein Händler, der sein Geschäftsmodell auf einen Satz reduziert: „Ich brauche Geld.“
Wenn man in Richtung Klosterhof schlendert, wird schnell klar: Auch der Forellenräucherer ist wieder an seiner Planstelle, die nicht ganz ohne tiefere Absicht ein wenig abseits vom Zentrum des Geschehens liegt. Sagt der Passant zu seiner Frau: „Muss ich ehrlich sagen.“ Antwortet die Frau: „Quatsch!“ Erster Eindruck: Er scheint’s nicht anders zu kennen. Kurz vor der Burg findet man den Stand mit Plastikdosen in allen Farben und Größen. Natürlich geruchsdicht und damit bestens für die Forellen geeignet.
Nicht ohne Erwähnung wollen wir an dieser Stelle Mandy lassen. Die will nämlich nach Angaben ihrer Freundin (?) keine senffarbene Jacke. Schade Mandy, die hätte dir sicher gut gestanden. Na ja, vielleicht dann beim Halbfastenmarkt.
Ein Schild, das an einem anderen Stand hängt und wohl vielen Besuchern aus dem Herzen spricht, verwirft schließlich alle gängigen Diäten: „Ich achte auf meine Ernährung. Was schmeckt, wird gegessen.“ Wer möchte da schon widersprechen... hd/Red