Im Himalaya, als die Mauer fiel
Am 9. November 1989 war Lothar Lindner in Nepal. Vom Ende der Teilung erfuhr der Kempener erst später.
Kempen. So ganz genau kann sich Lothar Lindner nicht mehr erinnern, was er am 9. November 1989, dem Tag des Mauerfalls, gemacht hat. Der Kempener war damals in Nepal im Hohen Himalaya auf einer Trekking-Tour unterwegs und von der Außenwelt abgeschnitten. Die Tour rund um den Manaslu, den achthöchsten Berg der Welt, dauerte drei Wochen.
Lindner und seine 15 Wanderkollegen kamen deshalb erst eine Woche nach dem Mauerfall in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu an. „Dort erfuhr ich dann durch Presse und Fernsehen, dass am 9. November die Mauer gefallen war“, sagt Lindner, der sich kürzlich auf einen Leser-Aufruf hin bei der WZ gemeldet hat. „Ich war zu Tränen gerührt und kriege heute noch Gänsehaut, wenn ich an diesen Moment zurückdenke“, sagt der 74-Jährige. In den Tagen danach war der Mauerfall zwischen ihm und seinen Reisekollegen immer wieder Thema. Und man schaute sich immer wieder die Bilder an.
Nepal hat der reiselustige Kempener danach noch dreimal bereist: 1991, 1993 und 1995. Und das immer um den 9. November herum. Das hat aber nichts mit dem historischen Datum zu tun, sondern damit, dass dort im Herbst das stabilste Wetter herrscht. Begleitet wurde er dabei von seiner Frau Christa, die allerdings seit 1999 nicht mehr mit ihrem Mann auf große Reisen geht. „Übernachtungen im Zelt waren da nicht mehr ihr Ding. Seitdem mache ich die großen Reisen alleine“, sagt Lindner, der seit fast 20 Jahren jedes Jahr eine große Tour macht.
Nach dem Mauerfall haben er und seine Frau zwei kleinere Reisen in die neuen Bundesländer unternommen — in die sächsische Hauptstadt Dresden und nach Eisenach in Thüringen. „Dort gab es ein Treffen mit den Teilnehmern einer früheren Peru-Reise“, so der 74-Jährige. Verwandtschaftliche oder freundschaftliche Beziehungen in die neuen Bundesländer haben Lindner und seine Frau aber nicht.
Seine Reiselust hat der Rentner bis heute nicht verloren. „So eine Tour wie 1989 nach Nepal könnte ich aber heute nicht mehr machen. Dafür fehlt mir inzwischen die Kraft“, sagt Lindner. Früher bereiste er die halbe Welt, war unter anderem in der Mongolei, in Vietnam, Kambodscha und Grönland. 1977 unternahm er eine Tour durch Afghanistan.
Das Reiseziel fürs nächste Jahr steht auch bereits fest. Dann will Lindner Chile von Norden nach Süden bereisen. Den 9. November 2014, den 25. Jahrestag des Mauerfalls, wird er am Sonntag hingegen mit seiner Frau zu Hause in Kempen verbringen.