Milchquote „Jeder kann frei melken“
Ab Mittwoch gibt es keine Milchquote mehr für die Bauern. Sie können so viel produzieren wie sie wollen.
Kempen/Vinkrath/Vorst. Ab Mittwoch gibt es keine Milchquote mehr. Das heißt: Milchbauern können so viele Liter produzieren, wie die Kühe hergeben können. Die Quote wurde 1984 eingeführt. Mit der Folge, dass ein Produzent, der mehr Milch produzierte als er durfte, sanktioniert wurde. Und zwar über die Zahlung einer sogenannten Superabgabe. Diese war so hoch, dass die Milchproduktion ökonomisch unrentabel wurde. Doch was bedeutet der Wegfall der Quote für den einzelnen Landwirt? Die WZ hat nachgefragt.
Heinz Buschhaus bedauert, dass die Quote wegfällt. Der 57-Jährige Landwirt aus Ziegelheide schätzt, dass zunächst einmal der Milchpreis sinken wird. „Ich hätte die Quoten lieber an der Börse gekauft, so habe ich jetzt einen Verlust“, sagt Buschhaus, der zusammen mit seinem Sohn Bernd (28) den Betrieb führt. Bisher war es möglich, die Quote eines Bauern zu kaufen, der seinen Betrieb aufgegeben wollte.
Dadurch konnte dann die eigene Produktion gesteigert werden, erklärt Buschhaus im WZ-Gespräch. Bisher produziert sein Betrieb mit 100 Kühen etwa 850 000 Liter im Jahr. Der Kempener denkt, dass er langsam die Zahl seiner Kühe erhöhen wird, „wie es die Nachzucht hergibt“. Platz dafür wäre noch im gerade neu gebauten Stall, der 160 Tiere beherbergen kann.
Mehr als seine 145 Kühe will und kann Christoph Tenhaef nicht halten. „Mein Stall ist voll“, sagt der 33-Jährige, der zusammen mit seinen Eltern den Hof in Vinkrath führt. Mehr Tiere würden mehr Arbeit bedeuten und wären dann im Familienbetrieb nicht mehr zu bewältigen. Zudem kämen bei einer Erweiterung hohe Investitionskosten dazu. So müsse er einen Bauantrag stellen, nachweisen, dass er genügend Futter- und Güllefläche hat. Pachtland im Kreis Viersen, so Tenhaef, sei teuer. Dazu benötige man für zwei Kühe ein Hektar Land (10 000 Quadratmeter) für Gülle. Ansonsten müsse man sie teuer verkaufen.
Zurzeit bekommen die Landwirte 28 Cent als Grundpreis für einen Liter Milch, sagt Tenhaef. Je nach Qualität des Produktes gibt es mehr Geld. Tenhaef bekommt 31,2 Cent für den Liter. 34 Cent wären nach seiner Meinung optimal. Dann könne er rentabel arbeiten.
Josef Buckenhüskes aus Ziegelheide sagt: „Es wird viel geredet. Keiner weiß, wie es weitergeht.“ Der 56-Jährige hat 140 Kühe. Seinen Hof bewirtschaftet er mit Sohn Peter (26). 1,2 Millionen Liter geben seine Kühe im Jahr. Buckenhüskes glaubt nicht daran, dass viele seiner Kollegen ihre Betriebe ausbauen werden. „Da ist das Problem der begrenzten Flächen am Niederrhein“, sagt er. Und mit zu vielen Tieren seien die meisten Betriebe nicht mehr nur mit Familienmitgliedern zu führen. Angestellte müssten eingestellt werden, was die Kosten erhöhen würde.
Peter Joppen sehnt den Milchpreis von 45 Cent herbei, den er 2014 noch pro Liter erhalten hat. Er führt zusammen mit seinem Sohn Josef (22) einen Betrieb mit 80 Kühen in Vorst. Das habe an den guten Exporten nach China, Russland und Nordafrika gelegen, so der 55-Jährige. Doch die Märkte in China und Russland seien weggebrochen, der Preis gefallen. Joppen hält 40 Cent pro Liter für angemessen. Dann wäre die Produktion und die Investitionen in unter anderem Anlagen rentabel.
Joppen war einer der Landwirte, die 2008 gegen den gesunkenen Milchpreis protestierten und die selbst produzierte Milch an ihr n Vieh verfütterten. Damals war der Preis von 40 auf 32 Cent gesunken. Jetzt sagt er: „Ab heute kann jeder frei melken. Schau’n wir mal, was wird.“