Kabarettist Stefan Verhasselt in Oedt Stefan Verhasselt hat dem Niederrheiner genau zugehört
Oedt · Mit dem Programm „Zwischen den Zeilen“ war Stefan Verhasselt in Oedt zu Gast.
(jk) Was der WDR4-Moderator und Niederrhein-Kabarettist Stefan Verhasselt so alles „Zwischen den Zeilen“ – so der Titel seines aktuellen Programms – zu sagen hat, erfreut auch im inzwischen fünften Solo-Programm das Publikum. Der gebürtige Straelener versteht es ebenso charmant wie treffsicher, die Mitbürger und ihre besonderen Eigenarten auf die Schippe zu nehmen. In seinen Bühnenprogrammen wird er nie verletzend oder anmaßend. Der nette Niederrheiner verpackt seine Eulenspiegeleien stets freundlich, sagt dabei aber dennoch viele auch unbequeme Wahrheiten.
Die ersten 20 Minuten des aktuellen Programms gehörten der Pandemielage, ehe ein paar Klassiker aus früheren Programmen folgten. Schön, dass wieder Publikum dabei sein durfte, schließlich lebt jeder Auftritt eines Live-Künstlers ja vom Zusammenspiel mit dem Publikum, das Verhasselt von jeher in sein Spiel einbezieht. Und das klappte auch nach der langen Corona-Pause immer noch bestens. Die rund 200 Besucher jedenfalls gingen gut mit und hatten eine Menge Spaß.
Verhasselt geißelt das zeitgemäße Gendern und textet: „Das Gendersternchen, das deinen Namen trägt“. Skeptisch bleibt er beim Rummel um E-Autos: „Wenn ich demnächst nach Sylt fahre, werde ich wohl zuerst bei Dammer Berge eine Übernachtung und in Pinneberg eventuell eine zweite einlegen müssen, damit mein Auto wieder aufgeladen werden kann, wenn ich denn immer die richtige Ladesäule finde“.
In Corona-Zeiten waren viele Menschen in Wäldern unterwegs. Bäume zu umarmen sei beliebt gewesen. Diese Art von „Waldbaden“ findet er schräg: „Alle elf Sekunden verliebt sich ein Waldbadender in einen Ahorn!“ In Krisenzeiten werden neue Helden geboren: Der Kabarettist fordert den „Bravo-Starschnitt“ des Virologen Hendrik Streeck und hat auch zu TV-Held Karl Lauterbach seine feste Meinung.
Den Niederrheinern hört er oft und gerne zu. Deren Kampf mit Fremdwörtern gefällt ihm besonders: Der Flachländer fährt in den Bergen gerne über Terpentinen, findet es gut, wenn Menschen sich für den Klimaschutz arrangieren und bestellt gerne Gnotschi und Expressos. Wenn er aber Sun Chairs bestellt, wird es schwierig, denn dann sind keine Sonnenstühle gemeint: Der Mann/die Frau aus Rees oder Emmerich will den Franzosen-Wein Sancerre bestellen und hat nur Probleme mit der richtigen Aussprache.
Verhasselt hat seinen Mitmenschen zugehört und zieht so seine Schlüsse daraus: mit feinsinnigem Humor, aber auch mit deftigen Wort-Attacken. Unterhaltsames aus einem Landstrich, den Großstädter gerne verächtlich als „Hippeland“ abgetan haben, das aber in Wirklichkeit längst „ein hippes Land“ geworden sei, resümiert Verhasselt.