Kaldenkirchen: Jazz mit Herzblut in der Kehle

Judy Rafat und Thomas Rückert boten in der Kaldenkirchener Galerie Balladen und Bebop auf hohem Niveau. Die Zuschauer spendeten immer wieder Zwischenapplaus.

Kaldenkirchen. Ein Zauber lag in der Luft, ein Zauber von Romantik und Liebe: "Hand in Hand im Herbst, das ist Glück", lächelte Judy Rafat, sang von fallenden Blättern und entführte ihr Publikum in einen Zauberwald, in dem kühler Windhauch Erfrischung bringt. Und diese musikalische Erfrischung tat gut an diesem schwülen Donnerstagabend in der Galerie Petra Nostheide-Eycke: Das Duo Judy Rafat und Thomas Rückert gab ein wunderschönes Jazzkonzert. Und so ganz nebenbei manche Denkanstöße.

Runter von der Bühne, hin zum Publikum: "Together", zusammen, gemeinsam, miteinander ohne Vorurteile leben, das war Judys Botschaft. Davon sang sie, hauchte sie, spielte sie mit ihrer klaren Stimme, die keine Grenzen in Höhen und Tiefen zu kennen scheint. Gerade in dieses Lied "Brother K" von Dizzy Gillespie über Martin Luther King legt sie all ihr Gefühl - Rhythmus im Körper, Herzblut in der Kehle.

Nicht minder gefühlvoll Thomas Rückert am Klavier. Ein Virtuose, der die Melodien variierte, karikierte, improvisierte - und immer kurz bevor die Tastentöne im Chaos zu enden schienen, zähmte er sie, der Aufbruch brach ab, Harmonie hielt Einzug. Irritierend der Wechsel, imponierend der Gleichklang, wenn Rafat Rückerts Soli stimmlich mit modulierte - und umgekehrt. Immer wieder Staunen im Publikum, immer wieder Zwischenapplaus.

Es ist nicht die Musik der Massen, die das Duo bot: Jazz in seiner anspruchsvollen Art, niveauvoll, wozu die Kunstgalerie den idealen Rahmen bot. Viele der 70 Zuhörer lobten beeindruckt: "Mal ganz was anderes, tut gut. Wann gibt’s in Nettetal schon mal Jazz!" Sie bekamen ruhige Balladen wie "Till there was you" zu hören und lebhaften Bebop wie Gillespie’s "Revevent G", wieder so ein Stück, das der Rafat aus dem Herzen sprach - ein musikalisches Plädoyer für soziales Engagement.

Und dann der Spaziergang durch den Herbstwald. "When leaves begin to fall”, sang Judy, leicht und leise von hohen Tönen sank ihre Stimme herunter zu dunklem Grund wie ein fallendes Blatt. Um im wilden Wirbel, angefacht durch Thomas’ Tastentänze, wieder aufzuschweben, zu schaukeln im Reigen der Melodie- zauberhaft.