Keine Ruhe nach dem Sturm
Einen Tag nach dem Orkantief „Friederike“ waren immer noch viele Helfer im Einsatz.
Kreis Viersen. Pritschenwagen, Motorsägen, Häcksler im Stadtbild — der Tag nach Sturmtief „Friederike“ war ein Tag des Kappens, Sägens und Abtransportierens.
Der Kempener Baubetriebshof hatte gestern noch viel zu tun. Mehr als 50 Einsätze wurden am Donnerstag bewältigt — und am Freitag begann dann das große Aufräumen.
Der Friedhof an der Kerkener Straße und der „Liebespfad“ in Kempen mussten aus Sicherheitsgründen komplett gesperrt werden. Auch einige Teilbereiche auf Friedhöfen und Parkanlagen sind abgesperrt. Das Grünflächenamt bittet darum, die Absperrungen zu beachten, da die akute Gefahr herabfallender Äste besteht. In den nächsten Tagen sollten Wälder und Bereiche mit großem Baumbestand gemieden werden. Dort besteht zum Teil Lebensgefahr.
Die für Donnerstag angesetzte Verkehrssondereinsatz der Polizei war nach zwei Stunden schon vorbei. Alle verfügbaren Polizeibeamten wurden abgezogen, um Sturmschäden abzusichern und Gefahren abzuwenden. Ein Kontrollteam unterstützte in Mülhausen verzweifelte Anwohner dabei, das Familientrampolin dingfest zu machen, damit es nicht weiter „im Flugmodus die Gärten der Nachbarn heimsuchte“, so Polizeisprecherin Antje Heymanns.
Die von „Friederike“ verursachten Schäden können auch von der Gemeinde Grefrath nicht alle vor dem Wochenende beseitigt werden. Das Dorenburg-Wäldchen bleibt aus Sicherheitsgründen komplett gesperrt. Der Rad- und Fußweg hinter der alten Nato-Kaserne ist davon nicht betroffen.
In der Stadt Willich sind fast alle Sperrungen aufgehoben worden — nur die Parks und Friedhöfe bleiben bis auf weiteres geschlossen. Auch am Mutschenweg in Richtung Virmondstraße (dort droht auf privatem Grund ein Baum zu kippen) und rund um die Pfarrkirche St. Katharina gebe es noch Sperrungen, erklärte Pressesprecher Michael Pluschke. Die Kindertagesstätte LOK in Anrath, auf die ein Baum gestürzt war, könne dagegen am Montag ganz normal öffnen. Nur im Außengelände gebe es Einschränkungen. Alle Sportplätze der Stadt (Donkkampfbahn, Sportplatz Siedlerallee, Sportplatz Pappelallee und das Sport- und Freizeitzentrum) sind wieder zu Benutzung freigegeben.
Ein wackelnder Blechkamin im Gewerbegebiet war am Donnerstag um 10 Uhr der erste Einsatz für die Freiwillige Feuerwehr in Tönisvorst. Die zweite Alarmierung erfolgte wegen umgekippter Bäume auf den Anbau eines Hauses am Feldburgweg: Der Einsatz war für die Kameraden emotional. In diesem Bereich war vor genau elf Jahren Thomas Grumbach beim Einsatz gestorben. „Er rüttelt uns wach!“ — Feuerwehrchef Rolf Peschken mahnte daher die Einsatzkräfte im Gerätehaus von St. Tönis, auch mit Blick auf das dort in einer Vitrine stehende Foto Grumbachs, kein Risiko einzugehen und sich aus Gefahrenbreichen möglichst schnell zurückzuziehen. „Passt auf, einer reicht.“ schärfte er allen ein.
Auch elf Jahre nach Grumbachs Tod reagiere der Kreis Viersen auf Sturmeinsätze „wie elektrisiert“. Mit großer Erleichterung schlossen die Tönisvorster Feuerwehrleute den Tag nach 72 Einsätzen ab, ohne Verletzte melden zu müssen. Großes Glück hatten auch die Bewohner des Hauses am Feldburgweg, die sich im Hauptgebäude befunden hatten, als die Bäume auf den Anbau kippten. „Sie kamen kurzfristig bei Nachbarn unter“, so Peschken.
Gestern Morgen rückte ein Team zur Gemeinschaftsgrundschule Hülser Straße aus und holte eine lose Dachpfanne aus der Regenrinne — Gefahr gebannt. Peschken: „Mitarbeiter des Bauhofs kontrollieren weiter die öffentliche Bereiche.“ Schulhausmeister sichten und sichern ebenfalls.
Durch das Unwetter sind am gesamten Niederrhein die Wege in vielen Waldflächen unpassierbar geworden. Entlang der Wege stehen zahlreiche „Gefahrenbäume“, an denen noch abgerissene dicke Äste hängen, die jederzeit herabfallen können. Das Regionalforstamt Niederrhein warnt deshalb die Bevölkerung davor, die betroffenen Waldflächen in den nächsten Tagen zu betreten. „Auf keinen Fall sollten diejenigen Wege begangen werden, über die noch geworfene Bäume oder Äste liegen. Dort herrscht höchste Lebensgefahr“, so die Behörde.
Zu 70 Prozent zerstört worden ist der beliebte Kletterwald auf den Süchtelner Höhen. „Der Sturm hat uns leider voll erwischt. Wir wissen noch nicht ob und wann es weitergeht. Der Ticketshop bleibt vorerst geschlossen“, heißt es dazu auf der Homepage. Die Saisoneröffnung ist eigentlich für den 24. März vorgesehen. „Der Kletterwald ist ein touristischer Leuchtturm im Kreis Viersen“, betont Monika Baumgärtner vom Niederrhein Tourismus. Er sei bei Familien ebenso beliebt wie bei Gruppen oder Firmen. Sie hoffe, dass die Schäden behoben werden können.