Fridays for Future 1400 Unterschriften für die Linden
Kempen · Bei „Fridays for Future“ standen die Linden an der Hülser Straße im Mittelpunkt. Der Bürgermeister erklärte, dass man Alternativen prüfe.
Bei der Fridays-for-Future-Demo wurde es diesmal adventlich: „Oh Lindenbaum, oh Lindenbaum, wie schön sind deine Blätter. Du stehst nun schon seit 70 Jahrn, stattdessen solln nun Laster fahrn“, klang es am Freitag bei der Demo zum vierten internationalen Klimaaktionstag, bei dem Millionen Menschen in vielen verschiedenen Städten den #NeustartKlima forderten.
In Kempen stand der Tag besonders im Zeichen der Linden an der Hülser Straße. Bekanntlich hatte eine politische Mehrheit im Planungsausschuss im September die Aufstellung eines Bebauungsplans für ein neues Gewerbegebiet beschlossen, in dem ein Kreisverkehr in Höhe der Heinrich-Horten-Straße vorgesehen ist. Für diesen müssten 16 Linden gefällt werden.
Ein Tross von rund 200 Schülern, Erwachsenen und Familien zog am Vormittag von der Straße Am Gymnasium zum Burgparkplatz. Dort übergab Lizzy Aumeier von der Kempener „Fridays for Future“-Bewegung auf der Bühne Bürgermeister Volker Rübo eine Liste mit 1400 Unterschriften für die Rettung der Linden. Die Jugendliche ging mit dem Bürgermeister hart ins Gericht. Sie zeigte sich wütend und enttäuscht, dass der Antrag auf Ausrufung des Klimanotstandes im Juli abgelehnt worden sei. Rübo habe den Jugendlichen Unterstützung zugesichert. Aber es sei noch nichts passiert, der Masterplan Klimaschutz „fragwürdig“. Dabei habe jeder Tag, an dem nicht gehandelt werde, katastrophale Folgen. Menschen und Tiere würden leiden.
„Baumschonende Varianten“
werden geprüft
Rübo betonte, dass man sich sehr wohl auf den Weg gemacht habe, zum Beispiel mit Stellen für einen Nachhaltigkeitsmanager und die Umsetzung des Radverkehrskonzeptes. Die Stadt verstärke sich massiv, um die Themen umzusetzen. Zudem hob der Bürgermeister die Stadtwerke hervor, die in Sachen erneuerbare Energien einiges leisten. Immer wieder wurde Rübo bei seinen Ausführungen von Zwischenrufen – von Erwachsenen – unterbrochen.
Rübo machte in der Linden-Diskussion deutlich, dass man das neue Gewerbegebiet brauche. Nicht nur, um innovativen Unternehmen Flächen anbieten zu können, sondern auch, um auf dem jetzigen Gewerbeareal an der Bahnstrecke, das dann frei wird, Wohnungen zu ermöglichen. Rübo stellte in Aussicht, dass die Stadtverwaltung zurzeit „baumschonendere Varianten“ für die Zufahrt prüfe. „Ich kann nicht versprechen, dass wir ganz auf Baumfällungen verzichten können. Aber die Eingaben werden berücksichtigt“, so Rübo. Im ersten Planungsausschuss im neuen Jahr soll dies eingereicht werden. Dann habe der Rat zu entscheiden. „Wir sind in einem offenen demokratischen Verfahren“, so Rübo, der dazu aufrief, sich einzubringen, wenn die Varianten vorliegen. Man müsse aber zu Kompromissen bereit sein.
Kahler Tannenbaum
mit Zukunftswünschen
Die Klimaaktivisten hatten einen nadellosen Tannenbaum durch die Straßen gezogen und „schmückten“ ihn mit Zukunftswünschen. „Bäume haben ein Recht auf Leben.“ Und: „Ich wünsche mir, dass auch meine Enkel noch auf der Erde leben können“, war darauf zu lesen. Einen etwas anderen Adventskalender bildeten „24 Klimafakten“, die unter anderem auf die Auswirkungen von Ernährung, Artenvielfalt und Flächenverbräuche eingingen. Auf dem Burgparkplatz hatten sich die Stadtwerke Kempen mit einem Stand positioniert, um ihre Projekte zu erneuerbaren Energien zu präsentieren, wie die Heizzentrale im Neubaugebiet in St. Hubert. Auch Amnesty International und die Bürgerinitiative Fahrradstadt Kempen in Zusammenarbeit mit Fahrrad- und Naturschutzverbänden informierten.