Kempen: Also dann - Güle, güle

Klar, die bei uns lebenden Türken lernen deutsch. Aber warum büffeln Deutsche türkisch? Die WZ mischte sich in einen VHS-Kurs.

Kempen. Beim Betreten des Raums 118 im ersten Stockwerk der Burg wird man mit einem freundlichen "Günayden" begrüßt. Das bedeutet "Guten Morgen" und ist türkisch. 17 Deutsche sitzen um den hufeisenförmigen Tisch und freuen sich auf ihren zweiten Tag Türkischunterricht.

Mit Deniz Yardimici haben sie eine kompetente Lehrerin gefunden - vor allem eine, wie man sie nicht erwartet. Denn die selbstbewusste Türkin trägt ihre blondierten Haare offen und macht auch sonst einen eher mitteleuropäischen Eindruck.

Seit acht Jahren lebt die gebürtige Istanbulerin in Deutschland, studierte an der Essener Universität Sprachwissenschaften, Türkisch und Englisch und heiratete einen Deutschtürken aus Krefeld. Für die Volkshochschule des Kreises Viersen arbeitet die 29-Jährige seit drei Jahren und hat in diesen sechs Semestern schon viel erlebt: "In jedem Kurs gibt es besonders motivierte Schüler", sagt sie.

Doch warum lernt überhaupt ein Deutscher türkisch? Unter den Teilnehmern sind Türkeiurlauber und Geschäftsleute, aber auch Lehrer und Deutschtürken kommen zu ihr und erlernen die Grundlagen des Türkischen. An zwei Wochenenden stehen Gammatik, Hör- und Leseverstehen sowie sprechaktive Fertigkeiten an.

Teilnehmer des VHS-Kurses von Deniz Yardimici

Auch Sylvia Schulz ist mit dabei. Die selbstständige Heilpädagogin möchte türkisch lernen, um so ihren Kundenkreis erweitern zu können.

Der Dülkener Martin Kühlen hingegen kommt wegen der Liebe hierher: "Ich bin der Sitzenbleiber", sagt der 51-Jährige selbstkritisch und erzählt von seiner türkischen Freundin Gülgen. Mit der möchte er sich nicht nur auf Deutsch oder Englisch, sondern auch auf ihrer Muttersprache unterhalten können. "Das Wichtigste ist, die Geduld zu bewahren", sagt er. An diesem Morgen steht erst einmal Landeskunde auf dem Stundenplan. Welche acht Nachbarländer hat die Republik Türkei, welche Meere grenzen an das Land, wo liegt welche Stadt? Deniz Yardimici erklärt alles ruhig und verständlich und lässt auch Platz für Persönliches: So erfahren die Teilnehmer, dass sie ein Fan des Fußballclubs GalataSaray ist und dass in Istanbul "alles schön" ist. Dann gibt es Musik vom Band - genauer Musik mit Text. "Hallo- wie geht es dir" und andere Sätze werden mehrfach auf Türkisch wiederholt, alle hören gespannt zu.

Dann sind die Teilnehmer gefragt. Im Frage-Antwort-Spiel erfragen sie gegenseitig ihre Namen und wie es ihnen geht - gar nicht so einfach, wie sich herausstellt. Als Geheimrezept nennt Yardimici genügend Rollenspiele und eine gute Motivation. "Dann lernt man die Sprache recht schnell", weiß sie aus Erfahrung.

Eine Teilnehmerin bringt es schließlich auf den Punkt: "Für uns Deutsche ist die türkische Sprache trotzdem eine Herausforderung und eine schöne Möglichkeit, einen sehr persönlichen Einsatz zur Integration zu zeigen." Also dann: "Güle güle", tschüss und adieu.