Amnesty-International-Gruppe in Kempen Seit 50 Jahren im Einsatz für Menschenrechte weltweit
Kempen · Seit einen halben Jahrhundert setzt sich die Kempener Gruppe von Amnesty International für Menschenrechte weltweit ein.
Am vergangenen Sonntag feierte die Kempener Gruppe von Amnesty International (AI) ihren 50. Geburtstag mit einem Konzert und anschließendem Empfang im Gemeindezentrum der evangelischen Thomaskirche. Weitere Feieranlässe sind für die Gruppe noch zwei weitere Jubiläen. Die jeweils 75. Geburtstage der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte sowie der Tagung des Verfassungskonvents auf Herrenchiemsee im Jahr 1948, bei der das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland formuliert wurde.
Dies sagt schon viel aus über das Selbstverständnis der kleinen Gruppierung, die sich schon seit einem halben Jahrhundert vor Ort für die großen Anliegen in aller Welt einsetzt. Ingrid Schmale ist seit 31 Jahren Mitglied der Kempener Amnesty Gruppe. Die 69-jährige promovierte Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlerin gehört wie die meisten zum harten Kern der 14 Personen zählenden Gruppe. Viele von ihnen sind schon ebenso lange oder noch länger dabei. Gern würde man neue, jüngere Mitglieder sehen. Die Gruppe trifft sich jeden dritten Dienstag im Monat (außer in den Schulferien) im Gemeindezentrum von St. Josef in Kamperlings. „Die Sicht junger Leute ist erfrischend“, findet Ingrid Schmale. Ganz einfach gestaltet sich die Suche nach neuen Mitgliedern nicht, gesteht sie ein. „Wir könnten uns dann auch ein wenig in die zweite Reihe zurückziehen“, sagt sie.
Doch danach sieht es derzeit nicht aus. Die Gruppe ist klein, aber aktiv, hält an ihren über die Jahre schon zur Tradition gewordenen Aktivitäten fest. Das ist vor allem die Öffentlichkeitsarbeit. Zu St. Martin etwa verkauft die Gruppe Glühwein vor dem Kulturforum. Das begann „mit einem Karton Glühwein und einem Campingkocher“, wusste sie in der Jubiläumsrede zu berichten. Ähnlich klein waren die Anfänge des Büchertrödels, der zunächst im Rathaus, heute in der Burse stattfindet. Unterstützung hätten sie dabei von allen jeweiligen Bürgermeistern erhalten. Der junge Herr Dellmans habe in seiner damaligen Position als Pressesprecher sogar selbst mit Bücher geschleppt, erinnert sie sich. Hinzu kommen zweimal jährlich Informationsstände in der Kempener Fußgängerzone.
Immer wieder gab es in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule und dabei insbesondere mit Klaus-Peter Hufer Veranstaltungen zur politischen Bildung. Es gab Vorträge und Diskussionen zur Situation in Tibet, Afghanistan, in der Türkei, in Sri Lanka, Belarus oder Mexiko. Zeitzeugen berichteten, zu Paraguay etwa Martin Almada, ein von AI betreuter ehemaliger politischer Gefangener und Freund des Ehepaares Schmitz aus Kempen. „Dabei bestärkten die Zeitzeugenberichte uns immer sehr in der Hoffnung, dass unsere Arbeit nicht verpufft, sondern Ergebnisse zeigt“, sagte Ingrid Schmale in ihrem Rückblick.
Einzelne Mitglieder hielten Kontakt zu politischen Gefangenen, so etwa das frühere Mitglied Adelheid Hausen, die in Briefkontakt mit dem von 1974 bis 1984 inhaftierten Marokkaner Salah Elouadie, sowie mit dem Mexikaner Juan Valdes Pérez (inhaftiert von 1984-1989) stand. Die gesamte Gruppe setzte sich für den kubanischen Journalisten Pablo Pacheco Avila ein. All diese Menschen wurden später freigelassen.
Am Tag der Menschenrechte, dem 10. Dezember, gehen beim so genannten Briefmarathon jährlich bis zu 2000 Briefe von Schülern aus Kempen und Grefrath-Mülhausen an Regierungen in aller Welt, um auf die Situation einzelner politischer Gefangener hinzuweisen. Mit Benefizkonzerten, Ausstellungen, Lesungen und Filmvorführungen konnte die Kempener Gruppe, die 2013 mit der Nettetaler Gruppe fusionierte, immer wieder auf ihre Anliegen aufmerksam machen.
Es gibt auch ständige Förderer und Einzelspenden, so dass jährlich bis zu 4000 Euro an die deutsche Zentrale von Amnesty in Berlin überwiesen werden können. Kritischer und hellhöriger mache einen der Einsatz bei Amnesty, findet Ingrid Schmale. Das gelte auch für die aktuelle Flüchtlingspolitik: „Asylrecht ist Menschenrecht“, stellt sie klar.