Bachs Weihnachtsoratorium in Kempen „Plötzlich hast du deine eigenen Weihnachtserinnerungen vor Augen“

Kempen · (biro) In der Kirche Christ-König in Kempen gibt es am Dreikönigstag, 6. Januar, ein besonderes Konzert. Die Inszenierung „#Jauchzet! #Frohlocket“ hat ihren Namen von den ersten Tönen des berühmten Anfangschores aus Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium.

Bastian Rütten (l.) und Christian Gössel (r.) bei Absprachen.

Foto: Bastian Rütten

„Bach hat dieses Werk ursprünglich nicht zusammen gedacht“, erläutert Christian Gössel, Kirchenmusiker an St. Marien in Kempen. Er hat sich seit dem Sommer mit dem Kammerchor Notabene daran gemacht, dieses Werk zur Aufführung zu bringen.

„Die sechs Kantaten wurden eigentlich von Johann Sebastian Bach für die Aufführung an den jeweiligen Festtagen der Weihnachtszeit komponiert“, sagt Gössel. So erklangen die einzelnen Teile am ersten bis dritten Weihnachtstag, an Neujahr, am Sonntag nach Weihnachten und am Dreikönigstag. Erst im 19. Jahrhundert wurde daraus ein Oratorium, das in einzigartiger Weise musikalisch durch die Weihnachtsgeschichte führt. „Das ist eine große, gesungene Predigt“, schwärmt Bastian Rütten. Der Theologe arbeitet als Pastoralreferent in der Wallfahrtsleitung in Kevelaer. Dort ist er unter anderem für die Entwicklung neuer Formen zuständig. „Wir müssen die alte Botschaft für heute verstehbar halten“, meint Rütten. „So hat das damals auch Bach getan, als er den Menschen mit wunderbarer Musik Weihnachten für die Sinne geöffnet hat.“

Genau das war sein Anliegen, das Werk einmal im Ganzen anzusehen. „In der Regel gelangen nur die Kantaten eins bis drei zur Aufführung. Aber auch in den anderen Teilen ist so viel großartige Musik“, so Gössel. „Und auch Botschaft“, ergänzt Rütten schmunzelnd. Diese Botschaft war der Anlass für Rütten, sich kreativ mit dem Werk auseinanderzusetzen. Herausgekommen ist ein besonderes Format. An zwei Abenden wird das Weihnachtsoratorium in einer szenischen Aufführung erlebbar. „Diese Inszenierung ist vor der Corona-Pandemie bereits zweimal zur Aufführung gekommen. Die Rückmeldungen waren sehr gut. Vor allem, weil wir die Menschen auf eine Reise mitnehmen“, so Rütten.

Ein Sprecher, Schauspieler Boris Valentin Jacoby, führt die Reise an und beginnt im Bethlehem vor über 2000 Jahren. „Aber, man kommt sehr schnell bei sich an“, sagt Gössel. „Plötzlich hast du deine eigenen Weihnachtserinnerungen vor Augen, und die uralte Botschaft wird aktuell.“ Diese Erfahrung macht derzeit der Kammerchor, der bei der Aufführung in Kempen vom Unterstufenchor des Luise-von-Duesberg-Gymnasiums unterstützt wird. „Dass diese Kinder sich der musikalischen Herausforderung stellen, freut mich ganz besonders, weil auch zu Bachs Zeiten immer Kinder aus dem dortigen Internat mitgesungen haben“, so Gössel. Als Solisten eingebunden sind Isabelle Heiss (Sopran), Tobias Hechler (Altus), Leonhard Reso (Tenor) und Peter Rembold (Bass), den Orchesterpart übernimmt das Rheinische Oratorienorchester. Die Gesamtleitung hat Gössel, von Rütten stammen Libretto und Konzeption.

Die Aufführungen sind am Samstag, 6. Januar, 17 Uhr, in der Kirche Christ-König (Karten für 20 Euro im Vorverkauf bei Schreibwaren Beckers, Engerstraße 10 in Kempen) und am Sonntag, 7. Januar, 18.30 Uhr, in der Alten Kirche in Lobberich (Vorverkauf in der Buchhandlung Matussek, Marktstraße 13 in Lobberich). Ebenso sind Karten online erhältlich unter

(biro)