Cheerleader aus Kempen suchen Nachwuchs „Es ist schon ein Adrenalinkick, wenn man hochgeworfen wird“
Kempen · Die Cheerleader im Kempener Turnverein brauchen Verstärkung. Aktuell gehören noch acht junge Leute dazu – wenn die Gruppe wächst, wollen die „Black Pearls“ auch wieder häufiger auftreten. Ein Sport, bei dem es auf Teamgefühl und Vertrauen ankommt.
Langsam senkt sich der Zwischenvorhang in der Turnhalle Nord an der Straelener Straße in Kempen. Während auf der einen Seite das Aufschlagen von Bällen zu hören ist, setzt auf der anderen Seite Musik ein. „Machst du auch noch die zweite Box an? Ansonsten alle umgezogen und Schmuck aus? Dann kann es mit dem Aufwärmen losgehen“, gibt Sophia Huyskens vor. Die Trainerin der Cheerleadergruppe „Black Pearls“ reiht sich in die Runde der Läufer ein.
Sechs Frauen und ein Mann im Alter von 15 bis 28 Jahren beginnen mit dem Laufen. Es ist Dienstagabend, in der Turnhalle hat das Training der Cheerleader begonnen. Seit nunmehr 21 Jahren gibt es die „Black Pearls“, die dem Kempener Turnverein (KTV) angehören. „Leider ist unser Cheerleaderteam ziemlich geschrumpft. Vor drei Jahren waren wir noch 25 Leute. Jetzt sind wir nur noch zu acht“, sagt Huyskens. Die starke Verschlankung ist darauf zurückzuführen, dass viele Mitglieder in der Altersgruppe Ü18 waren – und aufgrund von Studium und Ausbildung, was mit Wegzug und Zeitmangel zu tun hat, mit dem Cheerleading aufgehört haben.
„Wir möchten gerne wieder aufstocken. Wir haben die Sorge, dass die ,Black Pearls‘ ansonsten bald nicht mehr existent sein könnten. Je kleiner die Gruppe, desto schwieriger wird das Training. Wenn beispielsweise von acht Leuten zwei beim Training ausfallen, können wir bestimmte Hebefiguren nicht trainieren“, sagt Huyskens. Trainiert wird auf Hobbybasis. Es steht nicht der Druck eines Leistungstrainings hinter den Übungsstunden. Doch ob Hobby- oder Leistungssport: Die Sorgfalt und Genauigkeit stehen beim Training an erster Stelle.
Inzwischen hat Huyskens das Zeichen zum Auslaufen gegeben, nachdem es Runden gab, bei denen die Knie oder die Fersen besonders hoch gezogen werden sollten. Der Rollwagen mit den Turnmatten wird von Anton und Michelle in die Halle gezogen. Blitzschnell ist aus den blauen dicken Matten ein großes Rechteck gelegt. Jeder sucht sich einen Platz und fängt mit dem Dehnen an. Ein wichtiges Element, um möglichen Verletzungen vorzubeugen.
„Wir starten heute mit dem Elevator“, erklärt Huyskens. Justine und Bea stellen sich auf den Turnmatten gegenüber auf. Mathilda, die den Part des Flyers übernimmt, findet sich zwischen den beiden jungen Frauen ein. Nach hinten sichert Anton, Anna-Lena steht vorn. Justine und Bea bewegen sich federnd in die Hocke und wölben die Hände zu Schalen, die sie vor sich dicht an dicht zusammenbringen. Anton umfasst Mathildas Hüfte. „Ready, one, two“, gibt er vor. Mit der letzten Zahl hebt er die 15-Jährige auf die Hände von Justine und Bea. Ein kurzer Moment des Ausbalancierens für die beiden Träger und den Flyer, dann steht Mathilda gerade, mit nach oben ausgestreckten Armen auf den Händen der beiden Frauen. Wieder ist es Anton, der den nächsten Einsatz vorgibt: Auf sein Kommando drücken sich Justine und Bea mit der Kraft ihrer Beine nach oben und schleudern Mathilda gleichzeitig in die Luft.
Mehr Auftritte sind möglich, wenn die Gruppe wieder größer wird
Die 15-Jährige fliegt senkrecht nach oben, geht in die Rückenlage und wird sorgfältig vom gesamten Bodenteam aufgefangen. „Sehr gut“, lobt Huyskens, die jede einzelne Bewegung genau beobachtet hat. Es folgen zwei Wiederholungen, die ebenso gut laufen. Dann wird eine weitere Figur vor den Elevator geschaltet. Es handelt sich um die Figur Liberty, bei der Mathilda, bevor es in den Elevator geht, auf einem Fuß, das zweite Bein angewinkelt, auf den Händen steht. Der Stand ist nicht hundertprozentig – und Huyskens schaltet eine kurze Bodenübung für Mathilda ein, um den gewünschten Stand auf der Matte zu halten. Hüftknick und Beinhaltung werden besprochen, geübt, dann geht es wieder in die Höhe. Diesmal sitzt alles.
„Es ist schon ein Adrenalinkick, wenn man hochgeworfen wird. Wobei ich genau weiß, dass ich aufgefangen werde. Das Teamgefühl und das Vertrauen spielen bei den Hebefiguren die ausschlaggebende Rolle. Ich kann mich auf die anderen verlassen“, sagt Mathilda. Diese Gemeinschaft ist es auch, die das Cheerleading bei den „Black Pearls“ auszeichnet und den Sport zu etwas Besonderem macht. „Man muss es einfach einmal ausprobieren, dann spürt man es“, sagt Huyskens. Wenn die Gruppe wieder größer wird, möchten die „Black Pearls“ auch wieder mehr auftreten.