Kempen: Das Niveau in Kempen halten

Der Pumpen-Hersteller hat sich strategisch neu ausgerichtet: Ein neuer Investor und ein neues Management.

Kempen. "Wir sind in einem guten Hafen." Auf diesen Nenner bringt Stefan Harbig die Veränderungen bei Richter Chemie-Technik. Der Kempener Pumpenhersteller für die chemische Industrie ist jetzt in zwei entscheidenden Punkten neu aufgestellt: Auf der Kommandobrücke haben die beiden Ingenieure Stefan Harbig (43) und Jochen Lindenberg (51) Günter Naasner (57) abgelöst. Und Richter-Eigentümer ist nicht mehr der Finanz-Investor Riverside, sondern der strategische Investor Idex- beide aus den USA.

Harbig erläutert, worin der Unterschied zwischen einem strategischen und einem Finanz-Investor besteht: Riverside verfolgte den Plan, das mittelständische Unternehmen für eine bestimmte Zeit zu erwerben und dann wieder mit Gewinn abzustoßen. Was geglückt sein dürfte: In den knapp drei Riverside-Jahren stieg der Jahres-Umsatz von 32 auf 40Millionen Euro, Richter dürfte Idex rund 71 Millionen Euro wert gewesen sein.

Dieser börsennotierte und mit 20 Jahren noch junge Konzern wiederum versteht sich nicht als Ein- und Verkäufer von Unternehmen. Idex will vielmehr über Richter strategisch einen Fuß in den europäischen Markt für das entsprechende Segment bekommen.

Und Richter auf der anderen Seite wirft durch die Übernahme einen stärkeren Anker auf den großen US-Markt, der weiteres Wachstum verspricht. Und kann sein weltweites Netzwerk ausbauen, was auch künftig volle Auftragbücher verspricht.

"Wir planen mit Idex über einen Zeitraum von mindestens 15Jahren", sagt Harbig. Das Schreckgespenst "Heuschrecke" habe bei diesen Übernahme-Operationen keine Rolle gespielt. "Wir sind gehört worden, unsere Vorstellungen fanden Berücksichtigung", versichert Harbig. Und: Die Marke Richter-Chemie wird nicht angetastet.

Ferner wichtig für den Standort Kempen: Das Richter-Herz schlägt weiter in der Thomasstadt. 220 der weltweit 260 Mitarbeiter produzieren dort die Artikel, die dem Unternehmen in 51 Jahren in der Chemie-Branche weltweit einen guten Ruf eingebracht haben. "Wir haben in China zwar ein signifikantes Wachstum zu verzeichnen, wollen aber das Niveau in Kempen auf jeden Fall halten", sagt Harbig.

Ähnlich harmonisch der Wechsel der handelnden Personen auf der Kommandobrücke: Günter Naasner, der neun Jahre lang Geschäftsführer war (übrigens erst der dritte in 50 Jahren nach Johannes Richter und Dieter Nöckel), ist wie schon lange geplant ausgeschieden. Der Ingenieur, der vorige Woche im Zuge einer Betriebsfeier verabschiedet wurde, ist jetzt beratend als Wirtschaftsförderer auf IHK-Ebene tätig.

Harbig und Lindenberg kommen beide aus dem Ruhrgebiet und arbeiten seit mehr als 15 Jahren für Richter. Lindenberg lebt in Essen, Harbig stammt aus Bottrop und lebt heute in St. Tönis. Beide sind verheiratet und haben drei Kinder. Die Geschäftsführung ist so aufgeteilt, dass Harbig sich ums Kaufmännische kümmert, Lindenberg ums Technische.

Mit Blick auf die regionale Verwurzelung des Chemie-Unternehmens betonen die beiden Geschäftsführer, dass die Kooperationen mit der Kempener Martin-Schule sowie mit dem Mülhausener Liebfrauen-Gymnasium bestehen bleibt.

Damit verfolgt Richter durchaus pragmatische Ziele mit Blick auf Ingenieur- und Facharbeitermangel. Auch zur Kulturförderung steht man weiterhin: Richter ist seit Jahren Mitglied im Kempener "Förderkreis Kultur und Wirtschaft".