Speedway-Rennen in Grefrath Mofa-Spektakel im Eisstadion
Grefrath · Endlich war es soweit: Beim Speedway-Rennen im Grefrather Eisstadion gingen 27 Mofa-Fahrer an den Start. Dabei kam es auch zu einem Sturz. Der Verunglückte nahm es aber mit Humor.
Noch geht es auf dem Eisoval im Grefrather Eissportzentrum beschaulich zu. Schlittschuhläufer ziehen gemütlich ihren Bahnen auf dem 400 Meter langen Außenring, beobachtet von zahlreichen Zuschauern am Rande der Eisbahn. Sie alle warten allerdings auf ein besonderes Spektakel, das in der Niersgemeinde am Samstagabend Premiere feierte. Unter dem Titel „25 on Ice“ fand auf dem Eisoval zum ersten Mal ein Speedway-Rennen mit Mofas statt.
27 Teilnehmer verzeichnete Stefan Straeten vom Veranstalter „Kultmofas“. Etwas mehr als gedacht, sodass Straeten angesichts der begrenzten Eiszeit die Rundenzahlen kürzen musste. Das minderte aber nicht den Spaß der Teilnehmer im Kampf gegen den rutschigen Untergrund. Während ihrer Runden kamen sie auf etwas mehr als 30 Stundenkilometer. Und auch die Zaungäste, darunter zahlreiche Mofa-Clubs aus der Region, kamen auf ihre Kosten.
Vater verbietet Mofa, weil er weiß, wie sein Sohn Rad fährt
Im Fahrerlager steigt vor dem Startschuss die Spannung. Vor allem bei den Teilnehmern, die im Vorfeld keinerlei Erfahrung mit dem Kultgefährt aus den 60er und 70er-Jahren sammeln konnten. Derweil schraubt Sascha Scheil im Eingangsbereich noch an seiner Piaggio Bravo und erntet gleich einen kumpelhaften Seitenhieb: „Na, läuft die Karre schon aus?“ Scheil, der ursprünglich aus Grefrath kommt, zählt zu den Teilnehmern, die mit dem Zweitakter schon einige Erfahrung gesammelt haben. Seinem Hobby geht er seit 2017 nach. Jährlich zieht es ihn mit Gleichgesinnten zu einem besonderen Event nach Nörvenich. Das Vierstunden-Cross-Rennen mit unterschiedlichen Klassen gehört zu den Highlights der Zweitakt-Oldie-Szene. Die Zeit vor dem Rennen sei die intensivste, sagt er. Wenn es darum geht, die Piaggio renntauglich zu machen. „Dann schraube ich schon mal vier Tage daran rum“, verrät der 40-Jährige, dem als Jugendlicher ein Mofa verwehrt blieb. „Mein Vater hat es mir nicht erlaubt, weil er wusste, wie ich Fahrad fahre.“
Für den Start in seiner ehemaligen Heimatgemeinde stand Scheil vor einer besonderen Aufgabe. Schließlich mussten die Reifen mit Spikes ausgerüstet werden, die etwa vier Millimeter aus dem Profil herausragen. Etwa 200 Euro investierte er dafür. „Nicht wenig“, so Scheil. „Ist halt mein Hobby“. Und wie sieht es mit Ersatzteilen aus? „Auf dem Markt ist viel zu bekommen. Wobei Originalteile natürlich schwerer zu finden sind.“ Kaum zu bekommen seien Mischsäulen, die es früher an Tankstellen gab. Sie erfreuen sich heute bei Clubs als Deko großer Beliebtheit.
Davon, dass die Mofa-Szene einen Boom erlebt, berichtet der 50-jährige Daniel Schwarze von der elf Mitglieder starken Mönchengladbacher Unicorn Squad: „Etwa seit 2018 wird es mehr. Deutschlandweit dürften es mittlerweile 500 bis 600 Clubs sein. Ich selbst habe als alter Mann das Mofa wieder für mich entdeckt.“ Die Idee zur Vereinsgründung erläutert Christoph Pieres: „Ziel war es, uns maximal lächerlich zu machen, wenn wir unterwegs sind. Aber die Entschleunigung, wenn wir unterwegs sind, ist der eigentliche große Punkt.“
Den Mofa-Neulingen gewährte der Veranstalter „Wohlfühlrunden“ auf dem Außenring, bevor die erste Startflagge mit dem Leihmofas des Veranstalters fiel. Eine Drohne hielt das Renngeschehen auf der Start- und Zielgeraden fest. Sie dürfte auch den Sturz von Dominik Büttgenbach festgehalten haben, den die Zuschauer mit aufmunternden Applaus trösteten. Der 37-Jährige Motorradfahrer fuhr in seinem ersten Rennen chancenlos hinter den anderen Teilnehmern her, auch kräftiges Treten in die Pedale half da nicht. Büttgenbach nahm es mit Humor: „Das Mofa war einfach nicht gut. Aber es macht mega Laune. Den Sturz habe ich gut überstanden. Ich hoffe, ich bekommen beim nächsten Start ein besseres Mofa.“
„Es war eine verrückte Idee. Wir haben schon vor Jahren davon gesprochen. Nun konnten wir es umsetzen“, so Straeten, der mit dem Zuspruch sehr zufrieden war. Nach den Erfahrungen bei der Premiere soll es nach seinem Wunsch auf jeden Fall eine Neuauflage geben.