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Kempen: Die Altstadt ist ein Keglerparadies

Besonders im Kolpinghaus nehmen Kegler gerne die Kugel in die Hand. Ferner: Tattoo-Messe und Bärlin’s-Aktionen.

Kempen. Wird heutzutage überhaupt noch gekegelt? Ja, zumindest in der Altstadt. "Unsere Bahn ist gut besucht und am Wochenende ausgebucht", sagt Annerose Lange vom Haus Platen an der Peterstraße 18. Auch im Kolpinghaus an der Peterstraße 23 und im Stradivari an der St.Huberter Straße 20 kommen die Kegler nicht zu kurz. Obwohl die Bahnen außer an Ruhetagen immer geöffnet sind, benötigten die Gäste einen Termin, um sie nutzen zu können. Viele Termine sind für Stammgäste reserviert. Davon gibt es im Kolpinghaus über 1000, die auf drei Bahnen ihrem Hobby nachgehen. Ganz anders sieht es bereits einen Steinwurf von der Altstadt entfernt aus. Konkret: im Sporthotel. "Kegelklubs sterben aus", sagt dort Geschäftsführer Hans-Peter Friedrich. Deshalb hat er schon vor 20 Jahren beschlossen, seine vier Kegelbahnen unter der Woche zu schließen. Nur freitags und samstags heißt es am Schmeddersweg4: Alle neune. Friedrich: "Seit Jahren gehen Stammkunden aus Altersgründen verloren. Junge Kegler kommen nicht nach."

Ende April gehen die Lichter im Geschäft M12 für Kinder und junge Mode an der Judenstraße13 aus. "Es waren elf schöne Jahre", sagt Inhaberin Sabine Gittrich(45), die nach Anfängen in Grefrath in der Kempener Altstadt die modischen Fahnen herausgehängt hat. "Vielleicht gehe ich nach einer Pause wieder in meinen alten Beruf zurück", sagt die gelernte Kauffrau. Bis Ende April gibt es im Zuge des Räumungsverkaufs aber noch dicke Rabatte bei dem Textil-Anbieter. Das Haus, immerhin ein Denkmal, bereitet Eigentümer, Stadt und Landeskonservator Kopfschmerzen: Nässe, Fäulnis, der Dachstuhl droht abzusacken. Fest steht: Bevor sich dort ein neues Ladenlokal etabliert, muss Grundlegendes passieren.

Das andere Kindermodengeschäft auf der Judenstraße befindet sich im Haus Nr.2, früher Reformhaus Goll, und feiert nächste Woche Samstag "Einjähriges": Die kleinen Strolche. "Es war ein gutes Startjahr", sagt die Betreiberin Martina Rothermund aus Grefrath, die mit ihren Kunden ab 10 Uhr bei einem Glas Sekt auf den bisherigen Erfolg anstoßen will. Kleine Strolche werden geschminkt und beschenkt.

"Engel &. Co." ist umgezogen- aber nur auf die andere Straßenseite. Die neue Besitzerin ist Carmen Franz, die bis vergangene Woche in ihrem Laden "Kerzenlicht" Wachsware der Kempener Firma Engels verkaufte. "Für die Stammkunden haben wir aber noch Kerzen auf Lager", sagt Carmen Franz. Nun gibt’s bei der 42-Jährigen an der Peterstraße 12 "schöne Dinge für Kinder": von wildem Piratenspielzeug über eine Mütterkollektion bis hin zu Käthe-Kruse-Stofftieren finden sich Mitbringsel für Groß und Klein. "Ich liebe es, das ganze Haus voll mit Kindern zu haben", freut sich Carmen Franz.

Was sind das für komische Kugeln auf den neuen LED-Ampeln am Altstadtring? Diese Fragen stellen sich seit einigen Tagen die Verkehrsteilnehmer an den Knotenpunkten Mülhauser und Kerkener Straße. Die Autofahrer müssen sich keine Sorgen machen- keine versteckten Kameras gegen Bleifüße! Die Kugeln sind vielmehr mit Linsen bestückt, die ankommende Autos ab 20 Uhr genau im Blick haben. Rollt abends oder nachts ein Auto auf die Kreuzung zu, geben die Kugeln der Ampel den Tipp: "Schalt auf Grün!" Dieses intelligente System ersetzt die störanfälligen Induktionsschleifen im Asphalt. Tagsüber kann das Verkehrs-Auge getrost geschlossen bleiben- da gilt "grüne Welle" auf dem Altstadtring.

Brille- Fielmann. Das gilt ab Donnerstag auch für die Altstadt. Der Marktführer unter den Optikern eröffnet an der Engerstraße 14 neben Viersen die kreisweit zweite Filiale. Dort teilten sich bis Ende 2008 Metzgerei Fander und Bäckerei Oebel das Ladenlokal. Fander hat den Verlust durch Ausbau der Zentrale an der Judenstraße9 ausgemerzt. Oebel hat sich aus der Altstadt verabschiedet. Unter Leitung von Architekt Udo Thelen wird das Engerstraßen-Ladenlokal seit Januar saniert und ist von 120 auf 200Quadratmeter gewachsen. Ab Donnerstag erklärt Regionalleiterin Elisabeth Yad-Mellat den Kempenern, warum jeder zweite Brillenträger sich für Fielmann entscheidet. Was wohl die anderen fünf Optiker in der Altstadt dazu sagen?

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm: Mit Paul Gulda ist am 20. März nicht nur ein österreichisches Ausnahmetalent mit spannendem Programm zu Gast. Der Pianist, der mit seinem Ensemble ungarisch geprägte Werke Haydns mit ungarischer Volksmusik intoniert, ist auch der Sohn des 2000 verstorbenen großen Friedrich Gulda. Dieser war nicht nur ein musikalisches Genie, das komponierte und die eigenen Werke mit schwarzem Vollbart verkleidet unter einem Pseudonym sang. Friedrich Gulda machte auch durch unkonventionelle Auftritte von sich reden. Oft wich er vom angekündigten Programm ab und spielte einmal sogar nackt Blockflöte. Ob Paul Gulda auch in dieser Hinsicht in die Fußstapfen seines Vaters tritt? Es gibt noch Karten à acht und elf Euro an der Museumskasse, Tel.02152/917264.

Was Wilfried Goessele (48) und Jürgen Beckers (45) anpacken, ist selten mit der heißen Nadel gestrickt. Die Tätowierer von LuckyTattoo an der Mülhauser Straße7 veranstalten am 16./17.Mai im Grefrather Eissportzentrum eine Messe Tattoo& Piercing. Zu der "Convention", wie es im Fachjargon heißt, stoßen 40 Hautkünstler und ritzen um die Wette. Dazu gesellen sich Karatekämpfer, Musiker, Motorradfreaks, Trampolin-Springer und sogar Highlander. Ein Shuttle-Bus karrt die Tattoo-Freunde vom Bahnhof Kempen zur Stadionstraße 161 nach Grefrath. Zur Niersgemeinde hat das Duo Gössele-Beckers eine Beziehung: Nachdem die beiden dreieinhalb Jahre in der Altstadt an der Peterstraße saßen, verschlug es sie für neun Monate mit ihrem Studio an die Stadionstraße19. 2007 siedelten die Körper-Künstler wieder nach Kempen um, und zwar in die ehemalige Druckerei Scheibe am Rande der Altstadt. Sowohl dort als auch im Eisstadion gibt es Karten für die Messe. Das Tagesticket kostet zehn, das Wochenend-Billett 16 Euro.

Nachdem Brustolon vorgelegt hatte, hat nun auch Edgar Costa mit seinem Eis-Salon Paradys am Viehmarkt die Pforte geöffnet. Das Bällchen kostet wie gehabt 70 Cent, ist also 10 Cent billiger als bei Brustolon. Erst im Vorjahr hatte Paradys, wo es eine 60Jahre währende Eis-Tradition gibt, den Bällchenpreis von 50 auf 70 Cent erhöht. "Diese Saison werden keine neuen Sorten angeboten", sagt Costa, der im Haus Engerstraße 30 in seine fünfte Saison geht und erst im Vorjahr Waldmeister neu ins Programm nahm. "Im Frühjahr stehen die Leute mehr auf klassische Sorten wie Vanille oder Schokolade. Im Sommer geht der Trend Richtung grüner Apfel und Melone", weiß Costa.

Wolfgang Beeren, Wirt vom Bärlin’s an der Judenstraße8, wird zum Doppel-Jubilar. Im April ist er seit 20 Jahren Altstadt-Gastronom: 1989 drehte das ehemalige, erste Bärlin’s an der Ellenstraße30 seine Zapfhähne auf (heute Trömmelche). Und im August bedient Beeren seit nunmehr zehn Jahren Appetit und Durst im Haus Ercklentz- wieder unter dem längst eingebürgerten Namen Bärlin’s. Das Zweier-Jubiläum wird, soviel verrät er schon heute, kräftig gefeiert- auch mit (Live-)Musik und Kultur.