Kempen: Die Stadt gibt sich weihnachtlich
Kurz vor dem Fest der Liebe heißt es "Ihr Kinderlein, kommet!"
Kempen. Der Advent bedeutet für Johannes Tomazik Freude an schöner Arbeit. Der 75-jährige fertigt Krippen - naturbelassen, klassisch, einmalig. "Jede Krippe ist ein Unikat, alles entsteht in Handarbeit", sagt Tomazik, der auch Vogelhäuschen baut und Möbel und Gemälde restauriert. In seiner Werkstatt an der Vorster Straße 16 hat der Rentner gut zu tun. Seine Kunden schätzen die liebevolle Umsetzung und individuelle Ausgestaltung. Die Materialien sucht Tomazik selber in der Natur zusammen oder lässt sie sich von seinem Sohn mitbringen. "Die Krippen fertige ich aus Knüppelholz, die Dächer aus Schilf oder aus Rinde. Den Stall gestalte ich als Fachwerkbau, dazu baue ich eine althergebrachte Heukrippe für Ochs und Esel." Ohne Schnörkel oder Schnitzereien, aus Naturmaterialien, wie in alten Zeiten.
Traditionell beginnt der Heilige Morgen für viele Kempener mit einem zünftigen Frühschoppen. Im Markt-Treff sprudelt das Bier von 10 bis 13 Uhr aus dem Zapfhahn. Dort, am Viehmarkt 2, beginnt der Frühschoppen eine halbe Stunde früher als im Trömmelche an der Ellenstraße 30: um 10.30 Uhr öffnet Wirtin Maria Tombeil die Tür und ist bis 16Uhr für ihre Gäste da - und abends wieder ab 22 Uhr. Gleich drei Gaststätten bitten um 11 Uhr zum Guten-Morgen-Bierchen: das Alli´s an der Peterstraße 36, das Bärlin´s, Judenstraße 8, und das Comix an der Peterstraße 27. Wer´s nicht abwarten kann, wird im Kulturbahnhof bereits einen Tag vorher fündig: um 21 Uhr beginnt der Tanz unterm Weihnachtsbaum. Am 24. Dezember feiert Kneipier Frank Tophoven ab 22.30 Uhr mit seinen Gästen Weihnachten.
Nachdem die Katholische Beratungstelle Anfang November von der Vorster Straße8 ins Jugendzentrum Komma umgezogen ist, steht eine Ecke weiter nun ein weiteres Ladenlokal leer: Die Schülerhilfe zieht nach sieben Jahren am Standort Vorster Straße16a zum Hessenring33- dort befanden sich zuvor Immobilien Rudolph und das DAK-Büro. "Am Ring haben wir die deutlich bessere Lage", begründet Schülerhilfe-Chef Robert Feichtner den Umzug. Ab Montag ist das Büro am Hessenring besetzt, die Telefonnummer 02152/53068 bleibt. Das Nachhilfe-Institut, das soeben mit Tüv-Siegel und Iso-Zertifikat ausgezeichnet worden ist, feiert "20-Jähriges" in Kempen.
Flott, flott: Für den 13.Weihnachtsrock der Fälscher am Mittwoch gibt es gefühlt nur noch knapp 100Karten. Die fünf Musiker, die ab 20.30Uhr das Kolpinghaus rocken, tüfteln noch an einem Heinz-Rudolf-Kunze-Medley. "Aber es gibt weitere Überraschungen", freut sich Fälscher-Manager Toni Lintermanns wieder auf eine "volle Hütte" mit dufter Mucke und netten Bierchen-Gesprächen. Tickets à zehn Euro gibt es bei der WZ. An der Abendkasse- falls es eine solche überhaupt noch geben sollte- kosten sie 13Euro.
500g Mehl, 250g Zucker, 250g Butter, 4 Pakete Vanillezucker, 1Esslöffel Öl, ein halber Teelöffel Backpulver, 2Eier: Dieses Rezept mit Spritzgebäck geben Dieter und Angelika Schürhoff ihren Kunden jetzt in der Adventszeit mit. Der 54-Jährige und seine ein Jahr jüngere Frau betreiben aber keine Bäckerei, sondern seit fast 33Jahren das Geschäft Jeanson am Studentenacker11. "Seit Jahren backt meine Tochter Jacqueline die Plätzchen für die Kunden. Weil sie so lecker sind, reichen legen wir jetzt auch das Rezept bei", verweist Schürhoff auf die duftende Dose. Die 29-jährige Hülserin arbeitet in der Werbebranche, eifrigster Geselle in der heimischen Weihnachtsbäckerei "Im Paradies" ist Sohnemann Lennart(3). Die Nachfrage, ob den Kunden denn bei so viel Genuss die Jeans noch passt, verneint Dieter Schürhoff: "Ich probiere selbst täglich Dutzende unserer Plätzchen- das passt schon."
Im engsten Familienkreis feiert Armin Horst, auf der Ellenstraße Betreiber von Restaurant Ellen-Poort und Gaststätte Treppchen, heute seinen 50.Geburtstag. "Eine Geburtstagsparty gibt es im Sommer in Verbindung mit den Jubiläen 10Jahre Treppchen und 25Jahre Ellen-Poort", sagt der gebürtige Mülhausener, der seit 1981 in Kempen lebt.
Wo war Reinhard Stein während der drei Weihnachtsmarkt-Wochenenden? Diese Frage stellen zahlreiche Einzelhändler hinter vorgehaltener Hand. Grund für das Gassen-Getuschel: Der Werbering-Chef hatte im WZ-Interview von "klingelnden Kassen" im Einzelhandel gesprochen und dem Gesamtpaket Weihnachtsmarkt2009 eine gute bis befriedigende Note ausgestellt. Beim Lesen dieser Zeilen rieben sich wohl etliche Händler die Augen und fragten sich, wo denn wohl die klingelnden Kassen gewesen sein mögen. Nun, die Wahrheit zwischen offiziellem Statement und gefühlter Kommerz-Depression liegt irgendwo in der Mitte. Blicken wir also frohen Mutes auf den Märchenmarkt, der heute und morgen ansteht- und vielleicht tatsächlich die eine oder andere Kasse klingeln lässt...
Höchste Zeit, sich über die festlichen Genüsse im Kreise der Lieben Gedanken zu machen - wer möchte schon drei Tage hintereinander am Herd stehen? Am zweiten Feiertag bietet Stefan Kipfelsberger vom Hotel Papillon an der Thomasstraße 9 einen Gaumenschmaus: "Bei uns gibt es von 10.30 bis 14.30 Uhr Brunch." Da kommen u.a. pochierter Lachs und Wildschwein-Ragout auf den Teller.
In diesen Adventstagen geht eine Welle der Hilfbereitschaft durch die Altstadt. So hat das siebenköpfige Frauenteam von Tchibo an der Ecke Burg-/Engerstraße 400Euro aus dem Verkauf von Waffeln und Glühwein eingenommen. Das Geld geht je zur Hälfte an die Aktion Lichtblicke und den Werbering für die Weihnachtsbeleuchtung. Auch bei der Aktion Charity-Genuss, die Schüler Mathias Herwix (17) angeleiert hat, sind im Restaurant LaPiazza 145Euro zusammen gekommen. Im Kempsche Huus läuft die Aktion bis Heiligabend. Es geht darum, dass ein Schoko-Kuchen kredenzt wird, bei dem fünf der 6,50Euro je zur Hälfte an die Tafel sowie an die Stiftung "Wir helfen Kindern" fließen.
Zum Schluss ein Geschenktipp von der Tiefstraße35, wo Ingrid Wolters (73) ihr Literatur-Fenster dekoriert hat. Prunkstück sind die Adagio-Gedichte des flämischen Dichters Felix Timmermans (1886-1947), die die Ex-Vorsitzende der Timmermans-Gesellschaft und ihr Mann Paul (76) nach dem niederländischen Original von 1947 übersetzt haben. Zur 20-Jahr-Feier der Gesellschaft haben Wolters den Cordier-Verlag dafür begeistert, das Werk zu drucken. In der Choros-Buchhandlung in der Heilig-Geist-Kapelle kann das Buch mit 33Gedichten und acht Zeichnungen für 9,90Euro erworben werden; dort gibt’s auch die Biografie von 2000. "Timmermans hat die Adagio-Gedichte als sein Spätwerk im Geiste der Nachfolge Christi des Thomas a Kempis geschrieben", zieht Ingrid Wolters den Bogen zu Kempen.