Grefrath: Aus Henniges wird Draftex
Alter Name, neuer Besitzer: Durch den Wechsel werden 407 Arbeitsplätze gerettet. Der neue Geschäftsführer ist ein alter Bekannter: der frühere Finanz- Chef Jürgen Hein.
Grefrath. Das Zittern hat ein Ende: Henniges ist gerettet- und damit 407 Arbeitsplätze. Bei einer Pressekonferenz wurden am Donnerstag die neuen Besitzer vorgestellt: die indische Ruia-Gruppe (Kalkutta), Diplom-Volkswirt Jürgen Hein (Kaarst) und vorübergehend Insolvenzverwalter Wolf von der Fecht (Düsseldorf). Mit dem alten Namen Draftex wollen sie in die Erfolgsspur.
Seit Anfang der 1990er-Jahre gab es immer wieder Hiobsbotschaften von dem Hersteller von Gummidichtungen für die Automobil-Industrie, der damals noch seine Zentrale in Viersen hatte. Immer wieder wurden hunderte Mitarbeiter entlassen und Produktionsstätten geschlossen. Und seit 2001 wechselte mehrmals der Besitzer. Am 27. November 2008 dann die Hiobsbotschaft: Der US-Finanz-Investor Wynnchurch meldet für Henniges mit seinen 797 Mitarbeitern Insolvenz an.
Seitdem arbeitete von der Fecht auf der Suche nach einem Investor eine Liste mit 29 Kandidaten ab. Kein einfaches Unterfangen. Von der Fecht: "Bei der Suche nach einem Investor war die Wirtschaftskrise nicht hilfreich."
Zum Schluss blieben drei Kandidaten übrig- aber nur das Gespann Hein/Ruia wollte das Werk an der Grefrather Südumgehung komplett übernehmen. Die beiden anderen Kandidaten, zwei Mitbewerber von Henniges, waren nur an Teilen interessiert. "Es gibt eine frohe Botschaft zu verkünden", sagte Wolf von der Fecht, als er am Donnerstag die neuen Besitzer präsentierte.
So gut war die Stimmung beim Betriebsrat nicht. "Wenn man in einem Jahr die Hälfte der Mannschaft verliert, kann man nicht zufrieden sein", sagte Betriebsrats-Vorsitzender Heinz Koppmann im Gespräch mit der WZ. Aber er weiß auch: "Vor einem Jahr mussten wir das Schlimmste befürchten." Sprich: Den Verlust aller Arbeitsplätze. Koppmanns Trost: "Die jetzt noch Beschäftigten haben erstmals seit Jahren ein ruhiges Weihnachtsfest vor sich."
Zurück zu den neuen Besitzern: Für frühere Draftex-Beschäftigte ist der inzwischen 60-jährige Jürgen Hein ein alter Bekannter. Von 1981 bis 1996 war er Finanz-Chef bei Draftex.
Nun ist er Gesellschafter sowie Geschäftsführer für Entwicklung, Produktion und Vertrieb. Sein Ziel: "Wir haben ein großes Werk, das wir wieder auslasten wollen." Derzeit werden 13 Millionen Meter Gummidichtungen hergestellt - 2008 waren es doppelt so viel. Von den neun Extrusions-Linien zur vollautomatischen Herstellung von Gummidichtungen sind nur die Hälfte in Betrieb. Und der Umsatz sank von 93 Millionen Euro (2008) auf 45 Millionen in diesem Jahr.
Um zu wachsen, will Hein Mitarbeiter für Vertrieb und Entwicklung einstellen. Einen ersten aus der alten Truppe hat er schon reaktiviert: Heinz Andrzejewski. 43 Jahre war er bei Draftex, vor knapp zwei Jahre ging er in den Ruhestand. Nun ist der 69-Jährige wieder dabei- erneut als Entwicklungs-Chef.