„Schule der Alm“ im Valsertal Die Meinders packen in den Ferien auf der Alm mit an
Kempen · Christel und Jürgen Meinders machen gerne und viel Urlaub. In diesem Sommer erfüllt sich die 69-Jährige einen lang ersehnten Traum: Es geht jedoch nicht an einen Traumstrand, sondern zum Arbeiten ins Valsertal auf eine Alm.
. So recht versteht Jürgen Meinders nicht, warum seine Frau Christel seit Jahren von nichts anderem spricht als von dem Wunsch, einmal auf einer Alm zu arbeiten, statt dort Urlaub zu machen. Aber das Paar ist im September seit 20 Jahren verheiratet, und „ihr zuliebe mache ich das einfach mit“, sagt der 74-Jährige und lächelt mit einem Augenzwinkern. Ein ungewöhnlicher Wunsch, den Christel Meinders hat, denn sie weiß, dass sie und ihr Mann auf der „Schule der Alm“ im Valsertal richtig mit anpacken müssen. „Dafür zahlen wir auch noch Geld, das ist schon etwas verrückt“, sagt die 69-Jährige.
Eine Alm, idyllisch auf 1600 Metern gelegen, umgeben von Bergen. Darauf freuen sie sich. Berge liebt das Paar. Viele Wanderurlaube haben die Kempener schon gemacht. Ihr Lieblingsort: Schenna im Meraner Land. Dort seien sie schon viele Male gewesen, erzählen die Senioren. „Jetzt steigen wir einfach in den Nachtzug und kommen nach neun Stunden im Bergsteigerdorf Vals an“, sagt Jürgen Meinders.
Mit Ziegen zu einem
Ess-Spaziergang aufbrechen
Vier Tage lang machen sie zunächst einen „Grundkurs“, wo sie beim Sensenmähen und Heu machen helfen sollen, selten gewordene Schrägzäune errichten werden, Holzarbeiten ausführen, Kräuter- und Beerenkunde betreiben, mit den Ziegen zu einem Ess-Spaziergang aufbrechen, und Bienenkunde steht auch auf dem Plan. „Wenn’s nach meiner Frau geht, hätte sie sofort drei Monate gebucht“, erzählt der 74-Jährige. Er musste sie bremsen, und so steht zunächst der Grundkurs auf dem Programm. „Wenn es gefällt, können wir gerne nächstes Jahr länger bleiben oder einem Junggesellen in seiner Wirtschaft mal eine Zeitlang aushelfen“, sagt der gelernte Bautechniker.
Christel Meinders kann es derweil kaum erwarten, dass es an diesem Dienstag endlich losgeht: Statt Lippenstift packt sie Arbeitshandschuhe ein, und die Ballerinas tauscht sie gerne gegen Arbeitsschuhe. „Wir werden morgens abgeholt, und dann geht’s hoch auf die Alm“, sagt die gelernte Altenpflegerin.
Das Projekt stand wegen
Corona auf der Kippe
Einen Luxus für zwölf Stunden Arbeiten gönnt sich das Paar: Es übernachtet in einem Gasthof. Gekocht und gegessen wird jedoch oben mit anderen Teilnehmern auf der Alm. Diese lernen sie dort erst kennen. „Am meisten freue ich mich aufs Heu machen, ich habe mir das schon angeguckt und das ist richtig körperliche Arbeit“, erzählt die 69-Jährige strahlend, während ihr Mann lächelt und mit dem Kopf schüttelt.
19 Jahre lang war seine Frau im Altersheim tätig, sie ist anstrengende Arbeit gewöhnt. „Ich habe so viel Energie, ich freue mich total darauf“, sagt Meinders. Enttäuscht wäre sie, wenn das Wetter nicht mitspielen würde. Doch die Prognosen stehen auf Sonne.
Wegen der Corona-Pandemie stand ihr Projekt auf wackeligen Beinen, sie war froh, als der Veranstalter dann doch grünes Licht gab. „Nach den vier Tagen hängen wir noch ein paar zur Erholung hintendran“, sagt Christel Meinders und lächelt. Sie sind naturverbunden, im Wanderclub aktiv, fahren viel Fahrrad, gehen einmal pro Woche turnen, und zwei Enkeltöchter halten sie ebenfalls fit. „Es wird idyllisch werden, wir stürzen uns einfach ins Abenteuer“, sagt Christel Meinders.