Kempen Schüler vertonen Texte zur Geschichte der Maya

Kempen. · Gymnasiasten des Thomaeums studieren derzeit Texte und Musik für ein Konzert in der Paterskirche ein. Der Werk stammt von dem gebürtigen Kempener Komponisten Erwin Koch-Raphael.

Die Schüler des Thomaeums proben „Popol Wuj“ mit dem Komponisten Erwin Koch-Raphael (2.v.r.) und Musiklehrer David Nethen (r.).

Foto: Norbert Prümen

Es ist ein ambitioniertes Projekt. Zehn Oberstufenschüler des Kempener Gymnasiums Thomaeum werden am 13. November die Ergebnisse eines Workshops in einem Konzert in der Paterskirche präsentieren. Gemeinsam mit zwei professionellen Musikern, der Pianistin Juliane Busse und dem Bariton Dietmar Sander. Über mehrere Monate hinweg haben sie sich mit dem Werk „Popol Wuj“ befasst.

Dieses Werk beschäftigt sich mit der Zerstörung des südamerikanischen Volks der Maya durch die spanischen Eroberer. Dabei gibt es zwei verschiedene inhaltliche und formale Ebenen. Für Klavier und Bariton wurde der Schöpfungshymnus der Maya (Popol Wuj) durch den in Kempen geborenen Komponisten Erwin Koch-Raphael vertont. Dazwischen werden Texte des Bischofs Bartolome de Las Casas verlesen, der als Zeitzeuge die Vernichtung eines ganzen Volks miterlebt und in harten Worten angeprangert hat.

„Es geht also um den Anfang und das Ende einer Kultur“, sagt Erwin Koch-Raphael. Das Werk wurde 2017 in Bremen, dem Wohnort des Komponisten, uraufgeführt. Damals wurden die Texte nur gelesen. Aufgabe der Schüler war es nun, sie zu vertonen. „Ohne Vorgaben“, wie David Nethen, der Koordinator des künstlerisch-musischen Schwerpunkts am Thomaeum, betont. „Wir geben Impulse und gucken, was passiert“, erläutert Erwin Koch-Raphael. Bereits zweimal war der Komponist in Kempen, um die Arbeit der Schüler zu begleiten. Jetzt ist der dritte und letzte Workshop angesagt. Diesmal proben die Beteiligten den Ablauf in der Schule, am nächsten Tag werden sie zum ersten Mal in der Paterskirche vor Ort sein.

Konzentriert sitzen die zehn Schüler und Schülerinnen der Oberstufe im Musikraum der Schule. Die vertonten Passagen werden eingespielt. „Jetzt kommt Text zwölf“, sagt Erwin Koch-Raphael. Ein Schüler schlägt die Pauke. Drei andere Schüler sprechen zeitlich versetzt einen Text, der von der Versklavung der Indios handelt. Worte wie „Verwüstung“, „Ermordung“ oder „Höllenplage“ werden zusammen ausgesprochen und dadurch betont.

Mit einfachen, aber effektiven Mitteln lassen die Schüler den Text lebendig werden. Sie sprechen, erzeugen Töne, bewegen sich. „Wir wollten nicht vorgeben, ein Instrument zu beherrschen“, betont Magdalena Weihrauch (16), auch wenn Instrumente aus dem Bestand der Schule zum Einsatz kommen. „Es geht um den Klang und die Geräusche, nicht um die Optik“, ergänzt Elisabeth Geuchen (16). Deshalb wird auch der Kirchenraum bei der Aufführung abgedunkelt sein.

Mit jedem Abschnitt werden wechselnde großformatige Bilder von aktuellen Krisenszenarien gezeigt, „etwa von Kindersoldaten oder vom Brand des Amazonasregenwaldes“, erzählt Magdalena Weihrauch. „Das soll zum Nachdenken anregen und zeigen, wie aktuell der Text ist“, sagt Elisabeth Geuchen. Steward Eloundou (17) meint: „Es ist ein Experiment.“

Die Zusammenarbeit von Musiklehrer David Nethen und dem Komponisten, der bis 2015 als Professor für Musiktheorie an der Hochschule für Künste in Bremen lehrte, kam auf Vermittlung von Schulleiterin Agnes Regh zustande. Beim 50-jährigen Abiturtreffen des Komponisten kamen sie ins Gespräch. Der mehrfach ausgezeichnete Komponist wurde 1949 in Kempen geboren. Der Kontakt zu seiner Geburtsstadt ist nie abgerissen. „Hier war ich Messdiener, spielte die Orgel, meine Eltern sind hier auf dem Friedhof begraben“, erzählt er.

Die Zusammenarbeit mit David Nethen sei von Anfang an durch Vertrauen und ähnliche Arbeitsansätze geprägt worden. Das in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt der Stadt Kempen entwickelte Konzept für dieses ungewöhnliche Konzert soll vor allem junge Leute ansprechen und ins Kulturforum locken.

Am Ende dieses Probenabschnitts steht fest, dass bis dahin noch einiges zu tun ist. Vor allem der Ablauf muss noch flüssiger werden. „Das muss dann wie am Schnürchen gehen“, sagt Erwin Koch-Raphael. Aufmunternde Worte gibt es von David Nethen: „Das wird eine ganz stimmige Sache. Eure Werke ergänzen sich sehr gut mit den Liedern.“