Kultur in Kempen Einfühlsame Nachtmusik mit Laura Lootens in der Paterskirche

Kempen · Über 100 Gäste waren gekommen, um das Konzert der Gitarristin Laura Lootens in der Kempener Paterskirche zu hören. Ihr Spiel ist vor allem in den ruhigeren Stücken atemberaubend schön.

Schon die Art, wie sie ihr Instrument hält, fast senkrecht, lässt besondere Nähe zwischen Laura Lootens und der Gitarre spüren.

Foto: Norbert Prümen

(tgel) Es ist das letzte Konzert der Reihe von Kempen Klassik in dieser Saison – das Nachtkonzert mit der Gitarristin Laura Lootens. Noch einmal wird die Paterskirche zu diesem ungewöhnlichen Konzertort ohne Bestuhlung, noch einmal umrunden Musikbegeisterte mit Hockern und Stühlen, Decken und Kissen die Bühne an der Seite.

Dieser intime Konzertraum ist für Laura Lootens geradezu ideal. Über hundert Gäste sind gekommen, um das Konzert der Ausnahmemusikerin zu erleben, das überdies vom WDR mitgeschnitten wird. Lootens gewann im November 2022 den ersten Preis beim Certamen Andrés Segovia in Andalusien (Spanien), einem der wichtigsten Gitarrenwettbewerbe der Welt. Damals war sie 23 Jahre alt und unterrichtete bereits seit einem Jahr an der Hochschule für Musik und Theater in München, wo sie selbst einst studierte – und das bereits mit 15 Jahren, als eine der jüngsten Studierenden überhaupt.

Für Lootens ist Komponist Albéniz das Vorzeige-Wunderkind

Die junge Musikerin erzählt voller Bewunderung von den Komponisten der ausgewählten Stücke. Isaac Albéniz etwa sei für sie das Vorzeige-Wunderkind. Lootens spricht dabei mit derselben Leichtigkeit, mit der sie auch spielt. Sie taucht nicht nur in ihre Musik ein, sie taucht auch in die dazugehörende Welt ein und versucht, ihr Publikum für diese zu begeistern.

In Kempen eröffnet sie mit einem Klassiker: „Asturias“ von Albéniz, das direkt seine sogartige Wirkung entfaltet. Von Albéniz spielt sie auch „Cádiz“, ein Stück aus der „Suite española“, eine Hommage des Komponisten an Städte seiner Heimat, die eigentlich für Klavier komponiert war.

Schon die Art, wie sie ihr Instrument hält, fast senkrecht, lässt besondere Nähe zwischen Lootens und der Gitarre spüren. Instrument und Musikerin verschmelzen, beinahe berührt ihr Gesicht den Gitarrenhals und ihre linke Hand. Zärtlichkeit liegt über dieser Einheit und begleitet die Töne, die daraus entstehen.

Überhaupt ist ihr Spiel vor allem in den ruhigen Stücken atemberaubend schön, etwa ihre Interpretation der „Romanza“ aus der „Grande Sonata“ von Paganini, der eben nicht nur ein virtuoser Geigenspieler war, sondern auch ein hervorragender Gitarrist und Komponist für Gitarrenwerke, wie Lootens erzählt. Es ist vielleicht eines der bewegendsten Stücke des Abends, so einfühlsam wie komplex von Paganini gedacht, so voller Hingabe jeder Ton zelebriert von einer Interpretin, die die Musik selbst im Innersten zu fassen und transportieren vermag, dass sie auch im Publikum nachfühlbare Spuren hinterlassen kann.

Beeindruckend auch das moderne „Invocation Y danza“ von Joaquín Rodrigo, für das Lootens zwei Saiten einen Halbton höher stimmen musste. „Ich bin mir sicher, so haben Sie die Gitarre noch nie gehört. Nehmen Sie es als Experiment“, sagte Lootens lachend im Vorfeld.

(tgel)