Kempen: Erneuter Protest-Brief gegen die Zwangs-Fusion der Kirchengemeinden

Der ehemalige Oberkreisdirektor schreibt erneut an den Bischof. Tenor: Ein Zwangs-Zusammenschluss gefährdet das ehrenamtliche Engagement.

Kempen. Erneut hat sich der ehemalige Oberkreisdirektor Rudolf H. Müller in einem Schreiben an den Aachener Bischof gegen eine Zwangsfusion der drei Kempener Kirchengemeinden St. Marien, St. Josef und Christ-König gewandt.

Bereits im März hatte Heinrich Mussinghoff Post von dem 83-Jährigen erhalten, der von 1960 bis 1984 Chef der Kreis Viersener Verwaltung war und seit 1990 im Kempener Süden wohnt (St. Josef).

Anders als im März kritisiert Müller diesmal nicht nur die Kempener Fusion, sondern hinterfragt generell den Sinn der Fusionen im Bistum: "Für die Mehrzahl der 125 Pfarrgemeinden, die zu 45 Gemeinden zusammengefasst werden sollen, ist die Zwangsfusion pastoral nicht zu rechtfertigen."

Fusionen lehnt Müller deshalb ab, weil ehrenamtlich tätige Laien in den Gemeinden dadurch entmutigt würden. In Zeiten von Priestermangel und Geldnot sei ein funktionierendes Ehrenamt aber ein Kerngedanke. Das sei ausdrücklich von der Deutschen Bischofskonferenz herausgestellt worden.

Der Ex-OKD zitiert prominente Katholiken, für die eine selbstständige und selbstbewusste Gemeinde grundlegend ist. So nimmt der 83-Jährige Kardinal Karl Lehmann beim Wort, der geäußert hat: "Die Pfarrei ist eine kostbare Errungenschaft unseres kirchlichen Lebens, die wir in allen Reformen nicht antasten, sondern zeitgemäß stärken wollen."

Müller teilt nicht den Optimismus des Aachener Generalvikariates, dass das Gemeindeleben trotz Fusion von selbst erhalten bleibe.

Müller bittet den Bischof, seinen Brief dem Priesterrat weiter zu leiten. Dieses Gremium hatte Anfang März die Fusionen empfohlen.

Als das Fusions-Edikt vor fünf Monaten nach Kempen durchsickerte, hatte sich insbesondere in der Müller-Gemeinde St. Josef Kamperlings heftiger Widerstand entwickelt. Es gab einen Protestmarsch nach Aachen, Mahngeläut, Unterschriftenlisten, Banner auf dem Kirchendach.

Für Spannung dürfte also gesorgt sein nächsten Freitag in der Sitzung des Pfarrgemeinderates von St. Josef. Die Sitzung im Pfarrzentrum am Eibenweg 3 beginnt um 20.15 Uhr.