Nettetal: Reichen vier Jugendheime für sechs Stadtteile?

Jugendarbeit: Die Stadt reagiert auf die Kritik des Nachwuchses. Sie will die Vernetzung in der Jugendarbeit ausbauen. Künftig soll ein Schwerpunkt auf mehr Bildung liegen.

Nettetal. Sauer ist sie schon ein bisschen: "Wenn du in Schaag mal Leute kennen lernen willst, keine Chance, da läuft ja nichts", schimpft Antonia. Die 16-jährige Schülerin geht oft ins Breyeller Jugendheim Oase, sucht aber auch Kontakte in anderen Stadtteilen: "Nur da, wo’s richtige Jugendheime gibt, ist alles okay, sonst ist alles öde."

Antonias Kritik: "Eigentlich muss in jedem Stadtteil ein Jugendheim sein oder wenigstens irgendein gescheiter Treffpunkt für uns." Reichen also die vier offenen Jugendheime nicht für die sechs Nettetaler Stadtteile?

"Wenn es um Jugend und Jugendarbeit geht, dann werden in der Öffentlichkeit immer nur die Probleme genannt", winkt Stefan Pläp ab. Der Leiter des Lobbericher Jugendheims Arche und seine Kollegen aus den anderen Stadtteilen legen Wert darauf, dass in ihren Häusern gute Jugendarbeit geleistet wird: "Das sieht man auch daran, wie viele junge Menschen ehrenamtlich mitarbeiten." Das hat auch die WZ-Serie über die Nettetaler Jugendheime gezeigt. Doch viele Jugendliche haben weitergehende Wünsche.

Die Kritik von Antonia und anderen auf den Punkt gebracht: Keine richtigen Jugendtreffs in Schaag und Leuth. Die offenen Jugendheime, in die Jugendliche aus schwierigen sozialen Verhältnissen kommen, werden von anderen jungen Leuten gemieden - etwa das evangelische Spielecafé in Kaldenkirchen; zudem sei dort das katholische Jugendheim Convent nur für Kirchenverbände offen. Treffpunkte in Schaag auf dem Spielplatz oder in Kaldenkirchen auf dem Marktplatz seien keine Alternative.

Solche Kritik wird bei der Stadt durchaus ernst genommen. "In Kaldenkirchen werden wir, wie bereits in Schaag geschehen, nach den Ferien Gespräche vor Ort führen", kündigt Armin Schönfelder an. Der Sozialdezernent bewertet freilich insgesamt die offene Jugendarbeit in Nettetal positiv, lobt die "Kompetenz der unterschiedlichen Träger", die es "noch mehr zu vernetzen" gelte, damit kein Stadtteil zu kurz komme: "Die Stadt hat deshalb die Stelle eines Jugendkoordinators ausgeschrieben."

Ein weiteres Ziel Schönfelders: Die vier Jugendheime und die mobile Jugendarbeit, also Streetworker und Anlaufstelle Speckerfeld, sollten langfristig mehr Bildungsarbeit bieten, "auch im Bereich Gesundheit, etwa zum Thema Schutz vor Drogen". Allerdings könnten Jugendheime "keine Reparaturarbeiten für familiäre Probleme junger Menschen" leisten.

Was halten die Jugendlichen von solchen Perspektiven? "Wir haben in Schaag mal mit Politikern diskutiert, die uns Verbesserungen versprochen haben", sagt Antonia, "ich bin mal gespannt."