Kempen: Ernte - Der bange Blick gen Himmel

Das Wetter erschwert die Arbeit der Bauern erheblich. Helfen würden nur Sonne und Wärme.

Kempen. Am Ende sind Franz-Josef Tölkes und seine Kollegen froh, dass sie ihren Kartoffel-Roder heil vom Feld bekommen haben. Es hat 20 Millimeter Niederschlag geregnet, allein an diesem Morgen im Juli. "Wir sind fast abgesoffen", sagt Tölkes. Kartoffeln zu ernten, ist ein frommer Wunsch geblieben. Nicht nur an diesem Tag.

Dazu kommt, dass die Kartoffeln in diesem Jahr deutlich dicker sind als sonst. Was sich nach einer positiven Nachricht anhört, ist für den Bauern alles andere als das. Im Supermarkt haben die Knollen in der Regel eine Durchmesser von 35 bis 60 Millimetern. Die Kartoffeln, die Franz-Josef Tölkes und seine Kollegen derzeit mitunter aus der Erde ziehen, sehen aus wie kleine Kohlköpfe und sind bis zu 80 Millimeter dick.

Das warme Frühjahr hat für einen Wachstumsschub gesorgt. Nur: "Diese Kartoffeln kauft keiner. Sie sind gewachsen wie der Teufel, sie sind zu groß und außerdem oft hohlherzig und rissig", sagt Tölkes. Mancher seiner Kollegen musste daher schon mit vollem Anhänger vom Großhandel zurückfahren.

"Der Markt verlangt nach kleineren Kartoffeln, aber die sind im Moment wenig vorhanden." Die Folge: "Bald werden wohl die Preise steigen - und das gilt nicht nur für Kartoffeln, sondern auch zum Beispiel für Äpfel." Seine eigene Ausschussware wird Tölkes zu Futter verarbeiten.

Fäule Der Pilz, der bei feucht-warmer Witterung die Kraut- und Braunfäule an Kartoffeln verursacht, heißt Phytophthora infestans. Ein Merkmal ist ein schmaler, weißer Saum von Pilzgeflecht um die Flecken herum, der sich bei Feuchtigkeit auf der Blattunterseite bildet.

Trocknung Die Landwirtschaftskammer macht auf das Wetterproblem aufmerksam. Die Wintergerste ist schon seit Wochen reif. Weil die Körner nass sind, müssen sie vielerorts getrocknet werden, was bei hohen Energiepreisen Kosten von 100 bis 200 Euro pro Hektar verursacht. Das ist aber immer noch die bessere Alternative: Bei anhaltendem Regen droht der Gerste die Gefahr, dass sie die Ähren abbrechen und zu Boden fallen, wo sie nicht mehr geerntet werden können.

Ernte Am Niederrhein steht das Getreide nach Einschätzung der Landwirtschaftskammer noch nahezu vollständig auf dem Halm. In der Köln-Aachener Bucht hingegen sei bereits die Hälfte der Wintergerste geerntet. Die Zeit drängt, bald sind auch Weizen, Roggen, Raps reif.

Preise Dass die Getreidepreise gestiegen sind, freut die Bauern nur, wenn sie die Ernte auch trocken eingefahren haben. Anhaltender Regen während der Ernte, wie zuletzt im August 2006, führt zu Qualitätsverlusten und damit zu deutlichen Abschlägen bei der Bezahlung.

Fläche In NRW wächst auf rund 570 000 Hektar Getreide.