Kempen/Grefrath/Nettetal: Personalmangel in der Altenpflege

Prognose: Laut einer Studie fehlen in diesem Jahr 2500 Kräfte in NRW. Die WZ hat sich in den Pflegeheimen der Region umgehört.

Kempen/Grefrath/Nettetal. Der demografische Wandel macht sich in der Altenpflege bemerkbar. Weil es immer mehr alte Menschen gibt, sagt eine Studie im Auftrag des Landesgesundheitsministeriums für das laufende Jahr einen Personalmangel in den Pflegeheimen voraus: Rund 2500 Kräfte fehlen demnach allein in Nordrhein-Westfalen. In der Studie heißt es, geeignete Bewerber seien das Problem. Die WZ hat sich in den Seniorenheimen der Region umgehört.

Über fehlende Bewerber kann sich Kathrin Grulke von den Curanum-Altenheimen in Breyell, Lobberich und Kaldenkirchen nicht beklagen. Es gebe zwar momentan noch keine ausgeschriebenen Stellen, aber die Pflegedienstleiterin des Hauses in Kaldenkirchen ist froh, "auf die ein oder andere Bewerbung zurückgreifen zu können". Auch Bernd Spangenberg, Leiter des Evangelischen Altenzentrums Oedt, kann sich nicht über zu wenige Bewerber beschweren.

Ende des Jahres sieht Michael Rudloff, Pflegedienstleiter des Kempener von-Broichhausen- und St. Peter-Stifts, zwar einen personellen Engpass, kann aber zunächst die fehlenden Kräfte mit Jahrespraktikanten, Schülern und Auszubildenden kompensieren. Die allerdings wechseln bald zum Blockunterricht in die Schule. "Wenn es so weit ist, suchen wir händeringend", sagt er. Für die Zukunft wünscht sich Rudloff mehr Ausbildungsplätze, um einem zu großen Mangel an Pflegekräften vorzubeugen. "Ich weiß nicht, warum da noch nicht vorgegriffen wurde", sagt er.

"Der Bedarf an Pflegekräften ist ganz klar gestiegen", sagt Kathrin Grulke, so wie der Bedarf an Heimplätzen. Es seien schließlich zwei neue Häuser in Tönisvorst und Wachtendonk entstanden. Grulke weiß, dass die verfügbaren Kräfte rückläufig sind. Noch sehen sich Grulke und Bernd Spangenberg "im gelobten Land", wissen aber, dass das nicht so bleiben wird: "In den nächsten Jahren wird das auch bei uns kippen", sagt der Oedter Leiter. Man müsse da den Weitblick haben und schon frühzeitig Stellen ausschreiben sowie seitens der Politik Ausbildungsplätze schaffen.

"Zu einem Engpass darf es gar nicht erst kommen", sagt Spangenberg. Eine Zusammenarbeit mit Leiharbeitern komme für ihn nicht in Frage. "Das halte ich für keine gute Idee. Wir setzten stark auf die Bezugspflege." Es sei nicht gut, den Bewohnern ständig neue Gesichter zu präsentieren.

So sieht das auch Michael Rudloff: "Der ständige Wechsel von Mitarbeitern ist weder gut für die Bewohner noch für das Team." Wenn man mit Leiharbeitsfirmen zusammenarbeitet, sollen die Kräfte auch eine Perspektive im Heim bekommen.

"Wenn es kurzfristig personell eng werden sollte, kann man mit verschiedenen Arbeitszeitmodellen operieren, zum Beispiel verstärkt auf 400-Euro-Kräfte zurückgreifen", sagt Kathrin Grulke. Allerdings stehen auch diesbezüglich Bedenken im Raum, da die Bewohner an ihre Pfleger gewöhnt sind. Man könne auch - zeitlich begrenzt - zunächst die Stundenzahl der Mitarbeiter zum Teil erhöhen, sagt sie.

Bernd Spangenberg sieht für das Berufsbild des Altenpflegers allgemein ein Problem: Die Politik müsse endlich mit der Entbürokratisierung der Pflege anfangen. "Der Job geht immer weiter weg vom Menschen und wird administrativer", sagt der Leiter des Oedter Altenzentrums. Alles müsse schriftlich festgehalten werden. "Das erschwert es, gute Bedingungen für Mitarbeiter zu schaffen."