Kempen: Hilfe für Eltern und Kinder

Annenhof: In der Einrichtung gibt es nicht nur ein Kinderheim. Die Tagesgruppe ist ein ambulantes Hilfsangebot.

Kempen. Die Eltern sind überfordert, das Kind ist auffällig. Es kommt zu Konflikten, möglicherweise auch zu gewalttätigen Auseinandersetzungen innerhalb der Familie. In solchen Situationen ist die Unterbringung des Kindes in einem Heim durch das Jugendamt der letzte Ausweg. Um diesen zu umgehen, gibt es aber in der Erziehungshilfe andere Möglichkeiten.

So zum Beispiel die Mariengruppe des Kempener Kinderheims St.Annenhof. In der alten Kaplanei, An St.Marien, ist die Gruppe für die Tagesbetreuung von sieben Kindern untergebracht. "Die Kinder kommen nach der Schule zu uns, dann gibt es ein gemeinsames Essen und danach geht es an die Hausaufgaben", erklärt Annette Knops, Leiterin der Gruppe, den Tagesablauf.

Die Betreuungsgruppe, in der drei Erzieher auf zweieinhalb Stellen arbeiten, bietet den Kindern das, was ihnen am meisten fehlt: einen geregelten Tagesablauf. "Die Eltern der Kinder sind mit der Erziehung überfordert. Wir helfen ihnen, die Situation zu verbessern", sagt Annette Knops. Neben einer warmen Mahlzeit - das Essen kommt aus dem Annenhof - und der Hausaufgabenbetreuung gibt es auch eine Begleitung in der Freizeit. "Wir machen Spielangebote und auch Ausflüge." Abends kehren die Kinder, die zwischen sieben und 13 Jahre alt sind, wieder zurück in ihre Familien.

Laut Herbert Knops, Leiter des Annenhofes und Ehemann von Annette Knops, ist das Angebot erfolgreich: "Durch die Tagesbetreuung können wir Eltern und Kinder einander annähern." Dazu gibt es regelmäßige Elterngespräche. "Wir geben Tipps, die die Familien zu Hause im Alltag anwenden können", ergänzt er.

Um einen Platz in der Mariengruppe kann man sich nicht direkt beim Annenhof bewerben. "Das läuft alles übers Jugendamt. Da müssen die Eltern einen Antrag stellen", sagt Herbert Knops. "Die Sozialpädagogen entscheiden, ob so eine Betreuung für das Kind infrage kommt." Auch die Dauer der Aufnahme werde von der Behörde entschieden - "schließlich finanziert das Jugendamt ja auch die Hilfe". "Die Eltern müssen begreifen, dass ihnen das Jugendamt nichts Böses will. Es muss als Anbieter von Hilfen wahrgenommen werden."

"Die Zahl der Heimunterbringungen ist in den vergangenen Jahren angestiegen", berichtet Herbert Knops. Das habe vor allem mit den Kindesmisshandlungen und -tötungen der vergangenen Jahre zu tun. "Durch diese Fälle, die medial wirksam waren, sind die Ämter wieder angehalten worden, rigoroser einzuschreiten." Außerdem gebe es mehr Hinweise aus der Bevölkerung auf mögliche Vernachlässigungen von Kindern und Jugendlichen.

Wenn Gefahr in Verzug ist, müsse ein Kind "aus der Familie rausgeholt werden". "In Fällen, die nicht so dramatisch sind, kann aber eine Tagesbetreuung helfen", sagt Herbert Knops. Dadurch bekomme das Angebot der Mariengruppe, die es übrigens schon seit 1996 gibt, ein neues Gewicht. "Die Gruppe kann verhindern, dass ein Kind ins Heim muss."