Mensch & Stadt „Ich gewinne dadurch neue Perspektiven“

Kempen · Die kfd St. Hubert gibt es seit 125 Jahren. Warum Frauen damals eintraten – und warum Frauen heute dabei sind.

Legendär waren die karnevalistischen Nachmittage der kfd im Marienheim. Die Frauen standen Schlange, um Karten zu ergattern.

Foto: Hüskes, Achim (achu)

(biro) Wenn am Sonntag die Glocken in St. Hubert zur Messe rufen, dann werden viele Frauen zur Kirche strömen. Was sie eint: die Gemeinschaft. Alle gehören der katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) St. Hubert an, und sie feiern das 125-jährige Bestehen am Sonntag, 25. Juni, um 9.30 Uhr mit einem festlichen Gottesdienst.

Die Anfänge dieser Gemeinschaft reichen zurück bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts. Damals entstanden in Frankreich Gebetsgemeinschaften christlicher Mütter. Auch in Deutschland gründeten sich christliche Müttervereine. Ziel war es zunächst, das religiöse Leben in der Familie und in der Gemeinde zu stärken. Doch viele Dinge, die Frauen damals auch bewegten, kamen hinzu: Man half einander bei der Kindererziehung, sammelte Geld oder Wäsche für Mütter mit vielen Kindern. Half den Müttern, die gerade ein Baby bekommen hatten, sammelte Wolle oder Lebensmittel für kinderreiche Familien.

1898 gründete sich in St. Hubert der Verein christlicher Mütter. In den Statuten heißt es: „Zweck des Vereins christlicher Mütter ist: das christliche Zusammenleben, vor allem die christliche Erziehung der Kinder zu fördern.“ Und wie sollte das erreicht werden? „Durch Gebet, Sakramentenempfang, Anhörung belehrender Vorträge, Werke geistlicher und leiblicher Barmherzigkeit, besonders an bedürftigen Müttern und deren Kindern.“

In St. Hubert sind knapp 200 Frauen Mitglied

So ähnlich ist es heute noch, aber viel lebendiger, als es nach diesen etwas verstaubt anmutenden Statuten klingen mag. Der Name änderte sich, aus dem Verband der katholischen Müttervereine wurde die katholische Frauengemeinschaft Deutschlands, die heute rund 350 000 Mitglieder zählt. Im kleinen Kempener Stadtteil St. Hubert sind es knapp 200 Frauen. Die meisten sind im Rentenalter, „Frauen sind berufstätig, für viele ist es schwierig, sich in der kfd zu engagieren“, sagt Liesel Peeters (74).

Auch Karin Balters (60) arbeitet noch, trat ein, als ihre Mutter sie darauf hinwies, dass die kfd Nachwuchs suche, sagt aber auch: „Ich bin im Karneval und bei der Kendel-Bühne aktiv. Um mehr bei der kfd zu machen, muss ich wohl warten, bis ich in Rente bin.“ Peeters selbst trat 1970 der kfd bei, „das war selbstverständlich, dass ich eintrete, wenn ich heirate.“ Doch „erst als mein Mann und ich in Rente gingen, hatte ich die Zeit, mehr in der kfd zu machen.“

Und machen können Frauen in der kfd allerhand, wenn sie Zeit und Freude daran haben. Die Verbundenheit im Glauben spielt nach wie vor eine große Rolle, die Frauen feiern zusammen Gottesdienste, unternehmen Wallfahrten, feiern kirchliche Feste, stricken und planen Aktionen für den guten Zweck. Was aber auch dazu gehört: der Austausch und die Freude. Es gibt Vorträge, Gespräche, Ausflüge, Nachmittage mit Kaffee und Kuchen. Legendär: die karnevalistischen Nachmittage im Marienheim, die es seit einigen Jahren nicht mehr gibt, „das ist so schade“, sagt Balters.

Der Zusammenhalt und der Kontakt mit all den unterschiedlichen Frauen – das ist das, was die Frauen heute an der kfd schätzen.

Cristina Szcyrba: Vielfalt
macht die kfd so wertvoll

Für Cristina Szcyrba ist es die Vielfalt, die die kfd so wertvoll macht, und „gemeinsam schöne und nicht so schöne Zeiten vor Ort zu gestalten, wie wir es etwa in der Corona-Pandemie getan haben“. Die 32-Jährige gehört zu den Jüngeren der kfd St. Hubert. „Für mich ist das total gut, denn die Themen für Frauen meines Alters begegnen mir überall in meinem Umfeld“, sagt Szcyrba. Deshalb seien für sie gerade die Gespräche mit den älteren Frauen spannend. „Ich gewinne dadurch neue Perspektiven.“