Musikverein St. Hubert wird 125 Jahre alt „Wir wollen da spielen, wo wir gebraucht werden“

Kempen · Der Musikverein St. Hubert ist bei Schützenfesten, Martinszügen und an Karneval immer mit dabei.

In der voll besetzten Kirche St. Hubertus gab der Musikverein St. Hubert ein Konzert zum Advent.

Foto: Norbert Prümen

Besondere Jubiläumsfeierlichkeiten haben sie sich nicht gegönnt, nur ein Set neuer Regenjacken mit Logo. Und ganz viel Musik. 125 Jahre alt wurde der Musikverein 1898 St. Hubert in diesem Jahr. Im Juni luden die Musiker zum sommerlichen Open-Air-Cafékonzert auf dem Hof des St. Huberter Forums ein. Am vergangenen Wochenende gab es zwei große Adventskonzerte. Zum ersten Mal spielte der Musikverein in der Kempener Paterskirche am Freitagabend. Die Atmosphäre sei so besonders gewesen, dass Vorsitzender Henning Scholz über eine Wiederholung im nächsten Jahr nachdenkt. Schon Tradition ist das Konzert in der Pfarrkirche St. Hubertus, die bis auf den letzten Platz besetzt war.

Der Musikverein hat seine Wurzeln in St. Hubert und ist dort aus dem öffentlichen Leben etwa beim Schützenfest oder zu Karneval nicht wegzudenken. Viele freuen sich schon auf die Auftritte in der Weihnachtszeit. So wird der Musikverein auf dem St. Huberter Weihnachtsmarkt am kommenden Sonntag, 17. Dezember, ab 15 Uhr zu hören sein. Örtliche Kindergärten und Vereine gestalten das bunte Bühnenprogramm, auch der Musikverein St. Hubert gehört dazu.

Am Heiligen Abend startet
um 15.30 Uhr der Dorftreff

Schon legendär ist der Dorftreff am Heiligen Abend auf dem Markplatz in St. Hubert. Ab 15.30 Uhr startet die weihnachtliche Einstimmung mit Klängen vom Musikverein und heißem Glühwein. Und feierlich wird es am ersten Weihnachtstag beim Hochamt um 9.30 Uhr in St. Hubertus werden, wenn der Musikverein die Messe musikalisch gestaltet. Aber die Truppe ist nicht nur in St. Hubert aktiv. Sie begleitet ausgesuchte Schützenfeste, zieht bei regionalen Martinszügen mit, auch zu kirchlichen Anlässen wie Fronleichnam und bei einigen Karnevalsumzügen. „Im Jahr werden wir rund 21 Mal gebucht“, sagt Posaunist Henning Scholz, der seit 25 Jahren dabei ist und seit 2017 den Verein leitet. Auswärtige Termine mit weiten Anreisen nimmt der Musikverein bewusst nicht wahr. Dazu sei die Heimatverbundenheit zu groß.

Zum Verein zählen 34 aktive Mitglieder, vier Ehrenmitglieder, fünf Pausierende, sechs Klarinetten- und 17 Flötenkinder. Darauf ist der Verein stolz. Dies alles sei auch Ergebnis einer intensiven Jugendarbeit. „Wir haben es geschafft, dieses Allrounder-Ding durch die Zeit zu tragen“, sagt Scholz. In der Corona-Zeit seien acht ähnlich aufgestellte Musikvereine aus der Region kaputt gegangen. Die Neugründungen seien meist Projektchöre, die sich nur vorübergehend bilden.

Oder sehr anspruchsvoll ausgerichtet sind. „Wir wollen bewusst kein Profiorchester sein, sondern dörflich bleiben, da spielen, wo wir gebraucht werden“, betont er. Und das sei dann eben auch bei Goldhochzeiten. „Wir tun das, was uns Spaß macht“, sagt er. Das Repertoire sei entsprechend breit aufgestellt, es umfasst geistliche und klassische Musik, aber auch Filmmelodien.

Musiker schlossen sich zunächst ohne Statuten zusammen

Die Gründung des heutigen St. Huberter Musikvereins geht auf den Antoniustag, den 17. Januar 1898, zurück. In der Gaststätte „Zur Post” in St. Hubert kamen die Musiker Wilhelm Holtermanns, Hubert Theven, Jean Erkes, Heinrich Poeth und Hermann Körschenhausen zusammen, um über die Gründung eines Musikvereins zu beraten. Während sich die fünf Musiker zunächst ohne verbindliche Statuten zusammenschlossen, nahm das Interesse in der Bevölkerung an Orchestermusik immer weiter an Fahrt auf. Einige Musikinteressierte äußerten den Wunsch, ein Musikinstrument zu erlernen. Dies führte am 4. Dezember 1898 zur offiziellen Gründung des Musikvereins. An diesem Tag wurden die Vereinsstatuten beschlossen und von den anwesenden Mitgliedern unterzeichnet. Am 10. November 1899 übernahm der Musikverein erstmals die Begleitung des Martinszuges in St. Hubert, der zur damaligen Zeit noch vom Wirteverein organisiert wurde.