Tierisches Protein Bekommt der Kreis Viersen eine Larvenmast?

Kreis Viersen · Für viele Unternehmen wird die Nutzung von Insekten immer interessanter.

Larven werden für viele Firmen immer interessanter.

Foto: dpa/Marijan Murat

(biro) Insektenmehl ist derzeit (noch) nicht in aller Munde, doch das Thema beschäftigt auch Unternehmen im Kreis Viersen. Insektenprodukte gelten als alternative Proteinquelle zu Fleisch oder Fisch. In der Tierfütterung werden essbare Insekten schon länger eingesetzt, um den Proteinbedarf von Nutztieren zu decken. Laut Bundesregierung bieten die Insekten aber auch für die menschliche Ernährung einige Vorteile – weil sie einen hohen Proteingehalt haben, Omega-3-Fettsäuren und B-Vitamine bieten, weil sie weniger Platz und Wasser brauchen als etwa Rinder und Schweine, weniger Treibhausgasemissionen erzeugen und damit klimafreundlicher sind, weil ihr essbarer Anteil mit 80 Prozent deutlich höher ist als etwa beim Rind mit 40 Prozent und ihr Verzehr damit nachhaltiger ist.

Auf der Suche nach Eiweißquellen mit möglichst geringem C02-Fußabdruck und nach einer nachhaltigen Nutzung von Nach- und Nebenprodukten aus der Lebensmittelherstellung („Restströme“) rücken Larven von Insekten zunehmend in den Fokus von Forschung, Landwirtschaft und Industrie. In Nachbarländern wie Dänemark und den Niederlanden ist besonderes tierisches Protein schon ein großes Thema.

In Deutschland könnte der Kreis Viersen zu einer Vorreiter-Region werden: Unter der Moderation der Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG) Kreis Viersen werden aktuell erste Überlegungen für die Ansiedlung einer entsprechenden Produktionsanlage mit potenziellen Investoren und Partnern diskutiert. Das teilte die WFG am Mittwoch mit. „Wir verstehen uns als Informationssammler, Netzwerker und Koordinatoren bei diesem wichtigen Zukunftsthema“, so WFG-Geschäftsführer Thomas Jablonski. „Das Interesse der hiesigen Wirtschaft ist vorhanden und wächst stetig.“

Eine Bandnudel liegt auf getrockneten Larven des Getreideschimmelkäfers. Aus den Larven des Käfers kann man Mehl, etwa für Nudeln, herstellen.

Foto: dpa/Marijan Murat

Das sei auch auf einer Informationsveranstaltung mit dem Thema „Restströme der Lebensmittelbranche“ deutlich geworden, zu der die WFG und der Verein Agrobusiness Niederrhein Experten und Interessierte aus Deutschland und den Niederlanden in die Räume von Europas größtem Kartoffelhändler, der Wilhelm Weuthen GmbH & Co. KG in Schwalmtal, eingeladen hatte.

Friederike Hertel von Mars in Viersen machte in ihrem Kurzreferat deutlich, warum der weltweit operierende Nahrungsmittelkonzern die Insekten auf seine Agenda gesetzt hat. „Es geht vor allem um Nachhaltigkeit“, so Hertel. Mars investiert Milliarden US-Dollar mit dem Ziel, bis 2050 klimaneutral zu sein, „deswegen passt die Larve ganz gut zu uns.“ Denn die Larven gedeihen auf Resten, die bei jeder Lebensmittelproduktion und auch im Handel tonnenweise anfallen. Das gewonnene Öl kann laut WFG zum Beispiel als biologische Komponente in Reinigungsmitteln dienen.

Vor allem aber kann das hochwertige, tierische Protein bei der Herstellung von Heimtier-Futtermitteln Verwendung finden. Dies geschieht bereits seit einigen Jahren bei der Mera Tiernahrung GmbH, wie Stefan Mandel vom Kevelaerer Unternehmen berichtete. Einige Rezepturen für Hunde und Katzen beinhalten Proteinmehl, das aus getrockneten und entfetteten Larven gewonnen wird. Der von WFG-Agrarberater Theo Lenzen moderierte Nachmittag habe die vielfältigen Chancen deutlich gemacht, die in einer Larvenmast im Kreis Viersen liegen, heißt es von der WFG. Jablonski:. „Es lohnt sich, das Thema weiterhin mit Nachdruck zu verfolgen.“

(biro)