Kultur in Kempen Murzarella ließ im Forum die Puppen singen
Kempen · Sabine Murza begeisterte mit Witz und vielen Stimmen.
(anw) Die Einleitung hätte eine Einladung zur Yoga-Stunde sein können: „Öffnen Sie Augen, Ohren und Geist. Atmen Sie ein, und atmen Sie aus“, raunte eine Stimme aus dem Off. Doch statt Entspannung und Meditation erwartete das Publikum im ausverkauften Forum St. Hubert Murzarellas quietschlebendige Music-Puppet-Comedy-Show mit kleinem Sängerkrieg, Bauch-Gesängen und „anderen Ungereimtheiten“.
Dafür lohnte es tatsächlich Augen, Ohren und Geist zu öffnen. Denn die mehrfach ausgezeichnete Comedienne punkte mit grandioser Puppengesellschaft, witzigen Texten und wandlungsfreudiger Stimme. Musikalisch gelang eine mitreißende Mischung von Jazz, Rock, Pop, Swing und ein wenig Klassik. Dialoge, Streitgespräche und musikalische Rivalitäten zwischen der Künstlerin und dem tierischen Personal mit Kanalratte Kalle aus Wanne-Eickel und dem niedlichen Kakadu Dudu sowie „Managerin“ Frau Adelheid ließen beinahe vergessen, dass Sabine Murza eine One-Woman-Show zauberte.
Temperamentvoll bewies die Bauchrednerin und Bauchsängerin, dass ihre Energie für drei weitere Bühnenakteure problemlos ausreicht. Wie Murza es schafft, die Sangeseinlagen der Puppen scheinbar staunend zur Kenntnis zu nehmen und doch sängerisch Vollgas zu geben, bleibt auch aus den ersten Reihen ein Rätsel. Dabei entwickelte sie jede Figur auch über deren Bewegungen zur eigenständigen Persönlichkeit mit charakteristischen Launen und Vorlieben. Kanalratte Kalle mit leicht prolligem Touch lieferte Heavy Metal und Rockiges vom Feinsten, Kakadu Dudu bevorzugte pochende Schlagerrhythmen, Buchhalterin Adelheid mit theatralischem Naturell glänzte als Diva mit opernreifem Auftritt zur Arie der Königin der Nacht. Die Handpuppe des Kakadus genoss unter Murzarellas Hand den frechen, vorlauten Auftritt, konnte aber auch so verschämt und hilfsbedürftig tun, dass Herzen schmolzen.
Ach ja, zwischendurch war die Comedienne auch einfach Chansonette im Alleingang – wenn die liebenswürdigen Quälgeister aus der Puppenkiste sie im Wettstreit um die Show nur ließen. Da persiflierte sie etwa ironisch und doch erstaunlich sanftmütig zu Reinhard Mays Lied „Über den Wolken“ Männer im Baumarkt. Das alles war so witzig und lebendig inszeniert, dass Besucherinnen und Besuchern zuweilen der Atem gestockt haben mochte, der die Sängerin nicht einmal verließ. Höhepunkte erstaunlicher Wandlungsfähigkeit im Sekundentakt waren das Gesangsduell mit Kakadu sowie das Terzett mit Adelheid und Kalle zum Song „Time to say good bye“ – mit leichtem Krächzen von Dudu und großer Pose der wunderlichen Frau Adelheid. Das Publikum dankte mit langem, begeistertem Beifall.