Highland Games auf der Kempener Burg Highland Games bringen schottisches Flair nach Kempen
Kempen · Mit „Putting the stone“ und „Tossing the caber“ begeisterten die Highland Games die Besucher.
Hinter den Absperrgittern an der Wiese direkt neben der Kempener Burg knubbeln sich die Besucher. Sie verfolgen mit Begeisterung die sportlichen Darbietungen, die durch Außergewöhnlichkeit punkten. Ob es der Strohsack ist, der per Mistgabel über gespannte Seile geschleudert wird, der Baumstamm, der einen Überschlag machend durch die Luft wirbelt oder das Team von fünf Personen, das sich, einen Baumstamm auf den Schultern liegend, durch einen Slalomkurs manövriert – zu sehen gibt es reichlich. Die Kempener Highland Games zogen im Rahmen des Altstadtfestes in der Thomasstadt ein.
„Hinter diesen Sportarten verbergen sich geschichtliche Hintergründe. Mit diesen Übungen wurden einst Fähigkeiten für die Schlachten trainiert“, ist die Stimme von Moderator Markus Lunau – vielen besser als Al Jay, der Mann mit dem Hut bekannt – zu hören. Beim „Tossing the caber“, wie der Baumüberschlag heißt, ging es einst darum, Gräben von Burgen zu überwinden, wenn die Zugbrücke hochgezogen war.
„Die Männer warfen die Baumstämme mit einem Überschlag punktgenau und stellten so eine Brücke her“, informiert Lunau, während beim nächsten Team der 4,20 Meter lange und 40 Kilogramm Baumstamm auf die verschränkten Hände eines Werfers gesetzt wird, ein kurzer Ausfallschritt zur Seite erfolgt, um den in der Höhe stehenden Stamm auszubalancieren, sich ein kurzer Anlauf anschließt und der Stamm in einem perfekten Überschlag durch die Luft fliegt.
Organisiert von den „Highlandern vom Niederrhein“ gingen bei den Mannschaftswettkämpfen 17 Teams und bei den Einzelwertungen 56 Teilnehmer an den Start. „Es sind keine typischen Wettkämpfe wie in anderen Sportarten. Bei den Highland Games steht der Zusammenhalt im Mittelpunkt. Es geht familiär zu. Es gibt keine Gegner, sondern Freude“, sagt Franziska von den Highlandern. Sie selbst tritt diesmal zwar nicht an, verfolgt aber jeden Wettbewerb mit Begeisterung und Anfeuerungsrufen.
Gerade bei Disziplinen wie „Stone of manhood“ scheint es, als würden die Anfeuerungsrufe der Zuschauer die Teilnehmer beflügeln und für das Quäntchen Kraft sorgen, das noch benötigt wird, um den schweren Stein, der bei den Männer bis zu 100 Kilogramm wiegen kann, auf das Podest zu hieven, nachdem er zuvor einige Meter weit geschleppt werden musste. Überall wuseln Frauen und Männer in Kilts, den Sporran an der Seite tragend, herum. Nicht nur die Teilnehmer tragen das klassische schottisch Outfit, sondern auch etliche Besucher. Die Atmosphäre ist locker und entspannt.
Beim Tug-o-war, dem Tauziehen, explodiert die Stimmung regelrecht. Wer indes die Wettkampfwiese verlässt, kann ins Mittelalter abtauchen. An der Dohlen-Schmiede glühen die Kohlen in der Esse. Unter den interessierten Blicken der Zuschauer hantiert John Robbin Riechert mit dem Schmiedehammer, um mittelalterliche Gebrauchs- und Kunstgegenstände herzustellen. Ob die Erdnägel für ein Zelt oder das kunstvoll geschmiedete Herz als Anhänger am Lederband – alles wird in Handarbeit hergestellt.
Kunsthandwerk aus Leder, Schiefer oder auch Ton
Den Hammer hat auch Peter Fiedler am Nachbarstand in der Hand. Allerdings dreht sich bei dem Niederländer alles ums Leder. Sorgfältig setzt er ein Punziereisen auf den Lederstreifen an, um es mit einem kurzen Schlag mit dem Kunststoffhammer ins Leder zu treiben. „Ich stelle unter anderem Lederarmbänder mit den Wunschnamen beziehungsweise mit verschiedenen Mustern her“, erklärt Fiedler.
Ein Stückchen weiter lockt der „Kribskrabs“ mit Kreiseln, Kinderschwertern und -schildern. Schiefer und Ton sind die Werkstoffe bei Burkhard Indervoort. Der Lebensbaum, keltische Knoten, die stilisierte Schwertlilie, der schottische Löwe – es sind die unterschiedlichsten Symbole, die er per Laser in Schieferplatten graviert hat und die auf den Tonbechern zu sehen sind.
Zur Stärkung gibt es Kulinarisches für auf die Hand und für zu Hause. Bernhard Kowalczyk hat den Honigwhisky und den Honiglikör im Gepäck. „Wer einmal etwas ganz anderes ausprobieren möchte, dem kann ich unseren Marzipanlikör empfehlen. Eiskalt serviert ein Sommergenuss“, schwärmt er.