Wie eine Branche sich in vier Jahrzehnten verändert hat Babyfachgeschäft Wehnen feiert 40-jähriges Bestehen

Kempen · Die Babybranche hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert, und auch Baby Wehnen hat sich in den vergangenen 40 Jahren entwickelt. Weiterhin setzen die Inhaber auf die Beratung – die ist heute so wichtig wie früher.

Das Experten-Team (v. l.): Ellen Wehnen, Axel Wehnen, Hermine Freitag und Katja Wehnen.

Das Experten-Team (v. l.): Ellen Wehnen, Axel Wehnen, Hermine Freitag und Katja Wehnen.

Foto: Norbert Prümen

Hermine Freitag schwelgt in Erinnerungen, als sie die alten Fotos einer Kinderwagen-Modenschau aus den 1990er-Jahren betrachtet. Sie ist Mitbegründerin von Baby Wehnen, dem Babyfachgeschäft in Grefrath, das in diesem Jahr 40-jähriges Besehen feiert und sich in der gesamten Region nicht nur bei werdenden Eltern einen guten Namen gemacht hat.

Die 82-Jährige kann sich noch gut an die Anfänge vor 40 Jahren erinnern. „Damals gab es kein Internet, nicht so viele Informationen, damals waren wir es, die die Eltern mit Erfahrungen und ausgiebiger Beratung versorgt haben“, sagt Hermine Freitag. Doch die Zeiten haben sich verändert und damit auch die Kundenbindung.

„Die zunehmende Digitalisierung, die Branche, die ebenfalls im Umbruch ist. Werdende Mütter verlassen sich auf die Erfahrungen und Empfehlungen ihrer Hebamme, aber auch auf die von Influencern“, sagt Ellen Wehnen, die seit mittlerweile 23 Jahren Fachfrau ist, wenn es um Babyausstattung geht. Früher seien Frauen, die ihr erstes Kind zur Welt brachten, Anfang bis Mitte 20 gewesen. Man habe einen Kinderwagen gebraucht, der praktisch sei, erzählen die beiden Frauen. Und heute? „Die Erstgebärende ist 38 plus und weiß genau, was sie will, hat viel gelesen und ist meist gut informiert“, sagt Ellen Wehnen.

Bei der großen Auswahl an Kinderwagen würden die Hersteller immer mehr auf den Kundenwunsch des „Kleinklappbaren“ eingehen. Farben wie Salbeigrün und Kaschmirbeige seien total angesagt, auch bei der Auswahl des Babyzimmers: Ein beigefarbener Schaukelstuhl aus Teddystoff und passendem Hocker lässt einen direkt versinken und das Mama-Sein genießen. Immernoch hätte der „richtige“ Kinderwagen einen großen Stellenwert. „Ich muss bei meiner Beratung immer sagen, dass es den ,besten’ Kinderwagen nicht gibt, er muss zu den Lebensumständen der Eltern passen“, erläutert Ellen Wehnen.

Vor drei Jahren entschied sich das Familienunternehmen, den Weg als Franchisenehmer mit Deutschlands größter Babymarktkette „Baby One“ einzugehen. „Uns war dabei wichtig, dass wir selbstständig bleiben, unsere eigene Linie und Handschrift weiterführen“, erklärt Ellen Wehnen, und Hermine Freitag ergänzt: „Unser Verbund, in dem wir waren, ist pleite gegangen, und wir brauchten eine Alternative.“

Mit ihren 82 Jahren ist sie immer noch regelmäßig im Laden am Pastoratshof in Grefrath und berät Kunden. „Mittlerweile sind die Kunden selbst Großeltern und erinnern sich positiv an uns zurück, kommen, um für ihr Enkelkind einzukaufen“, sagt Hermine Freitag. Immer wieder gebe es Kunden, die im Internet bestellt hätten, nach dem Ausprobieren aber komplett unzufrieden seien. „Dann möchte man sich vielleicht die Beratung ersparen, dabei ist diese heute wie früher wichtig“, so die Frauen.

Ihre Stärke: das Gefühl für schöne Sachen, eine ehrliche Meinung und Empfehlung, wie sie erklären. Es gebe einen deutlichen Unterschied zwischen Anschaffungen fürs erste oder zweite Kind, berichten sie. Auch würde man Themen wie Schlafen und Ernährung zu wenig in den Vordergrund stellen. „Alle wollen das perfekte Bett, ich sage, die Basis ist aber die richtige Matratze“, sagt Ellen Wehnen.

Bei den Wehnens wird Familie groß geschrieben. Täglich treffen sich Mitglieder der Familie zum kurzen Frühstück, am Samstag essen sie zusammen zu Mittag. Das Thema Personalsuche spielt auch hier eine Rolle: „Besonders für den Nachmittag fehlt es an Mitarbeitern“, sagt Ellen Wehnen.

Die Nachrichten aus der Branche zeigen, dass Veränderungen auf die Unternehmer zukommen: Der bekannte Kinderwagenhersteller Hesba befindet sich im Insovenzverfahren, der Spielwaren- und Möbelhersteller Haba ebenfalls. An ihrer Kernkompetenz, der Beratung, hält die Familie fest und sagt: „Der stationäre Laden vor Ort hat seine Berechtigung, auch zukünftig“, so Ellen Wehnen. Ihre beiden Kinder lassen sich in diese Richtung ausbilden. „Wir wollen bleiben und helfen, für die allerkleinsten Menschen die richtigen Entscheidungen zu treffen“, sagt Wehnen. Hermine Freitag ergänzt: „Wie vor 40 Jahren haben wir heute noch die selben Ziele.“