Kommunalwahl Kempen: SPD will stärkste Kraft im Rathaus werden

Kempen · An der Kempener Burg haben die Sozialdemokraten ihr Programm für Kommunalwahl vorgestellt.

Auf der Burgwiese stellten die Vertreter der SPD ihr Programm vor.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Stefan Kiwitz spürt eine Wechselstimmung in der Stadt. Der Kempener SPD-Vorsitzende und sein Team gehen daher zuversichtlich in den Wahlkampf. „Stärkste Kraft im Rathaus“ wollen die Sozialdemokraten nach der Kommunalwahl am 13. September werden. Und dafür haben sie intensiv an einem Wahlprogramm 2020-2025 gearbeitet, das sie nun der Presse vorstellten.

„Wir haben uns mit unseren Bürgerdialogen früh auf den Weg gemacht. Dabei haben wir viele Anregungen und Probleme gesammelt, die die Bürger auf dem Herzen haben“, so Kiwitz. Auch der Umzug in das Parteibüro am Hessenring sei eine gute Entscheidung gewesen. „Wenn das Büro besetzt ist, kommen die Menschen auch rein“, sagt der 2. Vorsitzende Jörg Engeln. Aus diesem Input ist ein 32 Din-A5-Seiten starkes, umfassendes Wahlprogramm geworden.

Kempener Westen als
Chance für „neues Bauen“

Das Motto der SPD: „Machen wir Kempen zur familienfreundlichsten Stadt am Niederrhein!“ Wobei die Sozialdemokraten diesen Familienbegriff weit gefasst verstehen, auch Senioren und Singles gehörten dazu. Das gilt besonders für das Thema bezahlbares Wohnen, eines der vier SPD-Kernpunkte. Es könne nicht sein, dass die Kassiererin und die Erzieherin in Kempen keinen Wohnraum finden könnten, so der SPD-Fraktionsvorsitzende Andreas Gareißen. Der Kempener Westen biete die Chance für „anderes Bauen“, zum Beispiel Mehrgenerationenwohnen, so Kiwitz.

Pädagogische Konzepte für
den Schulcampus gefragt

Das entscheidende Thema der nächsten Jahre werde die Weiterentwicklung des Schulcampus sein, so SPD-Geschäftsführer Finn Maaßen. Die Aufgabe des Ludwig-Jahn-Sportplatzes zugunsten eines neuen Gebäudes für die Gesamtschule hält die SPD für bedenklich. „Keiner spricht mehr über pädagogische Konzepte“, so Maaßen. Das Gutachten, das dazu einst in Auftrag gegeben wurde, sei in der Schublade verschwunden. Und gebaut werde auf dem Gelände der ehemaligen Martinschule nun wieder ein Neubau als Frontalunterrichtsschule. Das ist der SPD zu wenig. Die Ideen seien ja da, man müsse sie nur umsetzen, um den Begriff Schulcampus auch mit Leben zu füllen und die „Schule der Zukunft“ zu gestalten.

Weitere Kernthemen sind Klimaschutz und Verkehr. Beides seien auch Themen, die sich im Kempener Westen gut umsetzen ließen.

Kempen brauche ein Verkehrskonzept für alle Teilnehmer. Die SPD schlägt vor, ein Kempen-Ticket einzuführen, mit dem alle Kempener innerhalb der Stadt kostenlos Busse nutzen können. Dafür wolle man sich als Pilotprojekt bewerben und hofft auf finanzielle Mittel vom Bund. Man wolle so Anreize schaffen, das Auto stehen zu lassen. Auch die Idee des Bürgerbusses verfolgt die SPD weiter.

Wichtig sei, dass sich in der Verwaltung etwas ändere, so Kiwitz. Da setze man voll auf den Bürgermeisterkandidaten Christoph Dellmans (parteilos), der für SPD, Grüne und Linke ins Rennen gehen wird. Der Stadtsprecher habe Einblick in die Verwaltung und könne die Schwachstellen ausmerzen. Der Bau der neuen Rathäuser am Bahnhof habe gezeigt, wie planlos die Verwaltung derzeit agiere.

Die Burg nicht
aus den Augen verlieren

Bürgermeisterkandidat Dellmans und die SPD-Landratskandidatin Annalena Rönsberg waren zur Vorstellung des Wahlprogramms vor die Burg gekommen. Wohnen und Verkehr sind auch ihre Themen. „Das sind Themen, die wir gemeinsam angehen müssen“, so Rönsberg mit Blick auf die Zusammenarbeit von Kreis und Kommunen. Bisher sei die Kommunikation an vielen Stellen nicht optimal. Das wolle sie ändern.

Dellmans kann sich mit vielen Punkten des SPD-Wahlprogramms identifizieren. Gerade die Themen „Wohnraum für alle“ und „Verbesserung des ÖPNV“ gehörten auch zu seinen Kernpunkten.

Der Standort des Pressegesprächs an der Burg war nicht zufällig gewählt. Die Kempener Burg will keiner der Beteiligten aus den Augen verlieren. Annalena Rönsberg erwartet, dass sich auch der Kreis in die Gestaltung der Zukunft der Burg einbringt. Christoph Dellmans verfolgt dazu die Idee einer Bürgerstiftung in Zusammenarbeit mit dem Verein „Denk mal an Kempen“.

Die SPD nimmt eine wachsende Unzufriedenheit der Bürger wahr. Dass es bisher nicht möglich war, Umkleiden am St. Huberter Sportplatz zu bauen, sei eines der Versäumnisse, die die Menschen ärgerten. 70 Jahre CDU-Mehrheit sollten nun ein Ende haben, finden die Sozialdemokraten. „Die haben den Karren in den Dreck gefahren“, so Kiwitz mit Blick auf die Haushaltslage. Nun wolle die SPD aktiv gestalten.