Kempen: Stadt bittet Eltern zur Kasse

Erhöhung: Für die Tagesbetreuung müssen Familien wohl tiefer in die Tasche greifen. Der Ausschuss berät nächste Woche.

Kempen. Im Sommerinterview mit der WZ hatte Bürgermeister Volker Rübo es bereits angekündigt, jetzt wird die Verwaltung konkret: Zum 1.Januar 2011 sollen die Elternbeiträge für Kindertageseinrichtungen, Kindertagespflege und Offene Ganztagsschulen erhöht werden. So steht es in der Vorlage für den Jugendhilfe-Ausschuss am kommenden Dienstag. "Das ist eine moderate Erhöhung. Wir passen uns den Gegebenheiten in den umliegenden Kommunen an", sagte Bürgermeister Rübo gestern gegenüber der WZ. Sehr eng sei die Orientierung an den Beiträgen des Kreises Viersen.

Am meisten zur Kasse gebeten werden sollen die Eltern von Kindern unter zwei Jahren (U2). Als Beispiel: Eltern eines Kindes mit einem Jahreseinkommen zwischen 39000 und 52000Euro (mittlere Einkommensgruppe) sollen pro Monat 131Euro für eine Betreuung bis 25 Wochenstunden in einer Tageseinrichtung bezahlen. Bislang liegt der Beitrag bei 63,87 Euro. Je mehr die Eltern verdienen, umso höher ist auch der Beitrag.

In den anderen Altersklassen (drei bis sechs Jahre und U3-Betreuung) soll die Erhöhung sehr gering ausfallen. "Dort werden die Beträge nur aufgerundet", so Rübo. Beispiel (U3-Betreuung, bis 25Stunden, mittlere Einkommensgruppe): 64 statt 63,87 Euro.

"Bislang hatten wir keine Altersklassentrennung, weil wir alle Familien möglichst gleich behandeln wollten", erklärt der Bürgermeister. Weil aber der Betreuungsaufwand für Kinder unter zwei Jahren wesentlich umfangreicher sei, sei die Unterscheidung sinnvoll. "Bei einer besseren Haushaltslage hätte man weiterhin auf die Unterscheidung verzichten können. Das ist aber jetzt nicht mehr möglich", ergänzt Volker Rübo.

Auch Eltern von Grundschülern, die ihre Kinder in der Offenen Ganztagsbetreuung haben, müssen sich ab 1.Januar auf einen höheren Beitrag einstellen. Ab einem Jahreseinkommen von 52000Euro werden künftig 150 statt 115,39 Euro pro Monat fällig.

Eine wirkliche Entlastung für den Kempener Haushalt ist die Erhöhung der Elternbeiträge übrigens nicht. "Durch die Maßnahmen werden wir eine Mehreinnahme von etwa 60000 Euro haben", sagt Rübo. Im Gegenzug steigen aber auch die Ausgaben im Kinder- und Jugendbereich. Bei der Tagespflege muss die Stadt nämlich den Stundensatz für eine Tagesmutter von drei auf 4,20 Euro erhöhen. "Da haben wir Mehrkosten von knapp 70000 Euro."

"Die Kindertagespflege hat in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen", heißt es in der Verwaltungsvorlage. Sie sei fester Bestandteil der Förderung der U3-Betreuung. Dementsprechend müssten auch Tagesmütter eine angemessene Bezahlung erhalten. Der neue Stundensatz passe sich dem im Kreis Viersen an.