Ratssitzung Wieder Streit um Solarthermie
Kempen. · Der Stadtrat hat die Entscheidung über die Offenlegung der Pläne vertagt.
In der zweiten Sitzung des neuen Rates ging es am Dienstag politisch zur Sache. Die Solarthermie-Anlage, die die Stadtwerke Kempen als Erweiterung des Fernwärmenetzes auf einem Acker am Krefelder Weg errichten möchten, sorgte für hitzige Diskussionen. Die FDP hatte gleich zu Beginn um eine Vertagung der Entscheidungen zu Flächennutzungsplan und Bebauungsplan beantragt – hier sollte zunächst nur die Beteiligung der Öffentlichkeit beschlossen werden. Die Vertagung erfolgte einstimmig, dann war es mit der Einigkeit allerdings vorbei.
Die Stadtwerke und die Hochschule Düsseldorf hatten dem Rat eine Studie zum Technologievergleich vorgelegt, ein Planungsbüro hatte einen Alternativenvergleich für die Flächen aufgestellt (die WZ berichtete). Doch den Kritikern reichte das nicht. Er könne nicht erkennen, dass man sich ernsthaft um einen alternativen Standort bemüht habe, um den Konflikt des Flächenverbrauchs aufzulösen, so Michael Rumphorst (Grüne). Es gebe noch Riesen-Dachflächen in der Stadt, die nicht genutzt würden, so Rene Heesen (Grüne): „Ich sehe noch immensen Informationsbedarf, um uns zu überzeugen, dass diese Fläche alternativlos ist.“ Auch die Landwirte Peter-Josef Coenen (CDU) und Jörg Boves (FDP) lehnen die Planungen strikt ab. Dass die Fläche ökologisch aufgewertet werde – unter den Solarmodulen sollen Blühwiesen entstehen –, bezeichnete Coenen als Spinnerei.
Diese Kritik brachte nun Stadtwerke-Geschäftsführer Siegfried Ferling auf. Er betonte, dass die Vorlagen mit Experten wissenschaftlich berechnet worden seien und warb um Sachlichkeit in die Debatte. Auch die ökologische Aufwertung der Fläche sei wissenschaftlich nachgewiesen. Die Fernwärme sei ein Erfolgsmodell in der Stadt Kempen, das nicht schlecht geredet werden sollte. Er betonte die große CO2-Einsparung, die die neue Technik ermögliche und dass man damit einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leiste. Wichtiges Argument für die Stadtwerke: Würde man die Wärme mit Biogas erzeugen wollen, benötigte man die 60-fache Fläche für den Anbau von Energiepflanzen. Mit der Vertagung habe man den Startschuss für den demokratischen Prozess verpasst, so Ferling – was wiederrum Rene Heesen ärgerte, der auf die demokratische Legitimation des Rates verwies.
Der Bau der Anlage soll
im August 2021 beginnen
Bei der Frage nach dem Standort zeigte sich dann auch der Technische Beigeordnete Torsten Schröder am Ende seiner Geduld. Man habe ein halbes Jahr intensiv diskutiert und weiterhin seien viele der Ideen, die in den Raum geworfen wurden, am Bedarf vorbei. Solarthermie lasse sich nicht so einfach auf viele Flächen verteilen. Eine von den Grünen ins Spiel gebrachte Überdachung von Parkplätzen funktioniere nicht. In den Kollektoren ist Wasser, was diese recht schwer macht und massive Unterkonstruktionen erfordere. Darum seien Dachflächen auch nicht so ohne weiteres geeignet. Technisch begrenzt ist die Auswahl der Flächen auch durch die Rohrleitungslängen. „Wir müssen mal zu einem realistischen Austausch kommen“, so Schröder, der sich am Dienstag ebenfalls eine Entscheidung zur Offenlage gewünscht hätte.
Gleich zu Beginn hatte Bürgermeister Christoph Dellmans auch als Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke für eine Zustimmung zur Offenlegung in der nächsten Ratssitzung am 15. Dezember geworben, um das Solarthermie-Projekt nicht zu gefährden. Der Bau soll ab August 2021 erfolgen. Dellmans bat darum, dass Politik und Stadtwerke in einer Video-Konferenz zusammenzukommen und die offenen Fragen zu klären.
Trotz aller Streitigkeiten stehen die Zeichen für eine Einigung nicht so schlecht. Die beiden Fraktionsvorsitzenden Jochen Herbst (CDU) und Joachim Straeten (Grüne) warben für einen Kompromiss. SPD, Freie Wähler Kempen, Linke und ÖDP zeigten sich vom Bericht der Hochschule Düsseldorf überzeugt und signalisierten Zustimmung. Die Unterlagen kann man im Internet einsehen: