Kempen: Theater zum Thema Amoklauf
Schüler bringen ihre Gedanken zum Thema Amoklauf auf die Bühne. Das Stück beginnt mit Dunkelheit. Der Zuschauer hört nur die Geräuschkulisse eines Schulmorgens.
Kempen. Amoklauf - ein heikles Thema, von vielen nur mit spitzen Fingern angefasst. Noch kritischer wird es, wenn es um Amok- läufe an Schulen geht. Die Theater-AG des Thomaeum hat sich mit dem Thema auseinander gesetzt. Herausgekommen ist ein aufwühlendes Stück, das unter die Haut geht.
Das Stück beginnt mit Dunkelheit. Der Zuschauer hört nur die Geräuschkulisse eines Schulmorgens. Plötzlich Schüsse und Geschrei. Kurz darauf geht der Vorhang auf: dahinter eine fröhliche Party junger Leute. Gerade in dieser scheinbar harmlosen Atmosphäre sind Konflikte angelegt, die sich durch das Stück ziehen.
Da ist eine Gruppe Jugendlicher, die andere mobbt, ein magersüchtiges Mädchen, ein Junge, der trinkt, um dazuzugehören und zwei Außenseiter, die von den anderen ausgelacht werden. Für ihren Anführer Maximilian (Nils Kretschmer) ist Aggression ein Ventil für familiäre Probleme.
Viele hätten ein Motiv für einen Amoklauf. Doch die meisten "lösen" ihre Probleme anders. Lena wurde von ihrem Übungsleiter im Sportverein vergewaltigt. Nun ist der Mann Aushilfssportlehrer an ihrer Schule. Die Erinnerung wird unerträglich.
Sie richtet die Gewalt gegen sich und begeht einen Suizidversuch. Franziska Nowacki spielt die Lena mit einer Intensität, dass der Zuschauer betroffen zurückbleibt.
Diana (Hannah Königs) ist magersüchtig. Wenn sie zuhause ist, dann ist "Ana" (Caroline Kerr) an ihrer Seite. Ana ist im Internet als Personifikation der Magersucht für viele junge Mädchen eine wichtige Figur zur Orientierung. Sie steigt aus dem Spiegel und redet immer wieder auf Diana ein, bis sie schließlich vor lauter Entkräftung zusammenbricht und in eine Klinik muss.
Dann sind da noch Ben (Jannik Lange) und Martin (Anderas Dohmen). Von allen anderen gemobbt und ausgegrenzt entwickeln sie schließlich den Plan für einen Amoklauf. Martin nimmt die Pläne immer ernster. Andreas Dohmen schlüpft mit einer bemerkenswerten Stärke und Intensität in die Rolle dieses zutiefst verbitterten Jungen.
Immer mehr steigert er sich in seinen Hass, jede weitere Demütigung ist ihm Nahrung. Am Ende teilt er seinem Freund Ben seinen unerschütterlichen Entschluss mit und hinterlässt den Zuschauer atemlos angesichts seiner Leistung.
Der letzte Monolog des späteren Amokläufers sorgt für Gänsehaut. Weil sich das Stück in erster Linie um die Jugendlichen und ihre Probleme dreht, tauchen die Erwachsenen nur in Toneinspielungen auf. Dies ist nur einer von vielen tollen Einfällen, die die Schauspieler der Klassen acht bis zwölf mit Brigitte Nienhaus entwickelt haben.