„Einfach singen!“ Mitsingkonzert bei Platen begeistert Besucher

Kempen/Tönisvorst · Rund 200 Gäste stimmten sich am Donnerstagabend musikalisch auf Weihnachten ein. Die Karten waren schon lange ausverkauft.

Begleitet von Rita Wermes und Wolfgang Thier singen rund 200 Menschen bekannte und auch unbekanntere Weihnachtslieder.

Foto: Norbert Prümen

Singen ist wieder in. Schon lange ausverkauft war „Das große Weihnachtssingen auf dem Hof Platen“ in Stiegerheide unter der Leitung von Chorleiterin Rita Wermes und Pianist Wolfgang Thier. Auch die Tickets für ein Zusatzkonzert im Kempener Loft an der Wiesenstraße waren schnell vergriffen. Das Weihnachtssingen auf dem Bauernhof der Familie Platen hat schon Tradition. Vor der Halle verbreiten Holzhütten, die zum Verkauf vorbereiteten Weihnachtsbäume, Holzfeuer und Schafe im Pferch eine ländlich-adventliche Stimmung.

Die große Halle ist weihnachtlich-rustikal geschmückt mit Tannenbäumen, Strohballen und Lichterketten. Rund 200 Besucher warten an Stehtischen, ausgestattet wahlweise mit heißem Glühwein oder kaltem Bier. Der Blick richtet sich auf die Rückwand der Halle. Dort steigt die Kempener Chorleiterin Rita Wermes auf ein Podest aus zwei Holzpaletten, vor sich ein Mikrofon. Neben ihr hat sich Wolfgang Thier am E-Piano bereit gemacht. Wermes begrüßt mit Schwung die Gäste, die es trotz Wintergewitter und Hagelsturm hierher geschafft haben. Und dann geht‘s los mit „Morgen Kinder wird‘s was geben“.

Die Texte der Lieder werden gut lesbar für alle auf die Rückwand projiziert, sodass lästige Liedzettel entbehrlich sind. Ein so simples wie erfolgreiches Konzept. Die Gäste – die Zahl der Frauen übersteigt die der Männer – singen voller Freude und Begeisterung sehr konzentriert mit. Der Spontanchor klingt gut. Wermes‘ heller Sopran legt sich sanft darüber, übernimmt die Führung an unsicheren Stellen. Nur gelegentlich hat sie „etwas zu meckern“. Etwa bei der Aussprache in einem irischen Lied. Oder bei den Pausen, die im Text durch eine Lücke angezeigt werden: „Wer ein Solo will, muss das einfach ignorieren.“

Die Stimmung ist gut, nach jedem Lied gibt es spontanen Applaus. Gesungen werden traditionelle deutsche Advents- und Weihnachtslieder, aber auch bekannte und weniger bekannte Songs aus dem englischsprachigen Raum. Dazu gibt es Erklärungen. Etwa dass das Lied „Santa Claus is coming to town” aus dem Jahr 1932 zunächst abgelehnt wurde.

Die Texte erleichtern das Mitsingen ungemein. Auch bei den vermeintlich bekannten Liedern, wo die Textsicherheit spätestens bei der zweiten Strophe endet. Und überraschend schöne Zeilen auftauchen. Etwa beim Lied „Fröhliche Weihnacht überall“ wo es heißt „Licht auf dunklen Wegen, unser Licht bist du“. Wolfgang Thier begleitet den Gesang professionell und versiert, gelegentlich gibt es ein schwungvolles Piano-Solo. Besinnliche und fröhliche Lieder wechseln einander ab. Und beim getrennten Damen- und Herrensingen schlagen sich auch die Männer recht wacker.

Tanja und Fred sind aus Krefeld-Hüls angereist und begeistert. Bereits im Sommer waren sie zu Gast bei einem anderen Mitsingkonzert von Rita Wermes und Wolfgang Thier und haben damals gleich die Karten für das Weihnachtssingen gebucht. Sie sind absolute Chor-Amateure. „Ich singe alleine unter der Dusche oder im Auto, laut und gerne, aber nicht gut“, räumt Tanja ein. Sie freut sich darüber, dass sie hier einfach mitsingen kann. Einige Lieder sind für sie neu. „Und es gibt auch deutsche Lieder, die man längst vergessen hatte“, sagt sie.

Ebenfalls „totale Amateure“ beim Singen sind Danielle und Andrea. Die beiden Frauen stammen aus Kempen, kennen sich noch aus Grundschulzeiten und treffen sich traditionell vor Weihnachten. „Wir nehmen uns bewusst eine Auszeit vom stressigen Alltag, stimmen uns auf Weihnachten ein“, sagen die beiden. Für das Konzert ist Danielle extra aus Düsseldorf angereist.

Aaron hatte eine noch weitere Anreise. Der 25-Jährige kommt aus Hamburg, um bei seiner Cousine in Kempen Weihnachten zu feiern. Die hat ihn gleich zum Konzert mitgenommen, obwohl er sonst nur unter der Dusche singt. „Es ist sehr schön hier, tolle Atmosphäre, positive Stimmung, genauso, wie ich es mir vorgestellt habe“, so seine lobenden Worte – um sich dann wieder zu konzentrieren und weiter zu singen. Deshalb ist man schließlich hierher gekommen.