Segen bringen, Spenden sammeln Sternsinger ziehen durch Kempen
Kempen · Zu Jahresbeginn sind viele Kinder als Sternsinger unterwegs. Wir sind mit vier von ihnen mitgegangen.
Sie sind vier von insgesamt über 100 Kindern aus Kempen, die schon seit Anfang des Jahres durch die Straßen ziehen und so Spenden für Projekte in Brasilien und Ecuador sammeln: Die achtjährige Anna, die siebenjährige Nele, der neunjährige Moritz und der zehnjährige Maximilian wollen ein Stück dazu beitragen, dass es Kindern auf der Welt so gut geht, wie ihnen selbst.
Dicke Winterjacke, Mütze, Schal, Handschuhe – die Basisausrüstung für jeden Sternsinger und jede Sternsingerin in diesen Tagen. Auch die vier Grundschüler sind bestens gerüstet.
Auf den Köpfen tragen sie ihre selbst gebastelten Kronen, die Umhänge aus Samt haben sie über die Schultern und die dicken Jacken gezogen. Schnell werden schon die ersten Absprachen getroffen: Wer trägt die Spendendose, wer übernimmt den Stern? Wer klebt oder schreibt den Segen an die Haustür? Beim Aufsagen des Sternsinger-Spruchs wollen sich die Schüler der Regenbogenschule abwechseln.
Sie sind in der Nähe ihrer Schule unterwegs, es ist kurz vor halb elf. An einigen Häusern sind die Jalousien noch zugezogen. Trotzdem wollen sie klingeln und ihr Glück versuchen. „Vielleicht ist ja doch jemand da“, wünscht sich Anna. Neugierig schielen sie durch das seitliche Fenster, warten einige Augenblicke ab, doch niemand öffnet. Sie werfen einen Info-Zettel und den Segen in den Briefkasten und ziehen weiter zum nächsten Haus.
Menschen reagieren sehr
unterschiedlich auf die Kinder
Eine ältere Dame öffnet, sie strahlt, als sie die Kinder sieht und Moritz den Spruch aufsagt. „Das habt ihr sehr schön gemacht Kinder, danke, ich habe schon auf euch gewartet“, sagt die Frau und zückt einen Geldschein, den sie in die Spendendose steckt. „Wartet mal, ich habe noch was für euch“, ruft sie. Die Kinder schauen sich lächelnd an. Nele klebt in der Zeit den Segen an den Briefkasten. Die ältere Frau reicht Maximilian ein Paket Printen. „Danke“, sagt der Viertklässler, und es geht weiter.
„Die meisten Menschen, die aufmachen, sind sehr nett und freuen sich, dass wir kommen“, sagt Moritz. Doch schon kurze Zeit später machen sie eine Erfahrung, die die Kinder noch länger an diesem Tag beschäftigt. Ein Mann sieht die Sternsinger kommen, öffnet kurz seinen Briefkasten und geht wieder ins Haus. „Dann kommen wir eine Minute später da an und klingeln, und es macht niemand auf, da ist überall Licht an“, sagt Anna enttäuscht. Eigentlich wollen sie nicht weitergehen, warten noch und klingeln erneut. Aber nichts rührt sich. Den Segen werfen sie ein.
Die Sternsinger tauschen
sich über ihre Erfahrungen aus
Es ist ziemlich kalt. Maximilian friert und reibt sich die Hände. Denn um den Segen anzukleben, müssen die Kinder immer wieder ihre Handschuhe ausziehen. „Das ist gar nicht so einfach, das abzufriemeln“, sagt Nele und zieht den Klebestreifen glatt. Sie klingeln an der nächsten Haustür. Ein Mann in Unterhose und T-Shirt öffnet sichtlich verschlafen die Tür, begrüßt die Kinder freundlich und entschuldigt sich für sein Outfit. Die Kinder sind sichtlich irritiert, versuchen sich ein Lachen zu verkneifen, doch lustig ist es schon. Der Mann holt sein Portemonnaie. Die Sternsinger sagen nichts, schauen sich an und grinsen.
Eine Stunde später geht es zur nächsten Straße. Die Kinder sind durchgefroren und wärmen sich im Auto auf, trinken einen Schluck und essen ein Stück von der Schokolade, die sie von einer Familie bekommen haben.
Immer wieder hat sich die Gruppe in den Weihnachtsferien getroffen, mal zu dritt, mal zu viert. „Wir haben die trockenen Phasen ausgenutzt“, sagt Maximilian. In der Mittagszeit geht es zu Pommes und Würstchen ins Pfarrheim an Christ-König. Dort treffen die Kinder auf viele andere Sternsinger und tauschen sich aus: „Eine Frau hat hundert Euro gegeben“, sagt ein Kind und weiter: „Das war bisher der höchste Betrag.“ Ein anderes Mädchen: „Und einige haben nicht aufgemacht, obwohl sie uns gesehen haben.“
Anna, Nele, Moritz und Maximilian machen „Kassensturz“ am Nachmittag und sind zufrieden. Insgesamt sind rund 700 Euro zusammengekommen für Kempens Partnerschaftsprojekte, ein Bildungszentrum in Brasilien und ein Kinderhaus in Ecuador. Zu beiden Projekten pflegt die Stadt eine starke persönliche Beziehung. Das Geld wird zu gleichen Teilen gespendet.