Kempen: Stölzel-Oratorium wird in der Thomaskirche aufgeführt. Oratorium mit seltenen Klängen

Kempen · In der Thomaskirche wird ein in Kempen noch nie aufgeführtes Werk eines Komponisten aus dem Barock zu hören sein.

In der Thomaskirche werden am zweiten Advent seltene Klänge zu hören sein.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Da ist sich die Kantorin Stefanie Hollinger ganz sicher: „Der Stölzel ist in Kempen tatsächlich noch nie erklungen!“ Es geht um Gottfried Heinrich Stölzel (1690-1749), der Kapellmeister in Gotha war. Wie sein berühmter Zeitgenosse Johann Sebastian Bach hat auch Stölzel ein Weihnachtsoratorium komponiert.„Das ist schon wie das von Bach, aber es wirkt leichter. Es hat eingängigere Melodien und ist eine wirklich schöne Musik,“ meint die Kantorin der evangelischen Thomaskirche.

Die Kantaten, die Stölzel zu seinem Weihnachtsoratorium zusammengefasst hat, bestehen aus zwei Teilen, so wie es damals übliche Praxis war. Der erste Teil der Kantate wurde vor der Predigt, der zweite Teil nach der Predigt gesungen.

Sehr hohe Arien für
die Tenorstimmen

Obwohl Hollinger diese musikalische Rarität kennt und schon länger eine CD mit dem Weihnachtsoratorium von Stölzel in ihrer Sammlung steckt, ist sie doch sehr überrascht, als sie schließlich die Noten des Werks in den Händen hält. „Ich habe reingeguckt und einen Schrecken gekriegt! Für den Tenor, für die Solotenöre wie die Chortenöre, sind die Arien sehr hoch.“ Daraus schließt die Kantorin, dass das Werk deshalb so selten aufgeführt wurde bzw. wird. Auf ihre Aufführung am zweiten Advent schaut sie trotzdem recht entspannt: „Ich habe gute Tenöre in meinem Chor. Die können das.“

Dem Publikum verspricht sie ein besonderes Musikerlebnis mit der Kempener Uraufführung des barocken Meisters. Dafür hat sie auch gute Unterstützung bei den namhaften Musikerinnen und Musikern der Region gefunden. Neben der Evangelischen Kantorei wirken als Gesangsolisten Ewa Stoschek (Sopran), Johanna Werhahn (Alt), Bohyeon Mun (Tenor) und Dashuai Jiao (Bass) mit. Das Rheinische  Oratorienorchester, das für sein präzises, stilsicheres und einfühlsames Spiel bei Konzerten weit über den Niederrhein hinaus bekannt ist, begleitet. Den Continuopart am Cembalo übernimmt der Kantor der katholischen Kirchengemeinde St. Mariae Geburt Christian Gössel.

Vertonte Weihnachtsgeschichte zu Beginn des Konzerts

Das Konzert am Sonntag, 9. Dezember, um 18 Uhr in der nach der Sanierung wieder eröffneten Thomaskirche beginnt mit einem weiteren selten aufgeführtem Werk: Arnold Melchior Brunckhorst, der von 1670/75 bis ca. 1725 lebte, vertonte die Weihnachtsgeschichte.

„Dieses Stück erfüllt eine Erwartungshaltung und stellt eine festliche Einstimmung in das Konzert dar,“  sagt Stefanie Hollinger. Mit dieser Wahl bietet die Kantorin dem Publikum zum zweiten Advent zusätzlich das vollständige Weihnachtsevangelium nach Lukas.