Kempen Kempener kämpft für Martinszüge als Unesco-Kulturerbe - aus Protest gegen Halloween

In Kempen will man dazu beitragen, dass die Tradition der Martinszüge auf die Unesco-Liste kommt. Hilfe kommt von höchster kirchlicher Stelle.

Foto: Lübke (2)/Lepke

Kempen. Es war der Ärger über das zunehmende Interesse an Halloween, der Jeyaratnam Caniceus zu dieser Idee geführt hat: Gemeinsam mit René Bongartz aus Brüggen will der 51-jährige Kempener die Tradition der Martinszüge im Rheinland auf die Kulturerbe-Liste der Unesco setzen lassen. „Ich hatte die Idee zur Eintragung bereits 2013. Aus Zeitmangel konnte ich dies nicht sofort in Angriff nehmen, weil ich damals nur ein paar Wochen bis Antragschluss hatte“, so Caniceus.

Nur alle zwei Jahre können Bewerbungen eingereicht werden. Die beiden Martinsfreunde aus dem Kreis Viersen hoffen, dass es bis Fristende, am 30. Oktober 2017, klappt. Dafür wollen sie Kontakt mit Vereinen und Komitees in der gesamten Region aufnehmen, also beispielsweise auch in Krefeld und Düsseldorf. Ein großes Treffen ist für den 15. September in Brüggen geplant.

Kirchlicher Zuspruch für das Engagement kommt von höchster Stelle: „Wir verehren den Heiligen Martin von Tours als Vorbild für Menschen, die Gutes tun, ohne sich in den Mittelpunkt zu stellen: Er teilte seinen Mantel mit einem Bettler und versteckte sich vor den Menschen, die ihn zum Bischof machen wollten. Die jährlich stattfindenden Martinsumzüge erinnern an seine Wohltätigkeit und Bescheidenheit. Wenn die Unesco das Martinsbrauchtum in das immaterielle Kulturgut aufnimmt, unterstreicht sie nochmals die Bedeutung dieser Tugenden für unser Zusammenleben.“ So äußerte sich der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki auf Nachfrage unserer Zeitung.

In Kempen rennt das Duo Caniceus/Bongartz mit seiner Initiative ohnehin „offene Türen ein“, wie Rainer Hamm, Schatzmeister des hiesigen Vereins, der WZ sagte. „Für uns ist das Thema nicht völlig neu.“ So sei er im vergangenen Jahr mit dem inzwischen verstorbenen Vereinsvorsitzenden Heiner Wirtz bei einer Veranstaltung der deutschen Unesco-Kommission in Bonn gewesen. Hamm findet den Welterbe-Titel „erstrebenswert“.

Für Jeyaratnam Caniceus ist St. Martin „die einzige Veranstaltung mit christlichem Hintergrund, wo auch Kinder anderen Glaubens mitwirken“. Auch das Licht, also die Martinsfackel, sehe er als interreligiöses Zeichen. Die christliche Nächstenliebe werde hierbei hochgehalten. „Es muss unsere gemeinsame Aufgabe sein, auch in dieser schnellen und digitalen Welt Traditionen zu bewahren“, so der 51-Jährige.

„Wir werden mit Herrn Caniceus gut zusammenarbeiten“, verspricht Rainer Hamm. Seines Wissens nach sei die Bewerbung relativ aufwendig, man müsse eine Dokumentation einreichen. Geschützt werde dann nicht etwa der Kempener Verein, sondern die gesamte Tradition.

Bezüglich der Wirkung einer Eintragung in die Liste macht sich der Schatzmeister allerdings keine großen Hoffnungen: „Es ist ein schönes Prädikat, nicht mehr und nicht weniger.“ Mehr Spenden oder offizielle Förderungen seien dadurch nicht zu erwarten. Im deutschen Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes finden sich unter anderem schon das Schützenwesen, der Rheinische Karneval und das Sternsingen.