Mobile Redaktion Hotpants-Regel oder freie Kleiderwahl?
Bei sommerlichen Temperaturen ist luftige Kleidung gefragt. Aber was ist in der Schule „zu knapp“? Und müssen den Schülern Grenzen gesetzt werden? Bei der Mobilen Redaktion sagten Kempener ihre Meinung.
Kempen. An Modetrends scheiden sich bekanntlich gerne die Geister. In Neuss hat ein Berufskolleg für Aufsehen gesorgt, weil auf einem Aushang angemessene Kleidung gefordert wurde. In Kempen gibt es beispielsweise an der Liebfrauenschule in Mülhausen die Ansage, dass Hotpants nicht zu knapp sein und Tops nicht zu viel Bauch offenbaren dürfen, berichten Amelie und Leonie. Beide sind 13 Jahre alt. „Es wird danach geguckt, dass wir nicht bauchfrei zur Schule kommen“, sagen sie. Ob das nötig ist, bezweifeln die Schülerinnen des Gymnasiums. „Ich würde auch so nicht im Bikini zur Schule gehen. Aber es sind zum Beispiel auch Flip Flops verboten — das finde ich doof“, sagt Amelie. Außerdem seien auch Jogginghosen verboten. „Daran hält sich aber keiner“, verraten die beiden 13-Jährigen.
„Jeder sollte sich so anziehen dürfen, wie er sich wohl fühlt“, sagt Werner Königsmann spontan. Martina Königsmann sieht das ähnlich, aber: „Für die jungen Schüler in der Unterstufe sollte es schon Regeln geben. Den Älteren sollte es dann wieder freigestellt werden.“ Renate Messing sieht das anders. „ Es wird schon genug geregelt“, sagt sie. Vielmehr brauche es Vorbilder. Eltern und Lehrer sollten mit den jungen Menschen reden, dann gibt es auch keine Probleme“, meint sie.
Jutta Maly findet hingegen, dass es „gewisse Grenzen“ geben müsse. „Hotpants sind ok, aber wenn der halbe Po rausguckt, ist das nicht mehr angemessen“, sagt sie. Maly findet, dass es gute Argumente für das englische Modell gibt. „Eine
Art Uniform finde ich auch gut, weil es dann nicht mehr diesen Marken-Druck in der Schule gibt.“
Dem kann Monika Ridder zustimmen. Aber: „Die Uniform sollte dann auch nett aussehen.“ Pro Schuluniform spreche auch, dass es dann „nicht diesen Kampf mit den Designer-Klamotten“ gebe. Andererseits habe eine Uniform auch immer was mit einem gewissen Zwang zu tun.
„Es ist gefährlich, wenn junge Frauen zu knappe Kleidung tragen“, sagt Brigitte Schlotbohm. Erst letztlich habe sie in St. Tönis eine junge Frau mit zwei Kindern gesehen, die einfach zu knapp angezogen gewesen sei. „Das muss nicht in der Öffentlichkeit sein“, sagt sie. Und: „Es ist zwar alles etwas lockerer geworden, aber in der Schule muss die Kleidung ordentlich sein.“
Britta Meier habe besonders auf beruflicher Ebene festgestellt, „dass junge Menschen sich nicht mehr im Anzug vorstellen, sondern in lässiger Jeans und das Hemd hängt aus der Hose“. Bei manchen Bewerbern würde sie denken: „Gleich fällt die Hose runter.“ Daher würde sie es befürworten, wenn junge Menschen auch mittels Schulkleidung lernen, was angemessene Kleidung ist.
Werner Wilke ist der Meinung, dass es in Ordnung ist kurze Kleidung zu tragen, da „wir in einem freien Land leben“. Die Schüler sollten nur aus ihren Erfahrungen lernen. „Ich stimme einer Schuluniform hundertprozentig zu“ sagt Peter Hernberg. Er findet kurze Kleidung zu provokativ.
„Es gibt Grenzen“, ist die Meinung von Janne Trunke. Sie unterscheidet aber zwischen Freizeit und Schule und findet, dass man sich in der Schule angemessen kleiden sollte.
Eine Lehrerin aus Krefeld berichtet, dass man an ihrer Schule extra-weite T-Shirts für den Fall der Fälle bereithalte: Wenn Mädels zuviel Haut zeigen, können sie diese Shirts überstreifen. Sie selbst habe im Unterricht aber noch keine negativen Erfahrungen mit diesem Thema gemacht.
Auch Brigitte Hofmann-Mildebrath, ebenfalls aus Krefeld, hat lange als Lehrerin gearbeitet. Inzwischen ist sie als Trauerrednerin tätig. „Da ist die angemessene Kleidung natürlich ein großes Thema“, betont sie. Auch junge Leute sollten darauf achten. „Man muss nicht ordinär oder gar obszön daherkommen“, sagt sie. Es gebe zum Beispiel schöne und leichte Röcke, die gut für den Sommer geeignet seien, so die Krefelderin.