Kempen Eigenes Stadtarchiv für Kempen ist vom Tisch
Der Kulturausschuss stimmt dafür, dass die Akten in Dülken eingelagert werden. Die SPD ist dagegen.
Kempen. Der Kulturausschuss ist der Empfehlung der Stadtverwaltung gefolgt und hat mehrheitlich gegen ein eigenes Stadtarchiv in Kempen votiert. Die SPD stimmte dagegen, die Linken kündigten Enthaltung an. Damit dürfte die Entscheidung des Rates am 27. Juni klar sein. Das Hauptargumente gegen ein eigenes Stadtarchiv sind die hohen Kosten. „Wehmütig“, so Ina Germes-Dohmen, stimmte die CDU dafür, den Vertrag zur Verwahrung der Unterlagen des Stadtarchivs mit dem Kreis Viersen nicht zu kündigen.
Damit werden die Unterlagen des Stadtarchivs ab 2020 im Neubau in Dülken untergebracht. Auch für Benutzer sei es nicht sinnvoll, Kreis- und Stadtarchiv zu trennen, betonte Germes-Dohmen. Dem schloss sich Udo Kadagies (Freie Wähler Kempen) an. Auch finanziell sei ein eigenes Archiv nicht zu vertreten. „Wenn wir uns die Nutzungsfrequenz ansehen, können wir nicht anders“, erklärte Ute Straeten (Grüne) — „schweren Herzens“.
Heinz Wiegers (SPD) hielt ein engagiertes Plädoyer für den Verbleib des Stadtarchivs in Kempen. Er erinnerte an die lange Tradition — 2020 könnte man 150-jähriges Bestehen feiern. Stattdessen gebe man das Archiv dann weg. Und Wiegers warf viele Fragen zur zukünftigen Arbeit auf. Er nannte andere Städte wie Dinslaken und Monschau als gute Beispiele für eine gelungene Anbindung des Archivs an die Stadt. Man müsse selbstkritisch fragen, warum die Identifikation in Willich und Viersen mit dem eigenen Archiv größer sei. Man habe in Kempen im Vertrauen auf die gute Arbeit des Teams des Kreises das Archiv aus dem Blick gelassen. Wiegers wies darauf hin, dass der Standort die Perspektive der Arbeit einer solchen Einrichtung bestimme. So sei das Zeitungsarchiv in der Burg bisher sehr Kempen-zentriert. Wie gehe dies nach dem Umzug weiter?
Günter Solecki (Linke) zeigte sich „fassungslos“. Er erinnerte daran, dass die Linke dafür war, Kreis- und Stadtarchiv in Kempen zu belassen.
Die Stadt wünscht sich vom Kreis Viersen, dass Konzepte für die Digitalisierung von Dokumenten und für die Archivarbeit in den Schulen erarbeitet werden. Schulen und Interessierten müsse man einen einfachen Zugang zu den Akten ermöglichen, so Ute Straeten. Für Schulklassen sollte ein Bus zur Verfügung gestellt werden, wenn diese ins Archiv nach Dülken fahren wollen, so Ina Germes-Dohmen.
Zudem sollen Nachbildungen von bedeutenden Urkunden erstellt werden, die im Original dann in Dülken aufbewahrt werden. Die Kulturausschussvorsitzende Heike Höltken (CDU) sieht darin einen Vorteil, schließlich habe man diese Urkunden bisher nicht zu Gesicht bekommen.
Die Stadtverwaltung hatte ausgerechnet, dass ein Neubau zwischen einer Million und 1,5 Millionen Euro kosten würde. Die Grunderwerbskosten sind dabei nicht berücksichtigt. Die laufenden Kosten pro Jahr würden bei rund 200 000 Euro liegen.