Ein lebendiger Chor mit langer Tradition
Der Arnold-Chor besteht seit 1902. Chorleiter Stefan Thomas lobt seine Sänger. Homogen und gleichzeitig beweglich präsentieren sich seine Männer.
Kempen. Es ist Freitagabend und aus dem Pfarrheim Christ-König dringen wohlklingende Männerstimmen nach außen. Die Herren sitzen im Halbkreis. In der Mitte steht Stefan Thomas am Klavier, spielt, gestikuliert engagiert. Auf seine Handbewegungen hin werden die Stimmen mal lauter, mal leiser. Schön klingt es — aber es könnte besser werden, findet der Chorleiter. „Es wurde zu viel in die Pausen reingesungen. Erster Tenor, was war da los?“ Beim nächsten Stück sieht das anders aus. „Das war der beste Durchgang dieses Stücks“, lobt Stefan Thomas, als der letzte Ton von „’s ist Feierabend“ verklungen ist.
In diesen Wochen finden die letzten Proben vor dem Konzert statt. Am Sonntag, 11. Juni, gibt der Kempener Arnold-Chor sein „Wunschkonzert“. Die Sänger konnten selbst abstimmen, welche Stücke sie singen möchten. Herausgekommen ist eine bunte Mischung aus festen Bestandteilen des Repertoires sowie neuen Elementen, wie einem Potpourri aus der Operette Maske in Blau von Fred Raymond.
Der Arnold-Chor steckt voller Tradition. Seit 1902 gibt es ihn bereits. Der Name stammt von der Eisenmöbelfabrik Arnold, deren Mitarbeiter die Sängervereinigung aus der Taufe hoben. „Wir haben noch vier Sänger, die noch bei Arnold gelernt haben“, sagt der Vorsitzende Werner Beckers. Die Firma gibt es heute nicht mehr, der Chor ist dagegen sehr lebendig. Insgesamt sind es rund 55 aktive Sänger.
Der jüngste von ihnen ist der 15-jährige Alexander Leifeld. Der musikbegeisterte und -begabte junge Mann hatte auf den Vorschlag seiner Schwester hin beim Männerchor vorbeigeschaut. „Erst war ich skeptisch, aber mir gefällt es gut hier“, sagt er. Die Lieder gefallen ihm und er habe nur nette Menschen getroffen. Dass viele der Sänger deutlich älter sind als er, stört ihn nicht. Die Musik verbinde. Auf das Alter komme es da nicht an, sagt er und findet: „Geistig sind sie genauso jung wie ich.“
Der Spaß gehört im Chor dazu. Legendäre Geschichten kann Beckers von den Chorfahrten berichten. 1952 wurde Johannes Menskes Leiter des Chores. Als bedeutender Teil der Menskes-Chöre wurden die Kempener deutschlandweit gekannt. Es gab Plattenaufnahmen, Fernsehauftritte und Konzertreisen in In- und Ausland. Die Verbundenheit der Vergangenheit wirkt bis heute nach. Die Sänger sagen immer wieder voller Überzeugung: „Das ist mein Arnold-Chor.“ Das hat Chorleiter Stefan Thomas festgestellt.
Seit 2011 ist er Chorleiter. Zwar habe er zunächst aus Termingründen abgesagt, dann aber doch einen Weg gefunden, die Aufgabe zu übernehmen. Die Möglichkeit diesen „größten Männerchor im Chorverband Linker Niederrhein“ musikalisch zu betreuen, reizte doch sehr. So homogen der Chor sei, so beweglich sei er auch, lobt der Leiter. So mache das Arbeiten Spaß. Die Tradition des Chores sei in der Arbeit mit den Sängern schon spürbar, sagt Thomas, ein Bewunderer von Menskes.
Neben Volksliedern, Opern-Stücken und sakralen Gesängen bilden die Sätze von Johannes Menskes einen wichtigen Teil des Repertoires und klängen richtig gut. Die Begeisterung dafür sehe er in den leuchtenden Augen seiner Sänger, wenn sie diese Lieder singen. Wie es sich für einen Männerchor gehört, sei der Umgangston auch schon mal rau, aber immer herzlich.
Neben dem großen Konzert am 11. Juni stehen in diesem Jahr noch eine Fahrt zu einem Konzert in den Niederlanden und eine Konzertreise nach Thüringen auf dem Programm. Im Advent erfreuen die Sänger zudem traditionell im Hospital und im von-Broichhausen-Stift mit ihrem Gesang — eine Herzensangelegenheit, die in jedem Jahr dazu gehört.