IT-Sicherheit Kempener Student hackt Polizei-Drohne

Nils Rodday aus Kempen hat Sicherheitslücken in der Luft aufgedeckt und damit weltweit für Aufsehen gesorgt.

Foto: Kurt Lübke

Kempen. Die Polizei sucht einen Schwerverbrecher, der sich irgendwo auf dem Gelände eines Güterbahnhofs versteckt halten soll. Bei der Fahndung setzen die Beamten neueste Technik ein: Mittels einer Profi-Drohne, bestückt mit einer Kamera, soll das unübersichtliche Areal überwacht werden. Doch plötzlich dreht der kleine Flugkörper ab, gehorcht den Befehlen der Staatsgewalt nicht mehr. Alles deutet darauf hin, dass ein unbekannter Dritter die Kontrolle über die Hightech-Libelle übernommen hat.

Ein junger Kempener hat kürzlich bewiesen, dass dieses fiktive Szenario jederzeit Realität werden könnte. Der IT-Experte Nils Rodday hat sich für seine Masterarbeit an der Universität Twente (Niederlande) mit der Frage beschäftigt, wie leicht sich unbemannte Flugobjekte hacken lassen. Die Antwort: sehr leicht. Das gilt zumindest für jenes Modell, das ihm zur Verfügung stand.

Die Ergebnisse des Studenten haben weltweit für Aufsehen gesorgt. Nach einer Präsentation auf der RSA Security Conference in San Francisco, der größten Veranstaltung in Sachen IT-Sicherheit, berichteten unter anderem die BBC und das Forbes Magazine über den Niederrheiner — und die von ihm aufgedeckten Sicherheitslücken in der Luft. Im Internet existieren Berichte auf Russisch und Chinesisch. „Ich war von dem hohen Interesse selbst überrascht“, erzählt der 27-Jährige im Gespräch mit unserer Zeitung.

Mit vergleichsweise einfachen und kostengünstigen Mitteln kann er sich zwischen die Kontrollstation am Boden und die Drohne schalten. Er ist der „man in the middle“, wie es im Fachjargon heißt, der Mann dazwischen. Dafür reichen ihm ein Laptop, ein Funkchip, ein Adapterkabel und sein Know-how. „Im ersten Schritt greife ich von einem sogenannten Angreifer-PC aus die Daten-Pakete ab“, erklärt Rodday.

Heißt: Auf seinem Bildschirm sind Informationen über den laufenden Flugbetrieb zu sehen, die keinen Fremden etwas angehen: Wie hoch fliegt sie? Wie lautet ihre aktuelle GPS-Position? Welches Tempo hat sie drauf? Und das sind nur einige Beispiele. „In einem zweiten Schritt können dann Unbefugte aktiv in den Flug eingreifen“, fährt Rodday fort.

Das Thema hat auch deswegen Brisanz, weil Drohnen längst zum Alltag gehören. „Die Absatzzahlen steigen und steigen“, sagt der Kempener. Bei dem von ihm untersuchten Gerät geht es zwar nicht um militärische Drohnen, die unter anderem durch ihren Einsatz in Afghanistan zu trauriger Berühmtheit gelangt sind. Aber es handelt sich auch nicht um bessere Spielzeuge. „Ich habe mich mit Profi-Drohnen befasst, wie sie unter anderem von der Polizei oder der Feuerwehr verwendet werden“, erklärt Nils Rodday, der nach seinem Studienabschluss inzwischen bei IBM in Düsseldorf als Sicherheitsberater arbeitet.

Drohnen dieser Art lassen sich in einer Reichweite von mehreren Kilometern fernsteuern. Sie können kiloschwere Apparate wie Kameras oder Sensoren in die Luft befördern und kosten mehrere Zehntausend Euro pro Stück. Doch bei aller Professionalisierung: Über die Sicherheit hatte man sich offenbar noch keine Gedanken gemacht. Zumindest, so der Kempener, habe es bislang keine wissenschaftlichen Publikationen gegeben.

Und das, obwohl etwa in den USA auch bewaffnete Polizeidrohnen ein Thema sind.