Gastronomie Kolpinghaus in Kempen: Ein Sanierungsfall mit vielen Fragezeichen

Kempen · Bis Ende März soll der Betrieb ordnungsgemäß weitergehen. Dann muss saniert werden. Die Stadt hat keine Bedenken zur Sicherheit.

Das Kempener Kolpinghaus vom Hessenwall aus: Dort gelangt man direkt in den Veranstaltungssaal mit Foyer und Thekenbereich.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Wie geht’s weiter im Kolpinghaus? Spätestens seit der Berichterstattung in der WZ vor knapp drei Wochen zur Zukunft des Betriebs sind Vereine, Kegelclubs und Co. mit dieser Frage beschäftigt. Wie berichtet, ist das Kolpinghaus sanierungsbedürftig. Und Pächter Sead Muratovic hat seinen Vertrag mit der Stadt, die Eigentümerin ist, gekündigt. Inzwischen ist auch offiziell klar, dass Muratovic am 31. März die Türen schließen wird. Das bestätigte die Stadt Kempen am Mittwoch.

Für weitere Unruhe in der Diskussion ums Kolpinghaus sorgte die Absage des Weihnachtskonzerts durch die Coverband „Die Fälscher“ (die WZ berichtete am Samstag). Die Band scheut nach eigenen Angaben die Verantwortung als Veranstalter, weil Unsicherheiten mit Blick auf Brandschutz- und Sicherheitsmaßnahmen bestünden. Die Versicherung habe den Fälschern vom Konzert abgeraten.

Das wirft die Frage auf, ob denn derzeit tatsächlich Sicherheitsbedenken bestehen. „Es wurden in den letzten Wochen umfangreiche Wartungsarbeiten durchgeführt, eine Prüfung der Wartungsarbeiten durch einen Sachverständigen erfolgt in den nächsten Wochen. Es gibt zurzeit keine Bedenken, sodass Veranstaltungsdurchführungen nicht gefährdet sind“, antwortet die Stadtverwaltung.

Gutachten liegt vor und
soll nun ausgewertet werden

Offen ist weiterhin die Frage, in welchem Umfang das 1981 erbaute Haus mit Restaurant, Kegelbahnen, Saal und Hotelbetrieb saniert werden muss. Immer wieder spielt in diesem Zusammenhang das Thema Brandschutz mit den entsprechenden aktuellen Auflagen eine Rolle. Um herauszufinden, an welchen Ecken und Enden es hakt, hatte die Stadt ein Gutachten beauftragt. „Das Gutachten zur Bestandsaufnahme des Kolpinghauses liegt zwischenzeitlich vor und wird nun gesichtet, so dass ein Überblick entsteht, welche Maßnahmen eingeleitet werden müssen, so dass das Kolpinghaus weiterhin in Betrieb bleiben kann“, teilt die Verwaltung zum aktuellen Stand mit.

Die Verwaltung bekräftigt zudem, dass die Zusammenarbeit mit der Pächterfamilie Muratovic trotz der Kündigung gut läuft: „Herr Muratovic engagiert sich weiterhin sehr stark im Kolpinghaus. Er ist für die Stadt ein kompetenter Ansprechpartner und konnte viele Fragen seitens der Stadt beantworten und Probleme ausräumen.“ Daher bekräftigen beide Parteien, dass der Betrieb bis Ende März ordnungsgemäß weitergehen wird. Somit wären auch alle karnevalistischen Veranstaltungen im Februar gesichert.

Saalbetrieb soll weitgehend aufrechterhalten werden

Über den 31. März hinaus ist die Stadt ebenso guter Dinge, dass eine schnelle Pächterlösung gefunden wird. „Es gibt einen Interessenten, der das Haus weiterführen möchte. Mit ihm werden bereits intensive Gespräche geführt, wie die Renovierung/Sanierung des Kolpinghauses erfolgt“, lautet eine Stellungnahme aus dem Rathaus. Den Namen des Interessenten nannte Stadtsprecher Christoph Dellmans auf Nachfrage nicht.

Wie auch immer der neue Betreiber des Kolpinghauses heißen wird, die Stadt will erreichen, den Saalbetrieb über das Frühjahr 2020 hinaus aufrechtzuerhalten. Das ist inbesondere für die Karnevalsvereine wichtig, die schon bald die Künstler für ihre Sitzungen 2021 buchen müssen. Eine Einschränkung gibt die Stadt aber doch: „Im Rahmen eines Pächterwechsels wird sicherlich in den Monaten, in denen traditionell kaum Saalveranstaltungen stattfinden, eine kurzzeitige Schließung wegen Sanierung erforderlich sein.“

Heikle Frage, wer welche Sanierungen bezahlen muss

Als heikel bezeichnen Insider der Kempener Gastronomieszene gegenüber der WZ die Frage, wer für welche Sanierungskosten aufkommen muss. In diesem Zusammenhang bestätigt die Verwaltung, dass zwischen der Stadt und Sead Muratovic ein sogenannter Erbpachtvertrag besteht. In der Regel bedeutet das eine geringe monatliche Pacht für den Pächter. Gleichzeitig ist dieser aber auch für die Instandhaltung von Grundstück und Gebäude zuständig. Zu Details des Vertrages machte die Stadt keine Angaben. Nur so viel: „Da es sich hierbei um Vertragsmodalitäten handelt, kann keine Stellungnahme abgegeben werden. Grundsätzlich ist aus einem Erbpachtvertrag heraus der Erbbauberechtigte verpflichtet, das Grundstück und das Bauwerk in einem ordnungsgemäßen und verkehrssicheren Zustand zu erhalten.“ Als Erbbauberechtigter in der Verantwortung ist im Fall Kolpinghaus Pächter Muratovic, wie Christoph Dellmans auf Nachfrage bestätigte.

Der Pächter muss also für die Instandhaltung des Hauses sorgen. Dies werde auch durch die Stadt kontrolliert. „Herr Muratovic muss in gesetzlich und vertraglich geregelten Zeitabständen Prüfberichte aller relevanter Anlagen vorlegen. Hierdurch wird sichergestellt, dass sich die Anlagen in einem ordnungsgemäßen Zustand befinden“, so die Stellungnahme aus dem Rathaus. Auf Nachfrage ergänzte Dellmans, dass alle erforderlichen Nachweise geleistet worden seien.

Pächterfamilie legt Auflistung
geleisteter Arbeiten vor

Die Pächterfamilie ließ der WZ zudem über die Stadt eine Auflistung von Sanierungsarbeiten der vergangenen Jahre zukommen. „Seit Jahren“ habe man einen Hausmeister fest angestellt, „der handwerklich ausgebildet ist und Reparatur und Instandhaltung übernimmt“. Für Arbeiten, die dieser nicht ausführen kann, würden Fachfirmen beauftragt. Turnusgemäß seien sämtliche Bereiche des Hauses gestrichen worden. „Aktuell werden Fenster und Eingangstüren gestrichen“, heißt es in der Stellungnahme.

„In den letzten Jahren wurden außerdem der vordere Bereich der Toilettenanlagen im Restaurant sowie Saal-WCs überarbeitet, das Foyer mit neuer Beleuchtung bestückt, die Theke überarbeitet und im kleinen Saal eine Theke eingebaut.“ Ferner sei eine neue Hebeanlage eingebaut worden, ebenso drei neue Heizungsanlagen. Außerdem sei die LED-Beleuchtung im Restaurant erneuert worden.