Kostenloses Internet in Kempen?
Vom Markt-Grill aus möchten Jan van der Velden und Deniz Yilmaz den sogenannten Freifunk etablieren.
Kempen. Jan van der Velden sitzt vor dem Markt-Grill auf dem Buttermarkt und trinkt Kaffee. Er zückt sein Smartphone, checkt E-Mails und surft im Internet. Dafür benötigt er weder Handyvertrag, noch Internet-Flatrate: Der Freifunk macht’s möglich. Dieses offene und freie Bürger-Funknetzwerk will der 26-jährige Elektrotechnik-Student in seiner Heimatstadt Kempen etablieren. Den ersten Schritt dahin hat er in Zusammenarbeit mit Markt-Grill-Inhaber Deniz Yilmaz gemacht. Seit kurzem kann jeder an und in der Imbissbude am Kempener Buttermarkt kostenlos im Internet surfen.
„Die Idee dazu ist mit vor drei, vier Jahren in Berlin gekommen“, sagt van der Velden. Ein Netzwerkkabel hatte er Zuhause vergessen, die Kabelmiete des Hotels wollte er umgehen. So wurde er auf das Freifunknetz aufmerksam, das er kostenfrei nutzen konnte. „Eine tolle Sache“, sagt der Technik-Fan. Er informierte sich über das dezentrale, selbstverwaltete Netz, wurde Mitglied bei den Freifunkern und begann mit den Plänen für Kempen.
Bei Deniz Yilmaz stieß van der Velden mit seiner Idee auf offene Ohren. Der Gastronom kaufte einen W-LAN-Router, programmierte ihn mit einer frei herunterladbaren Software und machte ihn so fit für den Freifunk. Das Gerät hat Yilmaz an der Markt-Grill-Decke installiert.
Eine weitere „Freifunk-Wolke“ gibt es am Dämkesweg in der Nähe der Berliner Allee. „Ich leiste Pionierarbeit. Mein Ziel ist es, in ganz Kempen den Freifunk zu etablieren“, sagt van der Velden. Dafür braucht er Mitstreiter. Konkret sucht er Menschen, die ihren Internetzugang ohne monatliche Zusatzkosten dem Funknetz zur Verfügung stellen.
„Das ist weder illegal, noch gefährlich“, sagt van der Velden. Denn der fertig eingerichtete W-LAN-Router leitet die Daten aus dem offenen W-LAN über einen schwedischen Anbieter ins Internet. „Der Umweg über Skandinavien muss sein“, sagt van der Velden. Nach deutschem Recht gilt die „Störerhaftung“. Das bedeutet, dass jeder für seinen eigenen Internetanschluss haftbar ist — auch, wenn jemand anders darüber surft. Der Freifunk hebelt dieses Gesetz aus.
„Eine Richtfunkverbindung beispielsweise vom Turm der Propsteikirche würde ausreichen, um das Umfeld mit einem Internetanschluss zu versorgen“, blickt van der Velden in die Zukunft. Er betont: „Allen, die mich im Vorhaben unterstützen wollen, stehe ich bei Planung, Installation und Inbetriebnahme zur Seite.“