Kramer-Museum: Kunst ist in Bewegung

Christine Unger und Jürgen Heckmanns zeigen ihre Werke unter dem Titel „Begegnungen“ im Kramer-Museum.

Foto: Kurt Lübke

Kempen. Fotografien und Zeichnungen, Frau und Mann, Fotokarton und Papier — von diesen „Begegnungen“ handelt die gleichnamige Ausstellung, die am Sonntag im Kramer-Museum eröffnet wird. Bereits jetzt führten die Fotografin Christina Unger sowie der Objektkünstler und Zeichner Jürgen Heckmanns die Presse durch die Räume. Noch bevor alle Werke an dem für sie vorgesehenen Platz standen oder hingen, plauderten die Kreativen mit der WZ.

Foto: Kurt Lübke

„Ich habe immer schon geknipst“, sagt Christina Unger über ihr Schaffen. Die gebürtige Kölnerin studierte Kommunikationsdesign und Fotografie, nachdem sie ihr Abitur am Thomaeum abgelegt hatte. Heute ist die 45-Jährige als Designerin tätig und schafft im Bereich der Fotografie künstlerisch frei.

Rund 75 Exponate trägt sie bei, ihre „Begegnungen“ machte sie augenscheinlich mit Menschen und Architektur. Spiegelungen und Schatten benutzt Unger, um „neue Ebenen in der Wirklichkeit“ festzuhalten. In der Schwarz-Weiß-Fotografie geht es ihr um „Struktur und Textur“, stets unretouchiert spannungsreich. Auf Titel verzichtet Unger, um „dem Betrachter Raum für Empfindungen zu lassen“.

In den Fotografien begegnet der Betrachter, vor allem bei den untereinander gehängten Ansichten, scheinbaren Gegensätzen: schwarz-weiße Buchsbäume unten, farbige Zypressenspitzen oben. Wasser-Spiegelungen als Abbild der Realität, ohne diese direkt zu zeigen.

Glasfassaden-Strukturen als klar unterteilte Einheiten, Laternen-Schatten als Licht-Spiel. Morbide gefällt der Blick auf eine schwarze Katze, die an einem offenen Grab döst, doch scheinbar trauert. Mit Laub gefüllte Müllsäcke stehen neben Grabsteinen aufgereiht — für ihre genauen Beobachtungen machte Unger unter anderem Fotos in New York, Paris, London und Frankfurt am Main.

Die Begegnung mit Jürgen Heckmanns ist ruhig und konzentriert. Der vor 74 Jahren in Mülheim an der Ruhr geborene, studierte Künstler lehrte vier Jahre am Luise-von-Duesberg-Gymnasium (LvD), war Gesamthochschul-Kunstdozent und Professor in Bielefeld.

Sein Material ist Papier: „Es ist nicht ewig, eher billig und ein Wegwerfprodukt. Ich will der Zellulose Würde zuteil werden lassen, denn Papier fasziniert.“ Plastisch und malerisch verwandelt Heckmanns den Werkstoff zu Wänden, Leitern und Figuren. Das leichte Material wirkt als 2,15 Meter hohe, baumähnliche Gestalt massiv wie Holz. Es korrespondiert mit dem Betrachter, sein Atem setzt „Hülle und Höhle“ in Bewegung.

Heckmanns begann mit Zeichnungen, entwickelte das Papier aus seiner Flächigkeit heraus weiter. Die reliefartigen Wandbehänge haben rotbraune („Farbe des Lebens“), versonnte („klingt besser als vergilbt“) oder schwarze Akzente.

Die „Staubbilder“ setzen Zeitzeugen in Szene, die „Papier-Partituren“ mit Tusche-Notenlinien und Samenkörnern als Noten („Rapsodie“) lassen die Kunst tanzen, setzen sie in Bewegung — stets ohne Titel, die Gedanken sind frei. Ein Besuch der Ausstellung „Begegnungen“, die am 29. Juni endet, lohnt sich unbedingt.