Grefrath Kultkneipe Wring: Zum Abschied noch ein "Meter Cola-Korn"
Stefan Straeten lässt die Kultkneipe Wring in Grefrath wieder aufleben. Aber nur für ein paar Abende — bis der Bagger kommt.
Grefrath. Eine Ära geht zu Ende. Die Tage der Kneipe „Neue Heimat“ an der Bahnstraße — früher als Wring bekannt — sind gezählt. Dort wird im nächsten Jahr altengerechtes Wohnen neu gebaut, daher wird das Gebäude mit der Kneipe abgerissen. Voller Wehmut werden da einige Grefrather auf ihre Jugendzeit zurückblicken. Allen voran Stefan Straeten, vielen besser bekannt als Stracke. Er lädt nun in den nächsten Monaten zu einigen Wring-Revival-Partys ein. Zwei Termine stehen schon fest: am heutigen Samstag und am Samstag, 16. Dezember. „Mit Freude und Trauer sehen wir den letzten Öffnungstagen entgegen“, heißt es in seiner Ankündigung zur Party „Wring - Letzte Runde“. „Bis der Bagger kommt, noch mal Gas geben.“
Stefan Straeten
Das Wring hatte schon viele Leben. Schon vor Straeten, der die Kneipe von 1999 bis 2002 führte, waren Partys an der Bahnstraße 22 an der Tagesordnung. Denn das „Lido“ war in den 60er Jahren Grefraths erste Diskothek an dieser Stelle und damit eine echte Attraktion. Später, daran erinnert sich Straeten, standen unter anderem Uwe Ellerwald, später dann Markus Zemang am Zapfhahn. „Das war der Laden für Grefrath“, erinnert sich Stefan Straeten.
Als er damals hörte, dass Markus Zemang aufhört, ergriff er die Chance und unterschrieb den Mietvertrag für drei Jahre. Zu dieser Zeit war er Student für das Grundschullehramt und nebenbei schon gastronomisch tätig. Von 1999 bis 2002 öffnete Straeten das Wring am Wochenende und Mittwochsabends. „Es war eine ungezwungene, schöne Zeit“, erinnert er sich. Oft waren es Freunde, die kellnerten oder sich um die „Security“ kümmerten. Der selbst ernannte DJ legte für ein paar Weizenbier Musik auf. Es war eine Kommunikationsschnittstelle. Man konnte immer hingehen und wusste, dass man Bekannte trifft. „Jeder kannte jeden, da gab es nie Ärger“, blickt Stefan Straeten zurück. Im Wring wurde getanzt, gelacht, diskutiert. Paare fanden zueinander, einige gingen bis zum Ultimativen und heirateten.
Und verrückte Ideen entstanden. Wie der „Tanz um den Tannenbaum“ an Heiligabend mit Frühschoppen und Verlosung für diejenigen, die noch kein Geschenk hatten, Feten mit massenweise Kunstschnee oder auch der Cola-Korn-Contest. Aus Holland kannte man die ein Meter langen Holzriegel, die Platz für elf Gläser bieten. Im Wring ging der „Meter Cola-Korn“ so manches Mal über die Theke — und wurde gerne auch mal um die Wette gelehrt. Das Wring hat in den vergangenen Jahrzehnten seine Gestalt kaum verändert.
Der Name, so erklärt es Straeten, kommt übrigens vom „Auswringen“. Die Wring, eine alte Saftpresse, gehörte früher zum Inventar der Kneipe. „Wo die herkam — keine Ahnung“, so Straeten. Die Kiste wanderte später in eine Garage. Geblieben ist bis heute der rustikale Charme der Gaststätte mit seinen Feldbrandsteinen und den alten Holzbalken. Auch nach 2002 ging es dort weiter — immer wieder standen andere Menschen am Zapfhahn. 2005 übernahm Andreas Schlatterer unter dem Namen „Rock am Wring“. Im Dezember 2007 zog die ehemalige Ratsschänken-Wirtin Hiltrud Villbrandt ins Wring um und eröffnete dort unter dem Namen „Neue Heimat“.
Für Stefan Straeten war das Wring der Auftakt für viele weitere Partys und Veranstaltungen. Ob Karneval, Vatertag oder Tanz in den Mai — mit seiner Veranstaltungsagentur UNCLE-SSEM Eventmanagement wird der heute hauptberufliche Feuerwehrmann immer dann aktiv, wenn er irgendwo eine Gelegenheit für eine gute Party sieht. Auch wenn das aufgrund von Auflagen, Kneipensterben, Rauchverbot und gesunkener Toleranzgrenzen von Anwohnern nicht einfacher wird.
Der Tanz um den Tannenbaum wanderte übrigens im Laufe der Jahre und fand zuletzt in der Diskothek La Cave im Sporthotel statt. Das La Cave steht zwar in diesem Jahr nicht mehr zur Verfügung. Aber am 24. Dezember soll in Grefrath trotzdem wieder getanzt werden können. Der „XMas Tree-Dance“ findet diesmal in der Ice Club Lounge im Eisstadion statt. Im nächsten Jahr wird es wieder die eine oder andere Party von Stefan Straeten im La Cave geben.
Und freuen können sich Fans von Stracke-Partys auch auf Altweiberdonnerstag. Am 8. Februar ist wieder Altweiber-Wiesn-Schwof im Festzelt am Sporthotel.
Nun steht aber erst mal der Wring-Abschied an. Sicher auch mit einigen Metern Cola-Korn. Einen „Meter“ hat Straeten noch aufgehoben.