Kultur Ein Jubiläum nach langer Durststrecke

Kempen · Bereits zum zehnten Mal stellt das Kempener Kramer-Museum im Rahmen eines besonderen Kunsthandwerkermarkts Fertigkeiten regionaler Künstler vor.

Im Kramer-Museum locken nach einer längeren Durststrecke wieder Kunsthandwerker zum Schauen und Staunen.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Es ist ein besonderes Jubiläum, welches das städtische Kramer-Museum im Kulturforum Franziskanerkloster feiert. Denn zum zehnten Mal wird es am kommenden Samstag und Sonntag von 11 bis 17 Uhr eine Ausstellung mit besonderem Kunsthandwerkern in allen Museumsräumen, den Kreuzgängen und in der Paterskirche zeigen.

Seit über 20 Jahren richtet Doris Morawietz die Kunsthandwerkertage seitens des Städtischen Kramermuseums aus. „Wir machen das alle zwei Jahre. Es passt eben so schön“, sagt die im Kulturamt für den Bereich Ausstellungen seit Jahren zuständige Frau. Wenn nicht wie 2021 Corona dazwischenkommt.

Die Idee dazu „war eine Eingebung“, beschreibt sie den Prozess aus heutiger Perspektive. „Ich hatte ein paar Kunsthandwerkerinnen, und da kam die Idee, so etwas mal zu machen.“ Andere Museen hatten ähnliche Projekte bereits auf die Beine gestellt.  „Da haben wir das Rad nicht neu erfunden“, sagt Morawietz.

Das Konzept der Ausstellung habe dabei eine ganz besondere Ausrichtung, die sich in das Ensemble des Hauses einbetten soll. „Ich habe versucht, dass durchzuhalten, dass die Aussteller bei Museumsobjekten stehen, die auch was mit deren Arbeiten zu tun haben. Und ich wollte gleichzeitig, dass die Besucher unsere Museumsausstellung wahrnehmen“ erläutert sie. „Deswegen stehen da auch keine Stellwände, dass die Besucher die Arbeiten der KunsthandwerkerInnen sehen und unsere Ausstellung entdecken.“

Wenn Sie die Entwicklung der vergangenen Jahre Revue passieren lässt, dann kann sie nur Positives aus Ihrer Sicht berichten. „Es sind stetig mehr Aussteller gewesen, die sich beteiligt haben und auch die Besucher peu á peu etwas mehr.“ Die größte Anzahl an Kunsthandwerkern im Kramer-Museum beziffert sie mit 30. „Und wir hatte an einem Wochenende mal 1300 Besucher.“ Diesmal sind es „lediglich“ nur 25 Stände, wobei einige von ihnen auch draußen vor dem Museum stehen sollen, „wenn das Ordnunsgamt das mitmacht“. Wegen Corona will man einfach mehr großzügigen Platz schaffen.

Das Besondere zeigen,
das es nicht überall gibt

Was ihr bei der Auswahl der Künstler  wichtig ist? „Dass die Sachen handwerklich gut gemacht sind, es aber auch kreativ ist. Alle, die teilnehmen, beherrschen ihr Handwerk. Und es ist oft mehr Kunst als Handwerk“, möchte sie die dort zu sehenden Werke schon gerne „abgrenzen vom Kunstgewerbe, auf jeden Fall“. Ihr geht es dabei um „das Besondere, das man nicht an jeder Ecke erwerben kann, das Individuelle, was der Einzelne präsentiert“.

Was an Kunst dann komme, „da bin ich offen“, sagt die engagierte Organisatorin. Einseitige Schwerpunkte oder Akzente, die gebe es bei der Auswahl der Kunst nicht.

Allerdings achtet sie schon darauf, dass die beteiligten Künstler "hier aus der Ecke kommen", damit der lokale Bezug gewahrt bleibt. „Diesmal kommen sie aus Kempen, Grefrath, Nettetal, Geldern, aus Tönisvorst, Mönchengladbach, einer aus Oberhausen.“ Also fast alle weitestgehend vom Niederrhein.

Die Palette der Ausstellungsstücke reicht dabei von Filzobjekten, Holzaccessoires, Patchwork, Schmuck aus Edelmetall, Taschen, Bilder und Objekte aus unterschiedlichen Materialien, anderen schönen Dinge aus Glas, Unikaten aus Porzellan und Steinzeug, Buch- und Papierkunst bis zu höchst kunstvoll gestalteten Ostereiern. „Dass das eine schöne Mischung ist und für jeden vielleicht was dabei ist." Dabei gehe es auch nicht nur klischeehaft um „Handarbeit für Frauen“, überspitzt sie bewusst. „Wir haben einen Graveur, der Metall graviert, die Messermacher, da sind die Männer ganz begeistert von.  Es soll jeden ansprechen auf einem hohen Niveau.“

Jetzt hofft Morawitz nur noch, dass nicht einige der Künstler wegen der viele positiven Coronafälle noch ausfallen. „Bei den hohen Inzidenzen müssen wir damit rechnen“, sagt sie. Mittlerweile sind auch die Vorgaben für das Wochenende  klar: der Zutritt zum Markt wird unter 3G-Bedingungen möglich sein. Und wie die Resonanz ausfallen wird, da wagt sie noch überhaupt keine wirkliche Prognose. „Die Menschen sind schon froh, aber zum Teil auch noch zögerlich“, sagt sie in Bezug auf das Verhalten. Persönlich wünsche sie sich natürlich „für die Kunsthandwerker,  dass viele Leute kommen, dass es wieder eine schöne Atmosphäre gibt und am Ende der zwei Tage alle sagen: Das hat sich für mich gelohnt. Aber eine Glaskugel habe ich leider nicht zur Verfügung.“

Bei den Künstlern
herrscht Vorfreude

Bei den Künstlern wie der Tönisvorster Keramikerin Beate Begovic herrscht schon so etwas wie Vorfreude. „Das ist immer ein schöner Auftakt in die Saison und ganz anders als das, was man sonst so als Künstlergruppe organisiert. Es ist ein schönes Flair, das Museum hat schon sowas wie einen Status – und für eine Künstler ist es schön, da auszustellen. Das ist rundweg nett gemacht.“

Allerdings müsse man selbst schauen, was man mitbringt. „Ich beschränke mich auf kleinere Bilder, Reliefe in Bildform und kleinere Objekte aus Keramik mit Holz kombiniert.“ Und aktuell wirke das Ganze schon ein wenig unwirklich nach der langen Corona-Zeit. „Man muss sich erst einmal auch so als Künstler wieder daran gewöhnen, dass wieder was geht. Man fragt sich: Dürfen wir wirklich ausstellen? Und man trifft tatsächlich Menschen. Da ist man fast schon ein bisschen zurückhaltend geworden. Deshalb freue ich mich, dass man sich daran jetzt wieder gewöhnen darf.“